Flüchtlinge sind noch immer in Quarantäne (Update)
In Eppelheim bis Donnerstag, in Dossenheim sogar bis Sonntag.

Blick auf Eppelheim. Archivfoto: Geschwill
Eppelheim/Dossenheim. (lew/lesa) Das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg hat die Ortspolizeibehörden dazu aufgefordert, die Einhaltung der Quarantäne-Pflicht flächendeckend zu kontrollieren. In Eppelheim war dies auch schon zuvor ein Schwerpunkt in der täglichen Arbeit von Ortspolizei und Vollzugsdienst. "Bei uns ändert sich nicht viel", erklärte Ordnungsamtsleiter Reinhard Röckle auf RNZ-Nachfrage.
Eppelheim war zuletzt wie berichtet zu einem Corona-Hotspot im Rhein-Neckar-Kreis geworden. Die Flüchtlinge in der Kreisunterkunft in der Lilienthalstraße mussten entweder als Infizierte oder als Kontaktpersonen der Kategorie 1 in Quarantäne. Dasselbe Schicksal ereilte wenig später die kommunale Anschlussunterbringung für Flüchtlinge in der Wasserturmstraße. Und auch für die Bewohner der Kreisunterkunft im ehemaligen Dossenheimer Hotel "Bären" wurde nach zwei positiven Corona-Tests Quarantäne angeordnet. Die RNZ hat nachgehakt, wie der Stand der Dinge für die Betroffenen in beiden Orten ist.
> In Eppelheim befinden sich Fälle und Kontaktpersonen der Kategorie 1 nach Aussage von Silke Hartmann, Sprecherin des Rhein-Neckar-Kreises, teilweise noch in Quarantäne. Teilweise seien Betroffene jedoch bereits entlassen worden. "Die Quarantäne der Fälle richtet sich nach dem Testdatum beziehungsweise nach dem Auftreten der ersten Symptome", erklärt Hartmann. Bei Kontaktpersonen wiederum richte sich die Quarantäne-Dauer nach dem letzten Kontakt zum infizierten Fall. Einige der Kontaktpersonen müssen der Sprecherin zufolge bis einschließlich 22. Oktober in Quarantäne bleiben.
"Es ist allgemein schwierig, in einer Gemeinschaftsunterkunft auf engem Raum zu sein und nicht hinaus zu können", sagt Eppelheims Bürgermeisterin Patricia Rebmann angesichts der noch in Isolation befindlichen Flüchtlinge. Die Stadtverwaltung tue ihr Bestes, den Betroffenen die Situation so erträglich wie möglich zu machen. Da die Fallzahlen in Eppelheim zuletzt wieder gesunken sind, schaut die Rathauschefin positiv in die Zukunft: "Wir sind auf einem guten Weg und hoffen, dass die Maßnahmen greifen."
> In Dossenheim befinden sich alle ermittelten Fälle sowie deren Kontaktpersonen noch bis Ende der Woche in Quarantäne. "Aufgrund der unklaren Kontakte innerhalb der Kreisunterkunft ,Bären’ wurde hier ein gemeinsames Quarantäne-Ende für den 25. Oktober um 24 Uhr festgelegt", klärt Hartmann auf. Bis dahin gelte es, Ruhe zu bewahren. Für die bereits verstrichenen Tage in Quarantäne lobt Dossenheims Bürgermeister David Faulhaber die Betroffenen: "Die Maßnahme wird mit aller Vernunft umgesetzt."
Update: Dienstag, 20. Oktober 2020, 21.30 Uhr
Zwei weitere Personen in Anschlussunterbringung positiv getestet
Eppelheim. (RNZ/mare) Zwei weitere Menschen sind bei der Massentestung am Montag in Eppelheim positiv auf Corona getestet worden. Das teilt das Landratsamt mit.
In einer Flüchtlings-Gemeinschaftsunterkunft hatte es einen Corona-Ausbruch gegeben. Nun wurden auch 79 weitere Personen getestet, die in drei kommunalen Anschlussunterbringungen leben, da Kontakte aufgrund der räumlichen Nähe nicht ausgeschlossen werden konnte. Zwei Tests waren positiv.
Unter den neuen Fällen sind laut Landratsamt keine Kinder. Das Gesundheitsamt hat die entsprechenden Maßnahmen veranlasst und betroffene Personen in Quarantäne verfügt.
Update: Mittwoch, 7. Oktober 2020, 14.33 Uhr
Eppelheim. (lew) Organisatorisch ist ein Corona-Ausbruch in einer Flüchtlingsunterkunft für die verantwortlichen Betreiber eine Horror-Vorstellung. Doch in Eppelheim, in der Kreisunterkunft in der Lilienthalstraße ist genau dies geschehen. Zehn Bewohner haben sich mit dem Coronavirus infiziert, worauf wie berichtet für alle 37 Bewohner Quarantäne angeordnet wurde. Ein Security-Unternehmen sorgt für die Einhaltung der Maßnahme.
