Wie geht es nach dem Bürgerentscheid zum Leimener Rathausplatz weiter?
Machbarkeitsstudie für eine Tiefgarage vorgestellt

Der Pausenhof der Turmschule: Darunter könnte die neue Tiefgarage entstehen. Der Hof müsste dann neu gestaltet werden. Foto: Alex
Von Thomas Frenzel
Leimen. Es gibt noch keine detaillierte Planung, es gibt noch keine technische Untersuchung und es gibt auch noch keine exakten Zahlen - es gibt nur eine Machbarkeitsstudie. Das war die Aussage von Oberbürgermeister Hans D. Reinwald. Sie galt den verschiedenen Varianten einer möglichen Tiefgarage am Rathausplatz, die Jan Currle von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH dem Gemeinderat vorlegte. Aber natürlich hatte Currle, der seit langen Jahren die Stadtkernentwicklung in Leimen begleitet, Pläne und Zahlen zur Hand - sowohl bezüglich der möglichen Stellplätze als auch zu den Schätzkosten, die auf die Stadt zukommen. Zudem machte Currle deutlich: Bei der gesamten Rathausplatzproblematik ist die Tiefgarage "nur ein Baustein".

Der Pavillon der Musikschule müsste für die Zufahrt der Tiefgarage weichen. Er könnte als Erweiterung der Turmschule neu gebaut werden. Foto: Alex
Eine kleine Überraschung hielt Jan Currle ebenfalls parat. Sie betraf den "Winkelbau". Der soll nach den Vorgaben des städtebaulichen Wettbewerbs von 2008 die Flucht des historischen Rathauses aufnehmen und an der Bürgermeister-Lingg-Straße den Rathausplatz einfassen, dessen Neugestaltung mit rund 0,6 Millionen Euro zu veranschlagen ist. Dieser Bau heißt nicht mehr "Dienstleistungszentrum" wie anno dazumal und auch nicht mehr "Ärztehaus", wie es einstmals durch die Köpfe schwirrte. Der Bau heißt jetzt "Stadthaus am Rathausplatz". Die vorgeschlagenen Nutzungen kommen indessen bekannt vor: Läden und Gastronomie im Erdgeschoss, Ärztepraxen im ersten, Büros im zweiten Obergeschoss und Wohnungen im Dachgeschoss. Zusammen sind das rund 2000 Quadratmeter, für deren Herstellung laut Currle 3,5 Millionen Euro fällig sind und für die eine "privatwirtschaftliche" Lösung gefunden sein will oder soll.
Doch um dieses "Stadthaus" ging es nicht, selbst wenn seine Verwirklichung - je nach Nutzung - "20 bis 25 zusätzliche Stellplätze" erfordert, wie Currle sagte. Es ging um ein innerstädtisches Parkangebot, denn die rund 70 Stellplätze, die der Rathausplatz derzeit hergibt und die wegfallen werden, müssen ebenfalls ersetzt werden.
Vier Tiefgaragenvarianten waren zu diesem Zweck entwickelt worden. Allen gemeinsam ist, dass die Zufahrt von der Hohen Gasse erfolgt und die Garage unter einem neuen Hof - Schätzkosten: 600.000 Euro - der angrenzenden Turmschule liegen. Diese Zufahrtsidee blieb von dem Hotel-Festhallen-Projekt übrig, das die Bürgerschaft vor einem Jahr per Bürgerentscheid weggefegt hatte. Der Preis für diese Zufahrtslösung, so Currle, zahlt der jetzige Pavillon der Musikschule. Er muss weichen. Als dreigeschossige Erweiterung der Turmschule könnte er wiedererstehen, zu Schätzkosten von mindestens 1,8 Millionen Euro; sollte eine Option zur Aufstockung gewünscht werden, wird dieses Bauwerk teurer.
Auch interessant
Ebenfalls gemeinsam ist den Tiefgaragenvarianten, dass sie auch auf oberirdische Stellplätze setzen: Je nach Anordnung sind an der Bürgermeister-Lingg-Straße zwischen neun und 14 Parkplätze möglich. Und: Die Planungen - nicht nur - für die Tiefgarage nehmen Rücksicht auf die alljährliche Weinkerwe im September: Autoscooter, Riesenrad oder Berg- und Talbahn bleiben möglich, benötigen aber womöglich eine statische Absicherung durch neue Betonplatten im Boden.
Die von Currle vorgestellten Varianten einer Tiefgarage reichen von wünschenswerten 132 bis hin zu mageren 54 Stellplätzen - je nachdem, ob das künftige "Stadthaus" doppelt unterkellert wird oder gar nicht. Entsprechend bewegen sich die Kostenschätzungen zwischen gut 5,4 Millionen und 2,4 Millionen Euro. "Tiefgaragen haben ihren Preis", sagte Currle. Und je tiefer sie auf dem schwierigen Gelände des Rathausplatzes nach unten gehen, desto teurer werden sie.
Offensichtlicher Favorit bei den gemeinderätlichen Vorberatungen, die einmal mehr hinter verschlossenen Türen stattgefunden hatten, war eine "Variante 2". Je nach Untervariante, sprich: doppelter oder einfacher Unterkellerung des "Stadthauses", bot sie einmal 106, einmal 110 Stellplätze. Die dazugehörigen Schätzkosten: 4,5 oder 4,8 Millionen Euro. Wie alle anderen gehen auch diese beiden Untervarianten davon aus, dass sich knapp 30 Stellplätze an private Interessenten im Stadtkern verkaufen lassen - zum Stückpreis von knapp 40.000 Euro und zum Wohle der Stadtfinanzen. Jan Currle räumte hier in seiner zurückhaltend nüchternen Art ein, dass ihm ein derartiger Verkaufserlös "fraglich" erscheint.
Der OB verwies denn auch auf die Stellplatzoption Brauereigelände: 1200 Quadratmeter seien hier der Stadt angeboten worden, wobei über einem Erwerb auch das Damoklesschwert notwendiger Bodengutachten - sprich: etwaiger Altlasten - schwebt. Maximal 95 Stellplätze ließen sich dort realisieren, heißt es in der Sitzungsunterlage. Mit beiden innerstädtischen Stellplatzmöglichkeiten - Rathausplatz und Brauerei - lasse sich laut OB, was die jeweiligen Größen anbelangt, "jonglieren".



