Kulturgemeinde Weinheim

Finanzen bleiben das große Problem

Sinkende Abozahlen reißen Löcher ins Budget - Kooperation mit anderen Bühnen?

30.06.2017 UPDATE: 01.07.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden

Die Spitzen der Kulturgemeinde: Angelika Keßler Haus und Martin Grieb. F.: Kreutzer

Von Günther Grosch

Weinheim. Ob Landau, Frankenthal Worms oder Weinheim: Es ist landauf landab das gleiche Problem, vor dem die Tourneetheaterbühnen stehen. Zurückgehende Besucher- und vor allem Abonnentenzahlen reißen Jahr für Jahr immer größere Löcher ins Budget. Auch die Weinheimer Kulturgemeinde, die 2018 ihren 70. Geburtstag feiern wird, bleibt davon nicht verschont, wie Vorsitzende Angelika Keßler-Hauß und Geschäftsführer Martin Grieb bei der Stücke-Vorstellung der Spielzeit 2017/18 bedauerten. Wobei das Problem nicht an der Qualität und Auswahl der Stücke liegt, wie sie sagen: "Es ist in der Mehrzahl die Altersstruktur unserer treuen Besucher, die oft unter Tränen ihre Abos kündigen, weil ein Theaterbesuch für sie zu beschwerlich wird." Die Jüngeren wollen sich nicht in ein zeitlich festes Korsett zwängen lassen und erwerben Karten eher im freien Verkauf.

Die Kulturgemeinde verzeichnete in der vergangenen Saison bei den 22 Abo-Vorstellungen in vier unterschiedlichen Mieten ein Minus von 83 Personen. Gleichzeitig verringerte sich die Zahl der Abo-Gesamtbesucher bei einer 53-prozentigen Auslastung der Stadthallenplätze gegenüber der Vorsaison von 8777 auf 8269. Als hauptverantwortlich hierfür machten Keßler-Hauß und Grieb einen "ausgesprochen sommerlich-heißen Saisonstart" sowie eine "Grippewelle im Frühjahr" aus.

Die drei Kindertheatervorstellungen sahen 1182 Kinder. Auch hier gab es ein Minus von 156 Besuchern. 358 Menschen verfolgten die Sonderveranstaltung "Rumkumme" mit dem Odenwälder Shanty-Chor. Was im Vergleich zur "Irish Christmas" in der Vorsaison ein Minus von 171 Gästen bedeutet. Mieten, Kindertheater, Sondervorstellung und "Sonstiges" eingerechnet, verringerte sich die Gesamtbesucherzahl bei 26 Vorstellungen und der damit verbundenen Auslastung von 56 Prozent von 11.001 auf 10.147 Besucher. Am besten besucht waren das Kinderstück "Des Kaisers neue Kleider" (702 Besucher), "Im Weißen Rössl" (586) und "Ivushka" (568). Die wenigsten Theaterfreunde wollten "Bette & Joan" (198), "Scherben" (214) und "Die Deutschstunde" (217) sehen.

Von den Besuchern "qualitativ am besten beurteilt" wurden "Madame Butterfly", "Saitensprünge" und "Die Deutschstunde". Schlechte Noten erhielten "Der letzte der feurigen Liebhaber" und "Bette & Joan". Das Thema "Finanzen" einmal ausgeklammert, zeigten sich Keßler-Hauß und Grieb zufrieden. Sie versprachen, das zuletzt erarbeitete Niveau zu halten. Aber: "Unsere Ausfall-Rücklagen sind so gut wie aufgebraucht." Ein Antrag auf eine Erhöhung des bisher bei 110.000 Euro liegenden Zuschusses der Stadt - das zur Verfügung stehende Gesamtvolumen, das durch Eintrittsgelder aufgefüllt wird, liegt bei 280.000 Euro - bleibt wohl unausweichlich: "Qualität kostet Geld", so Grieb. Die Buchung einer guten Inszenierung mit bekannten Mimen koste bis zu 10.000 Euro. Die Gedankenspiele laufen darauf hinaus, im Verbund mit benachbarten Bühnen wie Worms oder Landau Stücke einzukaufen, um Anreise- und Übernachtungskosten zu sparen.

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Anreize schafft man nun mit der Möglichkeit, sich frei über die Mieten hinweg Stücke selbst zusammenzustellen. Zu diesem Zweck stehen zwei Wahlabos zur Verfügung: Je ein Vierer- und ein Sechser-Stücke-Block, "innerhalb derer man wählen kann". Bedingung: "Um das Schauspiel zu stärken, dürfen sich im Wunsch-Block maximal zwei beziehungsweise drei Musikstücke befinden." Außerdem startet der Versuch eines "Jugend- und Azubiabonnements" unter dem Motto "Theater2go". Hierzu zählen die drei Stücke "Krabat", "Die Wanderhure" und "Monsieur Claude und seine Töchter".

Erstmals nach fünf Jahren kommt es im freien Verkauf wieder zu einer Preiserhöhung. Hier ist pro Vorstellung ein Euro mehr fällig. Auf den 70. Geburtstag freut man sich trotzdem: Am 10. Mai 1948 war die Kulturgemeinde in die erste Spielzeit gestartet. Seitdem nutzten mehr als eine Million Besucher das Angebot.

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