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Fischkinderstube ist nicht nur für Fische wertvoll

Das Biotop hilft gegen das Artensterben. Die Uferbepflanzung ist gut für Insekten.

04.03.2023 UPDATE: 05.03.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden
Manche Fische laichen schon jetzt. Da es in der Fischkinderstube keinen Wellengang gibt, müssen die Tiere nicht fürchten, dass ihre Eier weggespült werden. Foto: Kraus-Vierling

Edingen-Neckarhausen. (max) Rund 41.000 Tierarten sind laut Bundesumweltamt weltweit vom Aussterben bedroht. Das sind schockierende Zahlen, die zum Handeln zwingen. Ein Projekt, um dem Artenschwund entgegenzuwirken, ist die Fischkinderstube zwischen den Ortsteilen der Doppelgemeinde.

Neben jenen Tieren, die dem Biotop seinen Namen geben, ist das 13.000 Quadratmeter große Seitengewässer des Neckars auch Zufluchtsort für andere Arten. Heike Vetter von der Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) fällt da eine Tierart besonders ein: "Insekten sind unser aller Lebensgrundlage. Nicht nur als Bestäuber, die unsere pflanzliche Nahrung sichern, sondern auch als Pflanzenvielfaltsgeneratoren." Sie gehören zu den am meisten gefährdeten Arten und profitieren an der Fischkinderstube auch von der Bepflanzung der Ufer.

An erster Stelle sieht Vetter da die Weiden, die "bekloppterweise überall zurückgeschnitten" würden. Da die Bäume gerade im Frühling eine wichtige Nahrungsquelle für über 200 Arten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge sind und sich auch die "Wildbiene des Jahres 2023, die Frühlings-Seidenbiene, vorrangig von der Weide" ernährt, sei das hinsichtlich des Artensterbens unverzeihlich.

Auch Wasser- und Sumpfpflanzen würden immer seltener, so Vetter. Gerade der Blutweiderich mit seinen tiefvioletten Blüten, den es an der Fischkinderstube gibt, sei "sehr selten geworden". Er ist Lebensraum und Nahrung für die Blutweiderich-Sägehornbiene, eine der gefährdeten Wildbienen. Auch Mädesüß oder oder Wasserdost seien dort Leckerbissen für die Krabbeltiere.

Libelle oder Köcherfliege könnten an dem stillen Gewässer außerdem gut ihre Eier legen, erklärt Vetter und fasst zusammen: "Die Fischkinderstube ist unglaublich wichtig für die Insekten." Aber auch umgekehrt, denn viele der Larven würden die Gewässer reinigen und wiederum die Larven von Stechmücken fressen. Die Begeisterung für das 2018 eingeweihte Biotop sei beim Nabu nicht immer so groß gewesen, sagt sie: "Am Anfang waren wir skeptisch, auch weil auf der Wiese Fasane gelebt haben." Mittlerweile sei man aber überzeugt: "Es ist enorm wertvoll."

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Johannes Voigt, der in der Verwaltung unter anderem für die Grünflächen zuständig ist, sieht die Fischkinderstube ebenfalls als großen Zugewinn: "Dadurch, dass es dort den Wellengang vom Neckar nicht gibt, ist es ein perfekter Rückzugsort für Fische, um zu laichen", berichtet Voigt, der selbst angelt und sich bestens auskennt. Raubfische wie Hechte und Zander würden bereits jetzt laichen, Weißfische wie Karpfen erst ab April. Das Ergebnis sieht man dann auch in der Fischkinderstube, sagt Voigt: "In den Sommermonaten kann man die junge Fischbrut in den Flachwasserzonen schön beobachten."

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