Die neue Bürgermeisterin feierte ihren Einstand
Am Mittwochabend leitete Petra Müller-Vogel ihre erste Sitzung im Gaiberger Gemeinderat

Nach einigen Tagesordnungspunkten gewann Petra Müller-Vogel (l.) an Routine. Foto: A. Dorn
Von Agnieszka Dorn
Gaiberg. Die Feuertaufe hat Gaibergs neue Rathauschefin Petra Müller-Vogel mit Bravour bestanden - ein wenig aufgeregt war sie zunächst aber doch. Verständlich, schließlich war es am Mittwochabend die erste Gemeinderatssitzung , die sie leitete. Vereidigt ist Petra Müller-Vogel allerdings noch nicht: Die Vereidigung findet kommenden Dienstag statt.
Bisher kannte Petra Müller-Vogel den Ablauf nur aus den Zuschauerreihen. Bevor sie sich für das Amt beworben hatte, weilte sie ein halbes Jahr unter den Besuchern und machte sich mit dem politischen Ortsgeschehen vertraut. Apropos: Viele Gaiberger wollten sich die erste Sitzung der neuen Bürgermeisterin nicht entgehen lassen, das alte Schulhaus platzte schier aus allen Nähten. Kein Platz war mehr frei, zwei Damen teilten sich sogar den Klavierstuhl. Punkt 19 Uhr ging es los.
Bevor die Sitzung startete, übernahm Bürgermeisterstellvertreter Matthias Volkmann (CDU) das Wort. Und Petra Müller-Vogel, war nicht die einzige, die aufgeregt war: Matthias Volkmann setzte zur Rede an, kam beim Sprechen ins Stolpern und brachte schließlich keinen Ton mehr heraus. Die Zuschauer nahmen das mit Humor, man schmunzelte. Das lockerte die Atmosphäre auf.
Schließlich klappte es mit den Begrüßungsworten: "Der gesamte Gemeinderat begrüßt Sie herzlich", sagte Matthias Volkmann, man freue sich auf eine gute Zusammenarbeit. Die neue Rathauschefin schreibt übrigens Geschichte: Petra Müller-Vogel ist die erste Bürgermeisterin der 2400-Seelen-Gemeinde. Bisher seien nur Männer an der Spitze gewesen, so Volkmann. Er überreichte der Neuen einen großen Blumenstrauß. Applaus brandete auf. Diesen gab es anschließend auch bei diversen Themen während der Sitzung, was zwar nicht unüblich ist, aber bisher nicht unbedingt oft vorkam.
Sie freue sich, dass so viele Gaiberger gekommen sind, sagte Petra Müller-Vogel, und sie hoffe, dass bei den zukünftigen Gemeinderatssitzungen die Reihen genauso voll wie jetzt sein werden. Wieder schmunzelte man. Dann startete die Tagesordnung. War Petra Müller-Vogel zunächst ein wenig zögerlich, kehrte etwa nach dem siebten Tagesordnungspunkt eine Art "Routine" ein. Ein Punkt sorgte bei allen Räten allerdings für großes Staunen, Petra Müller-Vogel verkündete unter dem Punkt "Bekanntgaben der Verwaltung", dass Gemeinderatsmitglied Stephan Weber (parteilos) mit sofortiger Wirkung aus dem Gremium zurücktrete. Weber selbst war bei der Sitzung entschuldigt und nicht anwesend.
Müller-Vogel verlas das Schreiben Webers, das vom 19. September datierte. Es war direkt an sie als Bürgermeisterin gerichtet: "Hiermit erkläre ich mit sofortiger Wirkung meinen Rücktritt aus dem Gemeinderat". Weiter: "Die hierfür rechtliche Voraussetzung besteht durch mein Ausscheiden aus der Freien Wähler Vereinigung Ende 2015, über deren Liste ich in den Gemeinderat gewählt wurde". Und weiter: "Überdies beginnt ab Oktober meine Bachelor Thesis wodurch ich gemäß §16 (1) 4 GemO häufig beruflich von der Gemeinde abwesend sein werde".
Weber bedankte sich bei ausgewählten Räten für die Zusammenarbeit, zudem dankte er den Mitarbeitern der Gemeinde. Stephan Weber hatte auch für den Bürgermeisterposten kandidiert. An Webers Stelle soll Daniel Wallenwein von den Freien Wählern nachrücken, sofern er das Amt annehme, gab die Rathauschefin bekannt.
Von den Gemeinderäten blieb die Rathauschefin weitgehend verschont, was Fragen und Anträge betrifft. Dieter Sauerzapf (Freie Wähler) meinte zwar, er hätte ganz viele Fragen, weil es aber die erste Sitzung sei, verschiebe er seine Anliegen auf die nächste Sitzung. "Aber dann kommt es knüppeldick und umso mehr", warnte er mit einem Augenzwinkern. Dem schloss sich der überwiegende Teil des Gremiums an.
Keine Schonfrist bekam Petra Müller-Vogel hingegen von den Gaibergern, sie brachten ihre Anliegen vor. Etwa, wann der Supermarkt in den Ort kommen soll. Müller-Vogel war "up to date": Wenn alles nach Plan verlaufe, könne man im nächsten Sommer schon einkaufen gehen, so die Rathauschefin.
Und um Punkt 20.43 Uhr hatte die Nachfolgerin von Klaus Gärtner es geschafft: Die Sitzung war beendet. Fast eine Stunde früher als sonst üblich.