"Wie für alle aufgrund von Covid-19 unter Quarantäne stehenden Personen wird die Quarantäne auch für die Bewohner unserer Einrichtung nicht einfach werden", weiß Silke Hartmann, Pressesprecherin des Rhein-Neckar-Kreises. Ziel sei es, den Bewohnern die Zeit der Quarantäne so angenehm wie möglich zu machen. Damit Familien wie auch Alleinstehende sich nicht in ihren Zimmern eingeschlossen fühlen, seien Räume für Erwachsene und Kinder geschaffen worden, in denen sich die Bewohner unter Einhaltung entsprechender Vorkehrungen auch außerhalb ihrer Wohn- und Schlafräume aufhalten können. Die Eppelheimer Kindergärten reagierten schnell: Sie brachten der Unterkunft Materialien, mit denen sich die in Quarantäne befindlichen Kinder beschäftigen können. Auch Mitarbeiter des Rhein-Neckar-Kreises sind mit der notwendigen Schutzausrüstung immer wieder in der Unterkunft zugegen. "Um nach Lösungen für auftretende Probleme zu suchen und für persönliche Gespräche beratend zur Verfügung zu stehen", so Hartmann.
Eine gute Nachricht hat die Kreissprecherin: "Unter den aktuell bekannten Fällen sind keine Kinder." Das bedeute, dass Schließungen von Kindergärten oder Schulen aktuell kein Thema sind. Die Ergebnisse der am Montagmorgen durchgeführten Tests in den drei kommunalen Anschlussunterbringungen werden am heutigen Mittwoch erwartet.
Warum bei zehn positiv getesteten Personen alle 37 Bewohner in Quarantäne mussten, erklärt Hartmann so: "Aufgrund der nicht zweifelsfrei nachvollziehbaren Kontakte innerhalb der Unterkunft und der gemeinsamen Nutzung verschiedener Räumlichkeiten mit entsprechendem Begegnungsverkehr, wie beispielsweise der Küche, wurden alle ,Nichtfälle’ vom Gesundheitsamt als Kontaktpersonen der Kategorie 1 eingestuft."
Eine Catering-Firma versorgt die unter Quarantäne Stehenden Hartmann zufolge drei Mal täglich mit Mahlzeiten. Hinzu kommen Fladenbrot und Getränke. Für weitere Gegenstände des täglichen Bedarfs können sich die Bewohner an Wohnheimleitung, Sozialdienst, Verwandte oder ehrenamtliche Helfer wenden. Die Verteilung übernimmt das Personal des Landratsamts oder die Security.
Warum Security? "Auf diese Weise soll eine weitere Ausbreitung des Virus in Eppelheim möglichst verhindert werden", hofft Hartmann. Die 7-Tage-Inzidenz mit 14 Neuinfizierten seit dem 29. September bei rund 15 000 Einwohnern lag gestern zwar bei 93. Für einzelne Gemeinden werde die Inzidenz aber im Gegensatz zum übergeordneten Kreis nur zu "internen Monitoring-Zwecken" betrachtet.
Update: Dienstag, 6. Oktober 2020, 19.43 Uhr
Eppelheim. (lew) Wie geplant wurden am Montagvormittag alle Bewohner in den drei kommunalen Anschlussunterbringungen für Flüchtlinge in Eppelheim auf das Coronavirus getestet. Dies wurde veranlasst, da sich wie berichtet insgesamt zehn Bewohner in der Gemeinschaftsunterkunft des Rhein-Neckar-Kreises in der Lilienthalstraße mit Corona infiziert haben. Alle 37 Bewohner, auch die 27 negativ Getesteten, befinden sich seit Freitag in Quarantäne. Da es regelmäßige Kontakte zu den Bewohnern der kommunalen Unterkünfte gibt, waren die Tests am Montagmorgen an insgesamt 90 weiteren Personen nötig.
Wie Silke Hartmann, Sprecherin des Rhein-Neckar-Kreises, auf RNZ-Nachfrage mitteilte, ist mit den Ergebnissen am Mittwoch zu rechnen. Bis dahin müssen sich nicht nur die Getesteten selbst gedulden, sondern auch ihre Eppelheimer Mitbürger, bei denen die Verunsicherung nach dem Corona-Ausbruch in der Flüchtlingsunterkunft ebenfalls groß ist. Dies berichtet Wolfram Schmittel von der Eppelheimer Flüchtlingshilfe. Er betreut eine junge afghanische Familie, die in der von Corona betroffenen Lilienthalstraße wohnt und nun – obwohl negativ getestet – die 14-tägige Quarantäne über sich ergehen lassen muss: "Sie sind für zwei Wochen in ihrem Zimmer eingesperrt." Immerhin gebe es für Familien eigene Nasszellen und Kochmöglichkeiten. Unbegleitete junge Männer hingegen hätten sich in der Vergangenheit oft Gemeinschaftsräume mit mehreren Betten geteilt.
