Mehr Einkaufen - das soll im "Sterzwinkel" kommen
Gemeinderat machte mehrheitlich den Weg frei für Drogeriemarkt, Edeka-Erweiterung und Therapiezentrum - Kritik an Gutachten

Die formalen Voraussetzungen für die Vorhaben Edeka-Erweiterung sowie Drogeriemarkt samt Therapiezentrum südlich des Edeka-Marktes sind geschaffen. Die SPD fühlt allerdings Unbehagen, die GLH sieht ihre Bedenken nicht ausgeräumt. Foto: Kreutzer
Von Stefan Zeeh
Hirschberg. Ist ein Ende beim Thema "Sterzwinkel" in Sicht? Zumindest beschloss der Gemeinderat am Dienstag eine Änderung des Bebauungsplans "Sterzwinkel I", mit der eine Ansiedlung eines Drogeriemarktes, inklusive eines Therapiezentrums im Obergeschoss und die Erweiterung der Verkaufsfläche des bestehenden Edeka-Marktes von 800 auf 1200 Quadratmeter ermöglicht wird.
Diese Änderung gab im Vorfeld Anlass zu teils heftigen Diskussionen und Befürchtungen, dass Großsachsen mehr Verkehr zu verkraften hätte und die Einzelhändler in Hirschberg und in den umliegenden Gemeinden hohe Umsatzeinbußen hinnehmen müssten.
Bezüglich der Verkehrsproblematik erinnerte Bürgermeister Manuel Just an die Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt vor zwei Wochen, bei der das Ingenieurbüro Habermehl und Follmann feststellte, dass durch die neue Ampelschaltung in Großsachsen fünf Prozent mehr Verkehr abgewickelt werden kann. Durch die Vergrößerung der Verkaufsflächen im Sterzwinkel werde aber nur zwei Prozent mehr Verkehr generiert.
Die Gefahr, dass der Edeka-Markt in Leutershausen durch die Vergrößerung des Marktes in Großsachsen geschlossen würde, sah Just ebenso gebannt, da Edeka eine Bestandsgarantie bis zum Jahr 2026 gegeben hat. Eine Existenzgefährdung bestehender Betriebe durch die Neuansiedlung eines Drogeriemarktes sah er ebenfalls nicht, da in Großsachsen kein derartiger Markt existiere. Vielmehr fehle seit der Schließung des Schlecker-Marktes vor einigen Jahren ein Drogeriemarkt in Großsachsen.
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Zudem kämen die beiden erstellten Gutachten zum Schluss, dass Hirschberg einen hohen Kaufkraftabfluss in benachbarte Kommunen zu verzeichnen habe und berechtigt sei, diesen in Teilen zurückzuholen. In der Erweiterung des Gewerbegebiets sah Just daher "eine gewaltige Chance für Hirschberg, die Infrastruktur im Sinne der Einwohner aufzustellen". Zudem wären viele andere Gemeinden froh, in einem bestehenden Gewerbegebiet einen Drogeriemarkt ansiedeln zu können.
"Ein großer Anteil der Bedenken bezog sich auf die Auswirkungen der Vergrößerung der Verkaufsfläche auf andere Geschäfte wie den Edeka-Markt in Leutershausen", ging Alexander Kuhn vom Planungsbüro MVV Enamic Regioplan kurz auf die Einwendungen der Bürger in der Offenlage des Bebauungsplans ein. Die Erweiterung des Edekas in Großsachsen würde aber an der Bestandssituation mit zwei Märkten in Hirschberg nichts ändern. Die genauen finanziellen Auswirkungen dieser Erweiterung auf andere Märkte ließen sich nicht feststellen, da sich das Einkaufsverhalten der Kunden von Jahr zu Jahr ändere. Einzelhändler benötigten mehr Platz, um ihre Ware präsentieren zu können, wobei sich dadurch aber am Umsatz wahrscheinlich nicht viel ändere.
"Das Verkehrsgutachten spricht eine deutliche Sprache", wies Werner Volk (Freie Wähler) auf die Verbesserung des Verkehrsflusses in Großsachsen hin. Außerdem hätten beide Gutachten zu den Auswirkungen der Vergrößerung der Verkaufsfläche das gleiche Ergebnis erbracht. "Der Bedarf für eine Erweiterung des Edeka-Markts und eines neuen Drogeriemarkts ist durch Gutachten nachgewiesen", sah ebenso Jörg Boulanger (CDU) keinen Grund, der gegen die Änderung des Bebauungsplans spräche.
"Wir können trotz zweier Gutachten nicht sagen, wie der Einzelhandel in zehn Jahren in Hirschberg aussehen wird", meinte Oliver Reisig (FDP). Daher werde das ungute Gefühl in Teilen der Bevölkerung weiter bestehen bleiben. Die Hirschberger vertrauten aber darauf, dass vernünftige Kräfte im Gemeinderat dieses Projekt umsetzten. "Es bleibt ein Unbehagen", hielt auch Horst Metzler (SPD) angesichts zweier Gutachten fest, die die Gesamtwirkung der geplanten Veränderungen im Gewerbegebiet nicht berücksichtigten. Deshalb habe seine Fraktion weiter ein Problem mit der Zustimmung zum Bebauungsplan.
"Unsere Bedenken sind nicht ausgeräumt", verwies Monika Maul-Vogt darauf, dass etwa in den Gutachten die Auswirkung, die durch das Zusammenwirken von neuem Drogeriemarkt und erweitertem Edeka-Markt entsteht, nicht untersucht wurde. Außerdem werde im zweiten Gutachten nicht von einer Versorgungslücke gesprochen, sondern von einer Angebotslücke, was ein großer Unterschied sei.
Bei drei Gegenstimmen (Thomas Herdner, Monika Maul-Vogt und Karl-Heinz Treiber, alle GLH) sowie zwei Enthaltungen (Horst Metzler, SPD, und Jürgen Steinle, GLH) beschloss der Gemeinderat die Behandlungsvorschläge zu den Stellungnahmen aus der Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange. Mehrheitlich, bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung (alle GLH), stimmte der Gemeinderat ebenso den textlichen Festsetzungen zur Änderung des Bebauungsplans zu. Die örtlichen Bauvorschriften zum Bebauungsplan "Sterzwinkel I, 1. Änderung" beschloss das Gremium einstimmig.



