Festival-Geschäft ist kein Wunschkonzert

Braucht Weinheim ein klareres Kultur-Konzept?

CDU-Podium befasste sich erneut mit dem Thema Großveranstaltungen

13.10.2017 UPDATE: 14.10.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden

Rolf Schmidlin und die Diskutanten Sascha Pröhl und Roland Kern (v.l.). F.: Kreutzer

Von Philipp Weber

Weinheim. Es war am Donnerstagabend ziemlich genau ein Jahr her, dass die CDU zum letzten Mal in den Gewölbekeller der Villa Titiana eingeladen hatte. Damals hatten Anwohner des Schlossparks mit Stadtsprecher Roland Kern diskutiert, ob es nicht möglich wäre, die Konzert-lärmgeplagten Anrainer von Schlosshof und -park zu entlasten.

Während die Plätze damals gut besetzt waren, blieben sie bei der vorgestrigen Neuauflage des Podiums größtenteils frei. Was CDU-Aktiver und Moderator Rolf Schmidlin vor allem an zwei Gründen festmachte. Zum einen fehlten die Anwohner-Sprecher von 2016, aus tragischen Ursachen: Einer von ihnen ist überraschend verstorben, der andere war aus privaten Gründen verhindert. Zum anderen ist die Debatte seit 2016 weitergekommen: Die Stadt bevorzugt für die Ausrichtung von Großkonzerten mit 6000 bis 10.000 Besuchern mittlerweile das Waidsee-Gelände. Hier soll nach gültiger Beschlusslage alle zwei Jahre gefeiert werden. Der Schlosspark soll in den Intervallen dazwischen für Veranstaltungen mit bis zu 3000 Besuchern genutzt werden. Wenn zwei Bedingungen erfüllt sind: Erstens muss der Untergrund am See die Bühne tragen - und die für den Schlosspark vorgesehen Konzertinterpreten müssen auf dem Markt verfügbar sein. In der Diskussion lobte Stadtsprecher Kern das politische Weinheim. "Der Kulturausschuss hat sich jetzt erneut dazu bekannt, das wir Großveranstaltungen wollen und brauchen - nun haben wir den Auftrag, uns konstruktiv um Standorte zu bemühen." Heißt: Sollte sich der Boden am Waidsee nicht bühnentauglich machen lassen, muss über eine Rückkehr der Großkonzerte in den Park debattiert werden. Zum Beweis für die Popularität dieser Veranstaltungen hielt er einen Ausdruck der städtischen Facebook-Seite in die Höhe: Nach dem Auftritt der Fantastischen Vier am Waidsee war Weinheim mit einem Feuerwerk an Komplimenten überschüttet worden.

An dem man sich jedoch nicht verbrennen sollte, wie Kerns Konterpart Sascha Pröhl ausführte. Die Diskussionen rund um Veranstaltungsorte, Besucherzahlen und Musikgenres sei die Folge dessen, dass es kein klares politisches Konzept gebe, so der CDU-Stadtrat. Abermals forderte Pröhl die Stadt dazu auf, mehr Veranstaltungsorte zu prüfen, zum Beispiel auch den Flugplatz. Andere Teilnehmer forderten die Einrichtung eines neuen Veranstaltungsgeländes. Kern zeigte Verständnis für die Forderung nach einer kulturpolitischen Debatte, wehrte sich aber gegen ein zu enges Korsett. "Das Festival-Business ist kein Wunschkonzert." Die Veranstalter wollten keine asphaltierten Messplätze mehr, sondern Orte mit Flair. "Und kleinere Veranstaltungen, etwa Klassik-Open-Airs, sind auf dem Markt kaum zu bekommen." Er wehrte sich auch gegen den Vorschlag, Veranstaltungen nicht-kommerzieller oder kleinerer Anbieter in einen Zweijahres-Rhythmus einzuhegen. "Der Kultursommer und andere Feste werden nicht als überdimensioniert oder problembeladen empfunden, wir brauchen diese Vielfalt."

Doch wie geht’s weiter? Sollte der Waidsee weiter bespielt werden, müsste der Betrieb der lauten Dieselgeneratoren anders organisiert werden, so eine Anwohnerin. Auch sei der "Festivalaufdruck" auf der Wiese noch gut zu sehen. Hier konnten die Experten beruhigen. Bis zum Frühjahr habe sich das "rausgewachsen".

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