Er stehe, so Schmittel, mit der Familie in ständigem Kontakt per Telefon und E-Mail. "Ich dachte, mich trifft der Schlag", beschreibt er seine Reaktion auf die Nachricht über den Corona-Ausbruch in der Unterkunft. Er berichtet, dass das Paar nun zwei Wochen lang nicht an seinen Integrationskursen teilnehmen kann. Eine Online-Teilnahme komme "bei dem miserablen Internet da draußen nicht in Frage", so der Flüchtlingshelfer. Die zweijährige Tochter könne nicht in den Kindergarten. Von "seiner" Flüchtlingsfamilie, die er seit bereits zwei Jahren betreut, habe er aus der Quarantäne heraus eine Wunschliste erhalten. "Ich gehe jetzt gleich einkaufen und bringe ihnen ein Paket mit Obst und Gemüse vorbei", erzählt der Eppelheimer. Als nahrhafte Ergänzung zum Quarantäne-Catering. Ein direkter Kontakt zu den Bewohnern ist für die ehrenamtlichen Helfer nicht möglich. Weitere Informationen will der Rhein-Neckar-Kreis amDienstag bekanntgeben.
Update: Montag, 5. Oktober 2020, 19.46 Uhr
Von Nicolas Lewe
Eppelheim. Zwei Security-Männer stehen am Sonntagnachmittag vor der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in der Lilienthalstraße. Sie sind hier im Auftrag des Rhein-Neckar-Kreises, der für die Unterkunft zuständig ist. Ihre Aufgabe: verhindern, dass Bewohner sich unerlaubt aus dem Gebäude entfernen. Umgekehrt achtet das Sicherheitspersonal darauf, dass niemand die Einrichtung ohne einen legitimen Grund betritt.
Am Freitag hatte das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises bekannt gegeben, dass sich einer der in der Lilienthalstraße untergebrachten Flüchtlinge mit dem Coronavirus infiziert hat. Wo und wie ist bislang nicht bekannt. Diese Frage konnte auch Eppelheims Bürgermeisterin Patricia Rebmann nicht beantworten, als die RNZ sie am Sonntag erreichte. Sie verwies für alle weiteren Fragen zur Unterkunft in der Lilienthalstraße an das zuständige Landratsamt.
Dieses hatte nach Bekanntwerden des Coronafalles vorsorglich alle 37 Bewohner getestet. Das Ergebnis: Bei weiteren neun Personen wurde ebenfalls eine Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus nachgewiesen. Sämtliche Bewohner der Unterkunft wurden daraufhin unter Quarantäne gestellt. Eine Cateringfirma kümmert sich um ihre Versorgung.
Doch was bedeutet der Corona-Ausbruch in der Flüchtlingsunterkunft für das kommunale Leben? Müssen Kindergärten oder Schulen geschlossen bleiben? "Nein", sagte Bürgermeisterin Rebmann am Sonntag. Erst einmal nicht. Dies könne sich jedoch ändern, wenn am heutigen Montag weitere 90 Bewohner der drei Anschlussunterbringungen der Stadt Eppelheim auf das Coronavirus getestet werden.
Aufgrund der räumlichen Nähe der Unterkünfte können Kontakte zwischen den Bewohnern nicht ausgeschlossen werden. Die Testergebnisse sollen schnellstmöglich veröffentlicht werden.
Abgesehen von den Corona-Infizierten in der Eppelheimer Flüchtlingsunterkunft bestätigten die Landratsämter von Rhein-Neckar-Kreis sowie Kreis Bergstraße mit Stand vom Freitag 20 aktive Coronafälle in den 17 Orten rund um Heidelberg. Das sind zwei Infizierte mehr als noch am Donnerstag. Die Fälle aus der Flüchtlingsunterkunft Lilienthalstraße sind hierbei noch nicht miteinberechnet. Im Rhein-Neckar-Kreis stieg die Zahl der Corona-Infizierten derweil von 96 auf 98, während sie im Heidelberger Stadtgebiet von 27 auf 22 sank.
Update: Sonntag, 4. Oktober 2020, 20.33 Uhr
Eppelheim. (mün) In einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge ist ein Corona-Ausbruch zu verzeichnen. 10 Menschen sind mit Covid-19 infiziert. Das ergab eine Testung aller 37 Bewohner am Donnerstag, teilt der Rhein-Neckar-Kreis mit.
Für die 27 Flüchtlinge, die nicht infiziert sind, wurde Quarantäne verhängt. Nach Angaben einer Sprecherin des Landkreises Rhein-Neckar bringt man die negativ Getesteten nicht anderweitig unter und deshalb wurde Quarantäne angeordnet. Jetzt werden die 37 Menschen in der Eppelheimer Unterkunft mit einer Cateringfirma versorgt.
Beim Gesundheitsamt Rhein-Neckar befürchtet man, dass die zehn Infizierten auch Kontakt zu Menschen in drei weiteren Eppelheimer Flüchtlingsunterkünften gehabt haben könnten. Die 90 Bewohner dieser Unterkünfte der Stadt Eppelheim sollen am kommenden Montag komplett vom Gesundheitsamt getestet werden. Bis dahin werden sie nicht unter Quarantäne gestellt, so die Sprecherin des Rhein-Neckar-Kreises.
Mit den neuen Infektionsfällen in Eppelheim steigt die Sieben-Tages-Inzidenz des Rhein-Neckar-Kreises und der Stadt Heidelberg auf 12,7 (Rhein-Neckar-Kreis: 12,2 / Stadt Heidelberg: 14,4).