Eppelheim

Bäume erhalten und neue Bäume pflanzen des Stadtklimas wegen

Als steter Mahner für mehr Bäume und Pflanzen in der Stadt ist Stadtrat Hubertus Mauss bekannt. Es gibt aber bereits Fördergelder.

14.07.2023 UPDATE: 14.07.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 53 Sekunden
Sie sorgen für Schatten und tragen zur Klimaregulierung bei: Bäume an der Friedrich-Ebert-Straße. Foto: Alex

Von Felix Hüll

Eppelheim. Der Vergleich mit einem biblischen Prediger mag hier unangebracht sein, aber das Bild passt einfach zu gut: Wie der sprichwörtlich gewordene Mahner in der Wüste kommt Hubertus Mauss regelmäßig darauf zu sprechen, dass Bäume in einer eng bebauten Stadt zu erhalten und dass möglichst neue Bäume zu pflanzen sind – des Stadtklimas wegen.

Mauss ist Grünen-Stadtrat in der Stadt Eppelheim und gleichzeitig diplomierter Landschafts- und Freiraumplaner sowie Gartengestalter, der auf diesem Gebiet aber auch ein selbstständiges Unternehmen führt.

Fassadengrün eines Hauses an der Schillerstraße. Foto: fhs

Wenig überraschend ist, dass auch die Eppelheimer Grünen-Gemeinderatsfraktion das Thema Pflanzen in der Innenstadt, Entsiegeln von bebauten Flächen und Biotopvernetzung auf ihre Fahnen geschrieben hat. Sie steckt aktuell als treibende Kraft hinter dem in der Verwaltung entstehenden Hitzeaktionsplan der Stadt Eppelheim (siehe unten). Zuletzt hatten die Grünen zum Thema Hitzeaktionsplan dieser Tage einen Informationsstand am Wasserturmplatz aufgeschlagen.

Über Jahre hinweg hat sich Hubertus Mauss aber einen Ruf erarbeitet: "Seit ich im Rat bin, wissen die Leute in der Stadtverwaltung: Der kennt sich aus und guckt auch genau hin", führt Mauss an, als er von der "DIN 18920" spricht. Sie dient dem Schutz von Bäumen an Baustellen.

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Danach sind Bäume, Sträucher, Gräser oder Kräuter bei Bauarbeiten so abzusichern, dass sie erhalten bleiben, weil Ersatzpflanzungen den Wert bestehender Pflanzen in der Regel erst nach Jahren oder gar nicht mehr erreichen. Diese Norm DIN 18290 ist in Deutschland sowohl schon beim Planen als auch beim Ausführen von Bauarbeiten anzuwenden.

Und wie so oft: Wo kein Kläger ist, fehlt auch der Richter. Häufig werde bestehendes Grün den Anforderungen von Neubauprojekten untergeordnet. Das hat auch Mauss in der Stadt Eppelheim oft erlebt. Bei dem inzwischen zurückgenommenen Großbauvorhaben rund um die Rhein-Neckar-Halle etwa war vorgesehen, "dass 100 alte Bäume umgelegt werden sollten", erinnert Mauss an ein jüngeres Beispiel jener "Abwägungen" zwischen den Zielen, viel Grün für das Stadtbinnenklima zu erhalten und dem Wunsch, ein konkretes Bauvorhaben umzusetzen, dem die Bäume im Weg stehen.

Temperaturen steigen hingegen auf Flächen wie an der Handelsstraße. Foto: Alex

Mauss weiß aus dem Stegreif ausführlich über Möglichkeiten zu sprechen, was man alles unternehmen kann, um gegen die zunehmenden Hitzetage in Städten vorzugehen. Dieses Thema ist eigentlich ein Schwerpunkt seiner Fraktionskollegin Isabel Moreira da Silva.

Aber seit seiner Zeit als Gärtnerlehrling auf einer ausschließlich biologisch wirtschaftenden Baumschule in Darmstadt hat Mauss immer wieder frühere wie aktuelle Projekte dazu verfolgt und erinnert an besonders bekannte Lösungsansätze.

Mauss erwähnt beispielsweise das Projekt der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, mit dem erforscht wird, welche Bäume in Städten den künftigen durch den Klimawandel veränderten Bedingungen am Besten angepasst sind, oder ein Förderprogramm "Frankfurt frischt auf" in der Main-Metropole, bei dem die Stadt Privateigentümern Zuschüsse gewährt, die etwa ihre Hinterhöfe entsiegeln und begrünen.

