Edingen-Neckarhausen

Leuchtturmprojekt "Fischkinderstube" steht vor der Einweihung

"Fischkinderstube" feiert am heutigen Freitag um 14.30 Uhr Eröffnung - Die RNZ hat die Chronologie des Millionenunterfangens zusammengestellt

07.06.2018 UPDATE: 08.06.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden

Nach eineinhalbjähriger Bauzeit wird die "Fischkinderstube", in deren Errichtung circa 3,6 Millionen Euro flossen, heute zur Nutzung freigegeben. Nicht zuletzt trägt das Gewässer seinen Namen, weil hier Fische in Ruhe ablaichen können und die Brut ungestört aufwachsen soll. Fotos: Pilz

Von Nicoline Pilz

Edingen-Neckarhausen. Am gestrigen Donnerstag war an der Fischkinderstube zwischen den Ortsteilen Edingen und Neckarhausen der Sicherheitszaun bereits zur Hälfte abgebaut. Arbeiter harkten und wässerten noch einmal die Grünanlagen und befestigten die Hinweisschilder mit Schraubzwingen.

Allerletzte Aktivitäten vor der offiziellen Einweihung heute um 14.30 Uhr mit kurzen Ansprachen von Bürgermeister Simon Michler, dem Landtagsabgeordneten Uli Sckerl (Grüne), dem Ersten Landesbeamten Joachim Bauer, Hartwig Theobald vom beauftragten Planbüro IUS in Heidelberg sowie Martin Müller vom Nachbarschaftsverband. Die beiden Grundschulen der Doppelgemeinde begleiten die Eröffnung mit Liedbeiträgen.

Nach eineinhalbjähriger Bauzeit - von November 2016 bis Mai 2018 - wird das Seitengewässer des Neckars nun auch an die Bevölkerung zur Nutzung freigegeben. Die "Bewohner", für die es gedacht ist, sind teilweise bereits eingezogen: Bei einer Befischung durch das Regierungspräsidium wurden vor wenigen Wochen circa 18 verschiedene Fischarten festgestellt. Nicht zuletzt trägt das Gewässer seinen Namen "Fischkinderstube" deshalb, weil hier Fische in Ruhe ablaichen können und die Brut ungestört aufwachsen soll.

Der Landesfischereiverband (LFVBW) erklärt auf seiner Homepage: "Mit dem Projekt Fischkinderstube Edingen-Neckarhausen bemüht sich der LFVBW um gewässerökologische Aufwertungen im Unteren Neckar. Auch vor dem Hintergrund der EU-Wasserrahmenrichtlinie und der daraus resultierenden Verpflichtung Baden-Württembergs, einen guten ökologischen Zustand an seinen Gewässern herzustellen."

Auch interessant
Edingen-Neckarhausen: "Fischkinderstube" steht kurz vor der Eröffnung
Edingen-Neckarhausen: Einweihung der Fischkinderstube steht kurz bevor
Fischkinderstube Edingen-Neckarhausen: Erste Fische haben sich schon niedergelassen

Die RNZ hat die Chronologie des Millionenprojekts zusammengestellt: Erste Überlegungen der Angler, die Tagweide als einstmals landwirtschaftlich genutzte Fläche zu einem Seitengewässer umzunutzen, gab es bereits 2004/05. Mit ihrer Idee wenden sie sich wenig später an den damaligen Bürgermeister Roland Marsch, der sich der Sache annimmt und das Projekt zur Herzenssache erklärt.

Im Juni 2009 kommt es zu ersten Gesprächen auf Initiative des Nachbarschaftsverbandes Heidelberg-Mannheim und dem Land, zwischen Edingen und Neckarhausen ein Seitengewässer anzulegen. Im September desselben Jahres ergeht der Auftrag zur Machbarkeitsstudie an das Heidelberger Büro IUS Weibel & Ness. Die Rhein-Neckar-Pachtgemeinschaft, eine örtliche Verwaltungsgemeinschaft des Fischereiverbandes im Rhein-Neckar-Kreis, ist dabei mit im Boot. Sie unterstützt die Einrichtung eines Stillwasserlebensraums als Rückzugs- und Laichgebiet für Fische.

Um die Frage, wer die Fischkinderstube künftig pflegen wird, gibt es unterschiedliche Aussagen - im Gemeinderat war man der Auffassung, die Angler hätten hier zugesagt, was diese jedoch bestreiten. Letztlich wird die Pflege der Gemeinde obliegen.

Im Gegensatz zur Maßnahme an sich, die vom Land mit rund drei Millionen Euro der Gesamtkosten von 3,6 Millionen gefördert wird, wobei der Rest über private und Firmenspenden finanziert ist, ist die Unterhaltung nicht förderfähig.

Im März 2010 beschließt der Gemeinderat, das Grundstück zur Verfügung zu stellen und übernimmt zwei Monate später die Maßnahmenträgerschaft für die Genehmigungsplanung. Diese wird im August 2010 an das Heidelberger Planbüro IUS übertragen. Anschließend reicht man im Mai 2011 die Antragsunterlagen für die wasserrechtliche Genehmigung ein. Änderungen, Klärungen von Rückfragen und das Nachreichen von Unterlagen verzögern die Plangenehmigung bis Februar 2013.

Es folgen weitere Sitzungen im Gemeinderat zu Fragen der Umsetzung sowie zur Finanzierung. Zwischenzeitlich droht der Fischkinderstube das Aus, bis im März 2015 eine weitere Großspende das Projekt finanziell sichert. Im September 2015 überreicht Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) den Förderbescheid des Landes.

Von Oktober 2015 bis September 2016 werden die Bauleistungen in vier Losen ausgeschrieben, wobei es beim Gewerk Erdaushub zu Problemen mit der beauftragten Firma kommt. Der ursprünglich geplante Termin der Fertigstellung ist nicht mehr zu halten und verschiebt sich um ein halbes Jahr. Das Land hat schließlich ein Einsehen und bewilligt eine Verlängerung des zunächst befristeten Zuschusses.

Allen Unkenrufen zum Trotz, die Fischkinderstube werde nie gebaut oder wenn, dann ein "Schlammloch" werden, steht die Anlage mit ihren Abmessungen von 320 Metern Länge, bis zu 55 Metern Breite und einer Wassertiefe von vier Metern heute stolz da, und darf sich feiern lassen. Ihr Konzept, so heißt es auch auf einer der Hinweistafeln, vereint Ziele des Naturschutzes mit der Möglichkeit zur Naherholung und Naturerfahrung.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.