Gaiberg

Sorge um den Wappenbaum Linde

Naturdenkmals in schlechtem Zustand - Morsche Stellen und zu wenig Wasser von oben

08.10.2019 UPDATE: 09.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Dauerregen als Segen: Bäume wie die Gaiberger Linde an der evangelischen Kirche haben zuletzt stark unter der Trockenheit gelitten. Foto: Alex

Von Nicolas Lewe

Gaiberg. Der Linde, dem inoffiziellen Wappenbaum der Gemeinde Gaiberg, geht es schlecht. Der ortsbildprägende Baum neben der evangelischen Kirche ist "in keinem guten Zustand", wie es von Seiten der Gemeindeverwaltung heißt. Bei den regelmäßigen Begehungen beziehungsweise Besteigungen hätten sich zuletzt immer wieder "Mängel" gezeigt. Gaibergs Hauptamtsleiter Alexander Wenning erinnert daran, dass der rund 15 Meter hohe und geschätzt 150 bis 200 Jahre alte Wappenbaum bereits Ende der 1990er Jahre mit Baumankern gesichert wurde. Ende der 2000er Jahre habe dann ein "massiver Sanierungsschnitt" stattgefunden.

Die Gemeinde Gaiberg tue alles, um das Naturdenkmal Linde zu erhalten. Jedes Jahr werden Wenning zufolge 2000 bis 3000 Euro für die Begutachtung sowie für notwendige Maßnahmen ausgeben, unter anderem für die Entfernung des sogenannten Totholzes. Und das, obwohl der Besitzer der Linde gar nicht die Gemeinde selbst ist, sondern als Grundstückseigentümer die evangelische Kirche. "Die Linde ist ein wunderschöner Baum, sie liegt uns sehr am Herzen", betont Wenning.

Hintergrund

Die Linde

Das Gaiberger Wappen zeigt auf grünem Boden eine rote Steinsäule und einen grünen Laubbaum mit schwarzem Stamm. Erstmals aufgetaucht ist das Bild auf Gerichtssiegeln um 1760. Wenn Gaiberger heute also von der Linde vor der evangelischen

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Die Linde

Das Gaiberger Wappen zeigt auf grünem Boden eine rote Steinsäule und einen grünen Laubbaum mit schwarzem Stamm. Erstmals aufgetaucht ist das Bild auf Gerichtssiegeln um 1760. Wenn Gaiberger heute also von der Linde vor der evangelischen Kirche als ihrem Wappenbaum sprechen (siehe Artikel unten), dann ist das historisch nicht begründet. "Das Wappen ist älter als der Baum", sagt auch Gaibergs Hauptamtsleiter Alexander Wenning. Bei der roten Steinsäule könne es sich um eine Jupitersäule handeln, womit symbolisiert werde, dass einst von Heidelberg kommend eine Römerstraße auf der Gemarkung des heutigen Gaibergs verlief.

Der erste gesicherte Hinweis auf die Existenz des Ortes Gaiberg stammt aus dem Jahr 1312. An die Steinsäule des Wappens erinnert auch der sogenannte "Lange Stein", der sich unweit der Linde befindet und dessen Herkunft und Bedeutung nicht geklärt sind. Das Wappen wurde von der Gemeinde im Jahr 1900 angenommen. (lew)

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Momentan sehe es jedoch leider nicht so aus, als würde das Gaiberger Wahrzeichen weitere 200 Jahre alt werden. Bei der jüngsten Besteigung hätten sich derart "massiv morsche Stellen" offenbart, dass der nächste größere Rückschnitt nur eine Frage der Zeit sei. Die trockenen Sommer im vergangenen sowie in diesem Jahr seien ebenfalls nicht förderlich für die Gesundheit des Baumes gewesen.

Können zwei trockene Sommer einem so alten Baum tatsächlich so zusetzen? "Ja", sagt Forstwirt Ralph Steffen, der als Sachverständiger in Sachen Linde der Gemeinde zur Seite steht. Der ehemalige Gemeinderat weiß: "Die Linde ist mit ihrer Hanglage exponiert, sie hat kein Quellwasser, sondern ist auf das angewiesen, was von oben kommt." Zwar würden die Feinwurzeln der Linde vier bis fünf Meter tief ins Erdreich wachsen, jedoch sei der Grundwasserspiegel nach den trockenen Sommern stark gesunken.

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Die ausgiebigen Regenfälle der vergangenen Tage sind da natürlich ein guter Anfang, um die dringend nötigen Wasserreserven aufzustocken. "Mit Eimerchen und Gießkännchen braucht man bei so einem alten ,Burschen’ wie der Linde nicht anfangen", bringt Ralph Steffen etwas überspitzt den kritischen Ist-Zustand zum Ausdruck.

Zuletzt mittels Flugblatt geäußerte Bedenken besorgter Gaiberger Bürger, dass die Linde verdurste, weil sich niemand um die Bewässerung kümmere, nimmt Steffen damit die Schärfe. Zumal laut Hauptamtsleiter Wenning inzwischen auch Hans und Elke Peters als neu bestellte Kirchendiener für das Wohlergehen der Linde sensibilisiert sind. Mit ihnen finde fortan ebenso ein regelmäßiger Austausch statt wie bereits seit Längerem mit Andreas Weidenthaler vom Naturschutzfachdienst des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis.

Am besten für die Linde wie auch für den Wald im Allgemeinen wäre "ein schöner nasser Winter und ein verregneter langer Sommer", erklärt Ralph Steffen. Die Schäden an der Linde wären nicht so dramatisch, wenn es mehr Feuchtigkeit wie in den vergangenen Tagen geben würde, meint der Forstwirt. Dann könne man nämlich mit einem Kronenschnitt das Wurzelwachstum anregen.

Auf eine konkrete Zahl, wie viele Jahre er dem Baum noch gibt, wenn der regelmäßige Regen künftig ausbleibt, will sich der Experte nicht festlegen. Er prophezeit jedoch: "Wenn der nächste Sommer genauso wird wie die vergangenen, wird sich das sehr stark bemerkbar machen." Und zwar nicht nur in Gaiberg, sondern auch in anderen Kommunen: "Wir haben jetzt schon zahlreiche Aufträge, Bäume zu fällen."

Ort des Geschehens

Ein Schicksal, das der Gaiberger Linde niemand wünscht.

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