Gaststätten zu Corona-Zeiten

In Baden-Württemberg geschlossen, in Hessen weiter offen

Gemeinden im badischen Rhein-Neckar-Kreis verschärfen die Corona-Regeln - Vorschriften nun wie in Heidelberg - Die Gastronomen sind geschockt

19.03.2020 UPDATE: 20.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
In den badischen Orten bleiben die Stühle in den Gaststätten nun leer. Foto: Alex

Region Heidelberg. (aham/bmi/cm/luw) Jetzt haben die Orte im Rhein-Neckar-Kreis per Allgemeinverfügung nachgezogen: So wie in Heidelberg müssen nun auch hier Gaststätten wegen der Coronakrise schließen und dürfen nur noch Gerichte liefern oder zur Abholung anbieten. Nicht so allerdings in Hessen.

Der Spezialfall Hessen

In Hessen dürfen Gäste weiter in den Lokalen bedient werden. So war der Stand jedenfalls gestern Abend. Es dürfen aber maximal 30 Gäste bewirtet werden und die Sitzplätze müssen mindestens anderthalb Meter auseinander liegen. So können Lokale im hessischen Neckarsteinach weiter von 6 bis 18 Uhr öffnen, während dies im wenige Kilometer entfernten Neckargemünd ganz verboten ist.

Die Sicht der Gemeinden

Die Stadt Leimen hatte am Mittwoch noch angekündigt, dass Gaststätten weiter von 6 bis 18 Uhr öffnen dürfen. Gestern kam dann die Rolle rückwärts: Man schließe sich der Verschärfung der Regeln im Rhein-Neckar-Kreis an. "Wir wissen, was das bedeutet und uns ist dieser Schritt alles andere als leicht gefallen", sagte Oberbürgermeister Hans Reinwald. "Leider hat er sich als unvermeidbar herausgestellt."

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Schönaus Bürgermeister Matthias Frick hat gestern in einer Gaststätte zu Mittag gegessen. Seit heute sind aber auch im Klosterstädtchen – weiter noch ohne gemeldeten Corona-Fall – die Restaurants zu. Frick beschreibt die Situation für die betroffenen Betriebe als "dramatisch, extrem schwierig". Am Mittwoch habe man noch die Abstandsregeln für die Tische erklärt und umgesetzt. "Gestern musste ich ihnen dann erklären, dass sie schließen müssen – das ist kaum zu vermitteln."

Sandhausens Ordnungsamtsleiter Peter Schmitt ging gestern zu den Betrieben, um sie über die neue Situation zu informieren. "In einem kleinen Ordnungsamt wie bei uns muss gerade jeder mithelfen", so Schmitt. Die kurzfristigen Änderungen der Rechtslage sieht er derweil pragmatisch: "Die Infos kommen nur peu à peu, das ist auch für uns schwierig." Man versuche "bestmöglich" mit der Situation klarkommen, so Schmitt.

In Mauer informierte Bürgermeister John Ehret die Wirte gestern Nachmittag. "Wir beugen uns dem Wunsch des Rhein-Neckar-Kreises", sagte er. "Aber es ist eine blöde Situation für die Gastronomen."

"Bei uns hat inzwischen keine Gaststätte mehr offen", sagt Wilhelmsfelds Bürgermeister Christoph Oeldorf. Dazu hätten sich alle fünf Restaurants aus wirtschaftlichen Gründen entschlossen. Oeldorf: "Wir haben sie nicht gezwungen."

Die Sicht der Restaurants

Bei Sandy Heß, Inhaberin des Neckargemünder Restaurants "Christians", sitzt der Frust tief. "Wir richten uns jeden Tag auf etwas Neues ein", sagt sie. 9.30 Uhr am Donnerstag: Heß beginnt mit ihrem Team nach zwei Ruhetagen die Vorbereitung des Mittagstisches. 9.45 Uhr: Öffnungsverbot! Eine E-Mail der Stadt wirft alle Pläne über den Haufen. Persönlich findet auch sie die Maßnahmen vernünftig. "Alles sollte auf einmal und überall schließen, nicht kleckerlesweise", so die Neckargemünderin. Als Unternehmerin sagt sie: "Einen Monat können wir überleben – danach geht es extrem ans Eingemachte." Für ihre Mitarbeiter habe sie komplett Kurzarbeit angemeldet. Jetzt plant sie mit ihrem Mann, ab Samstag einen Abhol- und Lieferdienst einzurichten. Wenn das nicht funktioniert, schauen sich die beiden zur Überbrückung nach einem Job um – die Bewerbungsunterlagen als Aushilfe im Supermarkt sind schon ausgefüllt…

Das Gasthaus "Zum Löwen" in Meckesheim hat gestern Nachmittag von den neuen Regeln erfahren. Ein Mitarbeiter der Gemeinde habe sie persönlich besucht und informiert, berichtet Betreiberin Mirijana Dominikovic: "Kurz vorher haben wir noch Gäste bewirtet." Nun müsse der Familienbetrieb wieder umplanen. "Das ist ein Schock für uns", bedauert die Wirtin. "Wie sollen wir jetzt überleben?" Jetzt bietet auch ihre Gaststätte einen Lieferdienst an. Angst habe sie abgesehen von der derzeitigen Lage auch vor den nächsten Tagen und Wochen, sagt Dominikovic: "Vielleicht kommt ja bald schon die nächste Einschränkung, nach der wir auch nicht mehr liefern dürfen ..."

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