Franzose pflegt auch in Deutschland Savoir-vivre
Frédéric Plounevez ist mit einer Deutschen verheiratet. Sein Wunsch für Europa: Frieden.



Der 48-Jährige bezeichnet sich als Weltbürger, seine Wurzeln hat er in der Bretagne
Name: Frédéric Plounevez
Alter: 48 Jahre
Geburtsort: Lesneven in der Nähe von Brest (Bretagne)
Beruf: Projektleiter für Sicherheitssysteme
In Edingen-Neckarhausen seit: 2012
Ich bin nach Deutschland gekommen, weil … ich mit einer Deutschen verheiratet bin, die ich über die Interessengemeinschaft Partnerschaft Edingen-Neckarhausen – Plouguerneau (IGP) kennengelernt habe. Meine Eltern waren 1986 zum ersten Mal bei ihren Eltern zu Gast und diese Freundschaft wurde über die Jahre hinweg mit den von der IGP angebotenen Begegnungen aufrechterhalten. Nachdem wir eine Weile in Paris gewohnt haben, wurde es uns nach der Geburt unseres ersten Kindes in der Großstadt zu "eng". Außerdem war ich beruflich ständig unterwegs, sodass ich die Möglichkeit beantragt hatte, im Homeoffice zu arbeiten, wenn ich nicht auf Dienstreisen war. Diesem Antrag wurde unter der Bedingung stattgegeben, dass sich das Büro in der Nähe eines internationalen Flughafens befinden sollte. Wir hatten die Wahl, in der Nähe einer unserer Familien bei Brest oder Heidelberg zu wohnen. Ich schlug meiner Frau vor, nach Deutschland zu ziehen.
Mit meiner Ankunft verbinde ich … die IGP und die Städtepartnerschaft zwischen Edingen-Neckarhausen und Plouguerneau. Unsere Ehe ist eine der Früchte dieser Städtepartnerschaft.
Gab es Hürden? Ja, natürlich, aber wenn man Erfahrung mit der französischen Verwaltung hat, kann man überall überleben.
Ist Deutschland ein Stück Heimat geworden? Ja, vor allem jetzt, da unsere Kinder hier aufwachsen und ich hier arbeite.
Aus meiner alten Heimat fehlt mir in Deutschland besonders … das Meer, meine Familie und meine Freunde.
Nie gewöhnen werde ich mich hier an … Birkenstocksandalen mit Socken und an den Blumentopf, der auf der Fensterbank steht und verhindert, dass sich das Fenster öffnet.
Was ist Ihr Leibgericht in Frankreich? Meeresfrüchte (hauptsächlich Austern) mit einem gut gekühlten Muscadet sur Lie.
Und welche Musik aus Frankreich hören Sie am liebsten? Protestsongs von Léo Ferré, Renaud, NTM, La compagnie Jolie Môme und anderen.
Welche Traditionen aus Ihrem Herkunftsland haben Sie mit nach Deutschland gebracht? Eine bestimmte Art zu leben, sich Zeit für Dinge zu nehmen, die einem vielleicht unnötig erscheinen. Paris wurde nicht an einem Tag erbaut ...
Wo pflegen Sie diese Traditionen? In der Familie und am Arbeitsplatz. Auch wenn ein Sprichwort sagt: "In Rom lebst du wie die Römer".
Familiensprache ist bei uns zu Hause … mit meiner Frau und den Kindern Französisch. Ansonsten sprechen wir im Freundeskreis hauptsächlich Deutsch oder auch mal Englisch. Mir scheint, dass eine Person, die mehrere Sprachen spricht, ein Polyglott genannt wird, und eine Person, die nur eine Sprache spricht, ein Franzose!
Was hat sich in Frankreich seit dem EU-Beitritt verändert? Eine etwas weniger egozentrierte Sicht auf Frankreich und damit eine gewisse Offenheit. Natürlich auch die Währung und auch die Zugverbindungen zwischen Paris und den angrenzenden Ländern.
Und was können die anderen europäischen Länder von Ihrem Herkunftsland lernen? Resilienz und auch wenn es ein Klischee ist: Savoir-vivre.
Fühlen Sie sich als Franzose, Deutscher oder als Europäer? Wenn Menschen aus einer Region Frankreichs mit einer starken Identität wie Korsika, dem Baskenland oder der Bretagne kommen, wie in meinem Fall, werden sich die Menschen zuerst dieser Region zugehörig fühlen, bevor sie sich als Franzosen zu erkennen geben. Trotz allem und obwohl ich mich dagegen wehre, ist alles in mir französisch. Nun bin ich Europäer und habe das Glück, in Deutschland zu leben. Daher würde ich sagen, dass ich ein Weltbürger bin, wie man bei uns in Frankreich sagt.
Was wünschen Sie sich für Europa? Dass Frieden einkehrt ist mein erster Wunsch, und dass die Kohärenz zwischen den Ländern zum Wohle aller Europäer verbessert wird.
Wenn ich nach Frankreich fahre – was sollte ich dort gesehen haben? Natürlich gibt es Paris und seine Sehenswürdigkeiten sowie den Mont Saint Michel in der Bretagne. Aber in Frankreich liegt das Erlebnis auf dem Teller und im Glas. Jede Region hat ihre eigenen kulinarischen Spezialitäten, die einen Besuch wert sind.
Einwohner: 67,7 Millionen
Fläche: 643 801 km2