Edingen-Neckarhausen

Gemeinderat diskutierte über neue Bootseinsetzstelle beim ehemaligen Fischerfestplatz

Feuerwehr erstaunt über geschlossene Kritik - Einsatzkräfte können Hilfsfrist nicht einhalten

21.09.2017 UPDATE: 22.09.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden

Rund eine Viertel Million Euro würde die Booteinsetzstelle am ehemaligen Fischerfestplatz kosten. Das passte dem Gemeinderat gar nicht, der einst davon ausgegangen war, eine "Schippe Beton" würde genügen. Foto: Pilz

Von Nicoline Pilz

Edingen-Neckarhausen. Über den Neubau einer Bootseinsetzstelle für die Freiwillige Feuerwehr Edingen-Neckarhausen entspann sich in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend eine einstündige Debatte, die teils seltsam anmutete. Am Rand der Sitzung wunderten sich Feuerwehrleute: Zwei, drei kritische Stimmen gebe es ja immer, doch in dieser Geschlossenheit habe man das noch nicht erlebt. Bedauerlich insofern, da die Feuerwehr bis heute alle Ausschreibungen für Ersatzbeschaffungen und alle Konzepte selbst entwickelt und der Gemeinde dadurch viel Geld erspart.

Eine neue Bootseinsetzstelle kommt auf rund 250.000 Euro, eine Summe, die den Rat offensichtlich erschütterte. Hier hatten einige angenommen, mit einer "Schippe Beton" wäre alles erledigt. Dem ist nicht so.

Hartmut Müller-Falkenhahn vom Heidelberger Büro IUS stellte seine Planung für einen Standort am Weg zum ehemaligen Fischerfestplatz vor: Ausbau mit einer Rampe, Ufersicherung, Verspundung, einem kleinen Anleger zum Be- und Entladen des Feuerwehrbootes und dem Setzen von Wassersteinen - alles behördliche Auflagen. Nein, die Überprüfung weiterer Standorte sei nicht Teil seines Auftrags gewesen, antwortete Müller-Falkenhahn auf Nachfrage aus dem Rat.

Um Planungskosten zu sparen, hatte die Verwaltung die Feuerwehr und das Bauamt zwar weitere Alternativ-Standorte abfahren lassen, kam aber zur Überzeugung, dass der Weg zum Fischerfestplatz die besten Voraussetzungen biete. Aus den Fraktionen kamen erstaunte Reaktionen. Hans Stahl (UBL) meinte, das sehe aus wie ein kleiner Yachthafen, Eberhard Wolff (SPD) brachte die Kuhgasse als eventuell günstigere Variante ins Spiel. Feuerwehrkommandant Stephan zimmer schaute zweifelnd, blieb aber stets sachlich. "Uns ist der Standort letztlich egal, Hauptsache, er funktioniert. Und wir wollen nicht so viel Geld ausgeben. Für die Auflagen können wir nichts."

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Mit dem Austausch der alten Fähre ist es der Feuerwehr nicht mehr möglich, an dieser Stelle ihr Boot einzusetzen, weil die neue Fähre ein, zwei Meter oberhalb liegt und das Zugseil im Weg ist. Im laufenden Fährbetrieb ist das Einsetzen des Rettungsbootes aber ebenso kaum möglich: Die Zufahrt zur Fähre in Neckarhausen ist steil, schmal und gerade im Sommer stark frequentiert. Zimmer schilderte, wie das 15-Meter-Gespann rückwärts am Verkehr vorbei in den unteren Weg stoßen müsse, um im 90-Grad-Winkel zu drehen. "Sie können sich das gern mal anschauen und zuhören, wie wir dabei als Trottel und Vollpfosten beschimpft werden", wandte sich Zimmer an Angela Stelling (OGL).

Der Fährbuckel war von der Offenen Grünen Liste ins Spiel gebracht worden. Ohnehin sah die Fraktion noch "Klärungsbedarf" und forderte eine Diskussion, noch keine Entscheidung. Die UBL unterstützte das.

Zimmer betonte, dass im Notfall DLRG und Feuerwehr zusammenarbeiten, um ihre rettungsdienstlichen und technischen Aufgabenbereiche zu erfüllen und die gesetzlich geforderte Hilfsfrist, spätestens nach 15 Minuten an der Unfallstelle zu sein, einzuhalten. 2007 machte der Kommandant seine bis dahin immer mündlich geäußerte Forderung nach einer funktionstüchtigen Einsatzstelle schriftlich und lehnte jede weitere Verantwortung ab.

Zimmer betonte, die Neckarkommunen seien verpflichtet, für den Fluss als Bundeswasserstraße mit starkem Schiffsverkehr ein eigenes Rettungsboot vorzuhalten, man arbeite eng und gut zusammen, der "Neckaralarmplan", der jährlich fünf bis zehn Einsätze verzeichnet, sei Ergebnis dieser Kooperation und regele, welche Kommune wo einsetze.

Die anderen Kommunen hätten alle Bootseinsetzstellen, erwiderte Zimmer auf Anfragen von SPD und UBL, warum man nicht interkommunal zusammenarbeite und sich die Kosten teile. Eberhard Wolff wollte wissen, ob man nun "Samariter" spielen müsse, weil man ein Boot habe. Denkbar sei auch, dass man doch auf den Fähranleger zurückgreifen könne, wenn die Neckarbrücke gebaut sei und die Fährgemeinschaft vielleicht aufgegeben habe, so Wolff. Das wolle diese nach seinem Erkenntnisstand aber nicht, erklärte Bürgermeister Simon Michler. Und Hans Stahl (UBL) erklärte sinngemäß, das Feuerwehrboot sei vermutlich angesichts seines Alters sowieso irgendwann fällig. Dann könne man sich mit Ladenburg zusammentun und ein gemeinsames Boot anschaffen. Drei Minuten zuvor hatte Zimmer jedoch noch erläutert, dass man im Notfall angesichts der Strömungssituation im Neckar (und anders als am Rhein) mit mehreren Booten unterwegs sein müsse, um nach vermissten Personen zu suchen.

Bernd Grabinger (CDU) gab Zimmer recht, dass die Feuerwehr hier ein "Muss" habe. Nun seien 250.000 Euro aber eine Menge Geld. Da wolle man sicher sein, dass sie an der richtigen Stelle ausgegeben werden. Klaus Merkle (UBL) brachte schließlich den Feuerwehrsteg rechts vom Fähranleger ins Spiel. Ein Vorschlag, den die Feuerwehr auf Tauglichkeit überprüfen wird. Am gestrigen Donnerstagabend war ein Vor-Ort-Termin mit den Gemeinderäten und der Verwaltung geplant (weiterer Bericht folgt).

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