Mauss: "Das gab’s schon in den 80er Jahren – diese Themen waren alle schon mal da." Aber auch in Eppelheim gibt es städtische Fördergelder für den Klimaschutz. Der Gemeinderat hatte im Mai entsprechende Förderrichtlinien verabschiedet für ein im Haushalt mit 10.000 Euro eingestelltes kommunales Zuschussprogramm. Einer der Punkte darin sind Begrünungsmaßnahmen.

Auch die auf Fläche an der Seestraße sorgt für steigende Temperaturen. Foto: Alex

So kann man einen jährlichen Zuschuss für bis zu drei neu gepflanzte Bäume in Höhe von je 50 Euro erhalten. Wer eine Fassade begrünt, kann pro Gebäude 30 Prozent der Kosten, maximal 1000 Euro erhalten, ebenso fürs Begrünen von Dachflächen ab zehn Quadratmetern Fläche.

"Wenn man ein Luftbild von Eppelheim anschaut, sieht man, wie wenig Dachbegrünung es gibt," sagt Mauss, verweist aber auch darauf, dass eine zehn Zentimeter dicke Substrat-Schicht auf dem Dach mit ein paar Sukkulenten, also wasserspeichernden Pflanzen, nicht so effektiv sei wie etwa richtige Dachgärten.

Dabei erinnert Mauss an den Künstler Friedrich Hundertwasser und dessen besonderes Hausprojekt in Wien sowie in der Folge an anderen Standorten wie Bad Soden am Taunus, Darmstadt, Frankfurt am Main, Plochingen oder Magdeburg. Dort finden sich wirkliche Gärten mit richtigen Bäumen und Sträuchern auf keine spezielle Architektur gesetzt.

So ein Ansatz steht in Eppelheim zwar nicht zur Debatte. Aber um die Stadt gegen die bis 2050 vorhergesagten 50 bis 60 Tage pro Jahr mit Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius zu wappnen, haben die Grünen, darunter Mauss, immer wieder verschiedene Vorschläge gemacht.

Zugepflasterte Flächen wie etwa im Stadtpark sollen entsiegelt und es soll für mehr Schatten in der Stadt gesorgt werden. Nach dem Beispiel von Friedrich-Ebert- und Dr.-Emil.-König-Straße sollten auch andere Straßenzüge nach und nach durch Bäume beschattet werden, ebenso der Hof der Theodor-Heuss-Schule oder der Gottlob-Hees-Platz.

Brunnen oder Wasserspielflächen sowie Wasserspender und Trinkbrunnen könnten für mehr Verdunstungsfeuchte sowie Abkühlungsmöglichkeiten sorgen. Und es sollte für Bürger gekühlte Rückzugsräume geben, etwa in der Rudolf-Wild-Halle, "denn die Leute, die Alten und Armen zuerst, spüren den Klimawandel ja an der eigenen Haut."



Hitzeaktionsplan unter Vorbehalt

Ein Hitzeaktionsplan für Eppelheim ist in der Mache, aber noch nicht fertig. Beantragt hatten ihn im Oktober 2022 die Grünen im Gemeinderat. Die Ratsmehrheit beschloss, den Plan aufzustellen.

Laut Stadtverwaltung werden derzeit die "Einzelmaßnahmen detailliert herausgearbeitet" – voraussichtlich sollen sie im September in den Rat kommen. Umgesetzt wurden laut Sprecherin Anette Zietsch Entsiegelungsmaßnahmen im Stadtpark, in dem auch neue Bäume gepflanzt wurden. Im Herbst sollen sich Gestaltung und Begrünung anschließen, ebenso weitere Entsiegelungen und Neupflanzungen.

Für die SPD-Fraktion verweist Vorsitzende Renate Schmidt auf Nachfrage darauf, dass beim Hitzeaktionsplan-Beschluss die Mehrheit auch zustimmte, dass dies "im Rahmen des personell Machbaren" erfolge. Schmidt erinnert zudem ans Aktivieren des Brunnens am Wasserturmplatz sowie an das 2023 beschlossene Klimaschutz-Förderprogramm der Stadt.

"Wir stehen für weniger planen und mehr machen", erklärt auf Anfrage der Vorsitzende der CDU/FDP-Fraktion, Volker Wiegand. Anstelle eines Planwerks wären ihm Einzelmaßnahmen lieber gewesen, zumal wie absehbar die Verwaltung bisher nicht einmal dazu gekommen sei festzustellen, wo überhaupt Handlungsbedarf bestehe.

Für die Eppelheimer Liste benennt Bernd Binsch "Hotspots": So sei beim Umbau der Straßenbahn-Endhaltestelle versäumt worden, Schatten zu schaffen. Beim Neubau der Brücke über die Autobahn A5 wurden Bäume gefällt und nicht ersetzt, und für den Radschnellweg übers Feld nach Schwetzingen droht Bepflanzung geopfert zu werden.

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