Besucher stürmten Schriesheimer Rotweinwanderung
Statt der 2000 erwarteten Wanderer kamen "mindestens 4000". Die Busse und Bahnen waren überfüllt.

Von Christina Schäfer
Schriesheim. Der Wein schimmert lachsfarben im Glas. "Das ist der Blanc de Noirs. Den haben wir in diesem Jahr erstmalig", erzählt Karolin Kirchner vom gleichnamigen Weingut. Hat sie ihn heute schon genossen? "Das wäre mir zu früh", sagt Kirchner und lacht. Anders sehen das die Gäste, die sich am Stand des Weinguts in der Heidelberger Straße eingefunden haben. Darunter drei Damen aus Viernheim. Sie sind zum ersten Mal auf der Rotweinwanderung. "Es ist schön", sagen sie. Dann wird angestoßen. Es ist kurz vor 14 Uhr.
Die drei Hessinnen sind noch am Beginn ihrer Rotweinwanderung. Die führt über fünf Kilometer, leitet durch kleine Gassen und Häuserschluchten über zu den Weinbergen oberhalb Schriesheims. Wer die Beschilderung aus den Augen verliert, nimmt sich an diesem Tag ein einfaches Motto zu Herzen: immer den Menschen nach. Davon sind genug unterwegs. Nicht verwunderlich, angesichts des Kaiserwetters.

"Das haben wir uns auch mal verdient": Der Satz scheint direkt aus der Seele Joachim Müllers zu kommen. Der Vorsitzende des veranstaltenden Verkehrsvereins ist augenscheinlich glücklich angesichts des Andrangs. Sowohl Busse als auch die RNV-Linie 5 seien anfangs überlastet gewesen, erzählt Müller. Die Zahl von 2000 erwarteten Besuchern sieht er längst erreicht – und der Tag ist noch jung. "Mindestens 4000", so schätzt Müller, werden es am Ende sein.
Morgens um 11 Uhr, als die Rotweinwanderung am Stand des Verkehrsvereins vor dem Alten Rathaus unter den Augen gekrönter Weinhoheiten wie auch jenen von Bürgermeister Christoph Oeldorf begonnen hat, ist der Platz schon überaus gut gefüllt gewesen. "Das waren mehr als sonst", ist sich auch Nadine Boden vom "Goldenen Hirsch" sicher. Sie ist mit ihrem Team folglich schon früh gefragt: Der Wein braucht schließlich eine Grundlage. Weingut Kirchner und Goldener Hirsch – das passt, sagt Boden.
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Während in der Heidelberger Straße nach und nach der Schatten einzieht, bewegen sich Massen von Zwei- und Vierbeinern in Richtung der sonnigen Weinberge und irgendwann auch recht steil hinauf zum höchsten Punkt der diesjährigen Wanderung. Dort angekommen, wird man nicht nur mit persischer Küche verwöhnt, sondern auch mit den Weinen vom Ladenburger Rosenhof. "Gefühlt sind alle Menschen unterwegs", sagt dessen Winzer Matthias Schmidt und schmunzelt. Alle Weine stehen bei ihm zwar noch auf der Karte, zu haben ist indes nicht mehr jeder. Ausverkauft. Doch auch mit einem der anderen Weine lässt es sich hier oben über den Dächern Schriesheims in der frühlingshaft anmutenden Sonne verweilen. Und schaut man in die Gläser, scheint der Rosé für viele der passende Begleiter zu sein.
"Rosé geht immer", sagt später Johannes Teutsch. Sein Weinstand gegenüber des Bistros Aubergine ist der letzte auf dem Rundweg. Teutsch ist zufrieden mit der zweiten Teilnahme: "Auch wenn wir ganz am Ende der Tour sind, hatten wir eine sehr regelmäßige Frequentierung." Und schließlich gebe es auch jene, die entgegen der eigentlichen Richtung laufen, meint der Winzer und grinst.

Julia und Christian müssen sich nicht angesprochen fühlen. Folglich ist das Glas am Weingut Teutsch ihr letztes. Die beiden Birkenauer sind versierte Weinwanderer. "Aber die Rotweinwanderung besuchen wir zum ersten Mal", sagt Christian. Die Weine haben sie durchaus überzeugt. "Das Weingut Jäck hat sehr gute Rotweine", findet Christian. Bei Johannes Teutsch hat es ihnen der Blanc de Noirs angetan. Wenn der ausgetrunken ist, geht es für die beiden gen Heimat.
Doch oben in den Weinbergen, da steht noch die Sonne. Und in ihren Strahlen verweilen Hunderte Menschen, die diesen Tag noch ein ganz klein wenig länger genießen wollen.