Leimen und Heidelberg rücken zusammen
Oberbürgermeister unterzeichneten Erklärung – Bessere Verkehrsanbindung für Rohrbach-Süd

Von Thomas Frenzel
Leimen/Heidelberg. Ein solches "Leuchtturmprojekt", wie es Leimens Oberbürgermeister Hans D. Reinwald nannte, hat die gesamte Metropolregion noch nicht gesehen: ein riesiger Industriepark, der sich nicht an Gemarkungsgrenzen hält, sondern auf interkommunale Zusammenarbeit setzt. Mit seinem Heidelberger Kollegen Eckart Würzner unterzeichnete der Leimener Rathauschef gestern eine Erklärung, wonach beide Städte das interkommunale "Gewerbegebiet Heidelberg-Leimen" planen und gemeinsam entwickeln werden.
Hintergrund
Weit und breit ist ein derartiges Projekt nicht zu finden: ein interkommunales Gewerbegebiet mit einer Fläche von 70 Hektar. Just einen solchen grenzüberschreitenden Industriepark wollen die Nachbarstädte Leimen und Heidelberg in den nächsten Jahren
Weit und breit ist ein derartiges Projekt nicht zu finden: ein interkommunales Gewerbegebiet mit einer Fläche von 70 Hektar. Just einen solchen grenzüberschreitenden Industriepark wollen die Nachbarstädte Leimen und Heidelberg in den nächsten Jahren auf den Weg bringen. Einen entsprechenden "Letter of Intent", sprich: eine Erklärung, unterzeichneten die Oberbürgermeister Hans D. Reinwald und Eckart Würzner gestern feierlich im Leimener Rathaus. Das gemeinsame Leuchtturmprojekt soll zum einen die verkehrstechnische Erschließung des Heidelberger Gewerbegebiets Rohrbach-Süd verbessern, zum anderen sollen Flächen im Leimener Norden einer Gewerbenutzung zugeführt werden. (fre)
Das gemeinsame Gewerbegebiet verbindet den überwiegend industriell genutzten Teil des Heidelberger Gewerbegebiets von Rohrbach-Süd mit dem Gewerbegebiet Leimen-Nord. Das Zementwerk findet sich hier, ebenso Eternit. Diese bestehenden Flächen werden ergänzt um das Leimener Areal Fautenbühl. Schon seit Beginn der 1980er Jahre sind die 11,5 Hektar für eine Gewerbenutzung vorgesehen, zu der es aber noch nicht gekommen ist: Auf dem Areal findet sich auch eine ehemalige Hausmülldeponie Heidelbergs. Das interkommunale Gewerbegebiet hat eine angedachte Fläche von rund 70 Hektar, davon liegen geschätzte 60 Prozent auf der Leimener Seite. Der überwiegende Teil des Gebiets befindet sich in privatem Eigentum.
Die Vorteile der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sind für die beiden Rathauschefs greifbar. Rohrbach-Süd, das mit drei Ein- und zwei Ausfahrten nur unzureichend an das überörtliche Verkehrsnetz angebunden ist, erhält im Süden mindestens eine weitere Erschließung. Hier ist die Verbindung der der Heidelberger Hatschek- mit Leimens Schwetzinger Straße/L 600 eine denkbare Variante, zumal so auch die Bundesstraße B 3 besser erreicht wird. Reinwald verspricht sich von dieser direkteren Anbindung auch eine Entlastung für Leimens Wohngebiete, da der Rohrbach-Süd-Verkehr aus dem Süden nicht mehr durch die Große Kreisstadt muss. Würzner sieht mittel- bis langfristig auch großes logistisches Potenzial im bestehenden Industriegleis, mit dem nur das Zementwerk an die Rheintalbahn angeschlossen ist. Aus seiner Sicht könnte der alte Wunsch eines S-Bahn-Halts bei Rohrbach-Süd wieder zur neuen Option werden. Der Leimener OB versprach sich zudem Vermarktungsvorteile für die Leimener Flächen, wenn der Name Heidelberg im gemeinsamen Gewerbegebiet auftaucht. Und mit Blick auf die Ex-Deponie sagte Reinwald, die Nachbarstadt habe sehr große Erfahrung beim Flächenrecycling.

Handschlag über Städtegrenzen hinweg: Oberbürgermeister Hans D. Reinwald (l.) und Eckart Würzner unterzeichneten im Leimener Rathaus eine Erklärung, im Heidelberger Süden ein gemeinsames Gewerbegebiet zu entwickeln. Foto: Alex
Eine Zeitschiene für das "Gewerbegebiet Heidelberg-Leimen" gibt es nach Worten der beiden Oberbürgermeister nicht. Reinwald sprach von einem "sehr langen Weg", Würzner von "sehr vielen Jahren" bis zur Verwirklichung. Die Flächen sollen jedenfalls bis Herbst für die Fortschreibung des Flächennutzungsplan angemeldet werden, so Würzner, woraus sich dann auch etwaige Ausgleichsmaßnahmen ableiten. Eine Verkehrsuntersuchung ist bereits beauftragt, soll unvoreingenommen alle Möglichkeiten prüfen. Das Ziel ist Würzner zufolge eine Art Masterplan, der in Abstimmung mit der örtlichen Kommunalpolitik und den bestehenden Unternehmen konkrete Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigt. Dass dabei um die Verteilung der Gewerbesteuer genauso gerungen wird wie um die Verteilung der Erschließungskosten, steht außer Frage.
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Die gemeinsame Erklärung zum gemeinsamen Gewerbegebiet war um 15.13 Uhr von den beiden Rathauschefs unterzeichnet. Reinwald zufolge ist sie ein Ergebnis seines Antrittsbesuchs vor zwei Jahren im Heidelberger Rathaus, wo sein Vorschlag auf offene Ohren getroffen sei. Auch für Würzner macht die Erklärung Mut, die interkommunale Zusammenarbeit auch auf anderen Feldern zu erkunden - vielleicht auch beim Wohnungsbau. Eines aber soll die Erklärung nach Worten des Leimener Oberbürgermeisters auf keinen Fall sein: der erste Schritt zu einer Fusion der beiden Städte.



