Kostenexplosion bei der Sauna-Sanierung
Gemeinderat stimmte schockiert zu - Helfer des Saunavereins haben mit dem Ausräumen begonnen

Schwitzen, ganz ohne zu saunieren: In der Dossenheimer Sauna hat die Sanierung begonnen. Mitglieder des Trägervereins räumten den Hallenbad-Anbau aus. Foto: Alex
Von Doris Weber
Dossenheim. Die Dossenheimer Sauna ist seit einer Woche geschlossen. Und seither ist schon einiges passiert. Der "Verein Sauna Dossenheim" hat mit Feuereifer die Sanierung begonnen. Doch alles kann der Verein, der den Sauna-Anbau am Hallenbad angemietet hat, nicht machen. Da müssen Profis ran. Und die wollen deutlich mehr Geld als erwartet. Die Ausschreibung von fünf Gewerken hatte Aufträge über 436.000 Euro statt erwarteter 360.000 Euro ergeben. Der Gemeinderat vergab sie zwar einstimmig, aber nicht gerade gut gelaunt.
Besser läuft es dagegen bei den Ehrenamtlichen des Saunavereins, die so viel wie möglich in Eigenleistung machen wollen. Bei ihrem ersten Einsatz, an dem die rund 20 Helfer unerwartet schnell vorankamen, widmeten sie sich der Demontage. Container, in die Bauschutt, Metall und Holz sortiert wurden, standen bereit. Das Bistro wurde völlig ausgeräumt. Inventar und Möbel wie Liegen und Stühle wurden sicher verstaut.
Als die Decken entfernt wurden, glaubte man, mitten in einem Schneegestöber zu sein, berichtet Jochen Matenaer in seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied im Sauna-Verein: Statt Schneeflocken segelten allerdings Staubwolken auf die Helfer herunter, die sich vorsorglich mit Masken geschützt hatten.
Mit der technischen Sanierung erfolgt auch eine Neuordnung des Saunabereichs. Die Toiletten werden in einem Anbau, der die Lüftungsanlage trägt, eingerichtet. Die bestehende Toilettenanlage wird zum Ausgang umgebaut. So muss während des Saunagangs künftig keiner mehr durch das Bistro gehen, um in den Garten zu gelangen.
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Die Sauna, für deren Sanierung im Haushaltsplan 2019 nahezu 520.000 Euro eingestellt sind, wird aller Voraussicht nach sechs Monate geschlossen sein. Die fünf Beschäftigten des Vereins sind versorgt. Für Physiotherapeut Peter Muckenfuß wurde eine Zwischenlösung gefunden: Wohl ab Mai sind er und seine Massagepraxis vorübergehend im Hallenbad anzutreffen.
In der Gemeinderatssitzung war Jochen Matenaer (SPD) als zweiter Vorsitzender des Vereins wegen Befangenheit vom Ratstisch abgerückt. Dort ging es eben um die verschiedenen Auftragsvergaben. Insbesondere die Arbeiten im Bereich Elektroinstallation und Fernmeldetechnik waren erheblich teurer geworden - laut Sitzungsunterlage um knapp 54.000 Euro. Diese Arbeiten kosten somit knapp 60 Prozent mehr als erwartet. Dieses Mehr wird durch die Unterschreitungen bei der Heizungsinstallation und den Rohbauarbeiten bei Weitem nicht ausgeglichen.
Befriedigende Erklärungen für die Abweichungen gab es nicht. Der vom zuständigen Planungsbüro für Versorgungstechnik IBV anwesende Ingenieur sprach von "vollen Auftragsbüchern". Angebote seien deshalb am besten zwei Jahre vor Durchführung der Maßnahme einzuholen.
Kritische Stimmen aus dem Gemeinderat gab es dennoch. Hans-Peter Stöhr (CDU) fragte, wie es künftig möglich sein werde, einen Haushaltsplan zu entwerfen, wenn die Zahlen immer wieder so deutlich voneinander abwichen. "Was lernen wir daraus für die Zukunft?", fragte Gunild Frey (Grüne), die nach eigenen Angaben "schockiert" über die Kostenüberschreitung war. Eine Antwort konnte ihr keiner geben. Cornelia Wesch (FW) fand die Teuerung "schon erschreckend".
Hermann Fischer (FDP) erinnerte an die Maßnahme in der Bachstraße. Dort hatte die Aufhebung der ersten Ausschreibung zu einer noch größeren Abweichung geführt. Carlo Bonifer (SPD) verwies ebenfalls darauf, dass dies kein singuläres Ereignis sei. Weiter sprach er von den Einsparungen von rund 20.000 Euro, die durch Eigenleistungen des Vereins realisiert würden. Wesch war es in diesem Zusammenhang ganz wichtig, dass durch die Arbeiten des Vereins die Gewährleistung der Firmen nicht gefährdet wird.