Zahlt Weinheim eine Ablöse für Manuel Just?
Mit spitzer Zunge und beißender Schärfe nahmen die "Spitzklicker" auch in Großsachsen allerlei aufs Korn - OB-Wahl war auch Thema

Die "Spitzklicker" Franz Kain, Susanne Mauder, Markus König und Daniel Möllemann (v. l.) traten am Sonntag erst zum zweiten Mal in Großsachsen auf, weilten aber schon mehrmals in Leutershausen. "Gott sei Dank, endlich in Saase", freute sich eine Zuschauerin. Foto: Kreutzer
Von Günther Grosch
Hirschberg-Großsachsen. "Dahôam is halt dahôam - Ein Hoch auf die Freie Volksrepublik Nord-Ost-Kurpfalz." Sie sind nicht nur beim Texten einer eigenen Hymne nach der Melodie des "Jägers aus Kurpfalz" und der Farbenzusammenstellung ihrer Fahne in ihren Unabhängigkeitsbestrebungen schon mindestens zwei Schritte weiter als ihre katalanischen Vorbilder: die "Kurpfälzer Separatisten" aus Weinheim.
Es war einer der am heftigsten beklatschten Momente beim Auftritt der "Spitzklicker" in der ausverkauften Alten Turnhalle, als Franz Kain, Markus König, Susanne Mauder und Daniel Möllemann (Klavier) die Unabhängigkeit der Freien Volksrepublik Kurpfalz ausriefen. Sei das beste Heilmittel gegen Nationalismus doch der Regionalismus.
Pointensicher, energiegeladen, unterhaltsam und mit gewohnter Schärfe hatten sich die Kabarettisten am Sonntagabend erst zum zweiten Mal in Großsachsen "festgebissen". Zuvor hatten sie ihre scharfzüngigen Seitenhiebe stets in Leutershausen ausgeteilt. Was eine Zuschauerin zu dem spontanen Zwischenruf "Gott sei Dank, endlich in Saase" veranlasste. "Die Rivalität der beiden Ortsteile scheint ungebrochen", punktete Kain mit seiner Replik.
Bitterböse verbale Breitseiten hatten die Kabarett-Paparazzi zuvor gegen sich an "Schrott und Tränen weidenden" Smartphone-Gaffern und Facebook-Bloggern auf der Autobahn geschossen ("Wo andere leiden, da geht’s uns gut"), den "Fake News Blues" gesungen und sich mit ausgefeilter Wellendynamik in der neuen Wettkampfsportart "Gehen " versucht.
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Die Botschaft, die die "Spitzklicker" auch mit ihrem 34. Programm "Licht aus - Spott an" unters Volk bringen, ist überdeutlich und spießt in überwiegend bitter aufstoßender wie wortgewitzter Form viele Unzulänglichkeiten aus Politik und Gesellschaft auf.
Wie es überhaupt die Stärke der Truppe um Franz Kain ist, die Finger abwechslungsreich und höchst unterhaltsam auch in tagesaktuelle Wunden zu legen. Womit wir bei der anstehenden Oberbürgermeisterwahl in Weinheim wären, wo unter anderem der "Nagelsmann unter den Bürgermeistern", Hirschbergs Bürgermeister Manuel Just, den Zweiburgenstädtern "Lust auf Just" macht. Sollte es mit seinem Sprung auf den OB-Sessel klappen, dürfen sich die Hirschberger - gemäß den Spielregeln des Fußball-Transfermarktes - auf eine stattliche siebenstellige Ablösesumme aus der Zweiburgenstadt freuen, heizten die Spitzklicker die Stimmung im Dorf entsprechend an. Doch noch ist nicht aller Tage Abend. Bewerben sich mit der in Griechenland geborenen Restaurantfachfrau Stella Kirgiane-Efremidou (SPD), dem "caternden Juristen auf Burg Windeck", Simon Pflästerer (WL), und Carsten Labudda (Die Linke) - "nicht zu verwechseln mit dem legendären Rechtsaußen von Schalke 04, Stan Libuda" - gleich drei Konkurrenten aus den Reihen des "kleingeistig Kleinkriege" führenden Gemeinderats ums Amt. Man betrachtet das Thema mit Sorge, so die Spitzklicker. Gäbe es nicht den parteilosen Kandidaten Just, hätten die Weinheimer nur die Wahl zwischen "Zwirnswurst" und "Zaziki" sowie dem "unbekannten Linksaußen von Weinheim". Anschließend fragten sich die sächsischen Gaulandschaftsgärtner und "Ackerfreunde für Deutschland" (AfD): "Was steckt unter der (Schalen-)Burka der Banane?" Sie fürchten eine "bodenlose Überfremdung" ihrer heimischen Schrebergarten-Datsche durch Kartoffeln und Mais aus Südamerika. Da lobe man sich den deutschen Spargel, der durch die Erde schießt und anschließend aufrecht und in Reih und Glied steht.
Nach gut zwei Stunden setzte die "Rock’n’Rollatorende Altersarmutsrentnergang" den fulminanten Schlusspunkt. Zufrieden zeigten sich gleichfalls die Hirschberger Landfrauen. Sie hatten ihre Landjäger, Laugenstangen und Käse-Obst-Spießchen genauso alle an den Mann und die Frau gebracht wie die Spitzklicker ihre ausgefeilten Pointen.