Teurer Kindergarten, günstiger Kanal
Kritik an Ausschreibungen vorgebracht - Elektroarbeiten gar nicht vergeben

Das Dielheimer Rathaus. Foto: Pfeifer
Dielheim. (rö) Dielheims Gemeinderat hat sich in der jüngsten Sitzung mit Auftragsvergaben für die Erweiterung des Kindergartens in Balzfeld und für die Kanalsanierung beschäftigt. In beiden Fällen gab es deutliche Abweichungen von den Kostenschätzungen: Beim Kindergarten lag eines der fünf Gewerke um 30.000 Euro über der Schätzung, die Elektroarbeiten konnten mangels Angeboten überhaupt nicht vergeben werden. Genau umgekehrt ist es bei der Kanalsanierung. Hier hatte das zuständige Büro mit Kosten von 509.000 Euro gerechnet. Der günstigste Bieter, der auch den Zuschlag erhielt, lag bei 344.000 Euro. In beiden Fällen gab es aus den Reihen des Gemeinderats Kritik an den mit den Ausschreibungen beauftragten Büros.
"Leider", so Bürgermeister Thomas Glasbrenner, wurde für die mit 130.000 Euro veranschlagten Elektroarbeiten im Kindergarten kein Angebot abgegeben. Deshalb werde man diese noch einmal beschränkt ausschreiben. "Die Handwerker sind praktisch ausgebucht", sagte Bauamtsleiter Jürgen Laier. Nur einen Bieter hatte es für die Abwasser-, Wasser- und Gasanlagen gegeben, der mit 68.000 Euro sehr deutlich über der Schätzung (38.000 Euro) lag. Wenn man die Ausschreibung aufhebe und erneut vornehme, gehe man jedoch das Risiko ein, "dass es noch teurer wird", so Laier. Beschlossen wurde stattdessen, zunächst die Bindefrist zu verlängern und bei Sanitärfirmen das Interesse abzufragen, sich an einer neuen Ausschreibung zu beteiligen.
Genau das hatte Josef Blum (SPD) vorgeschlagen. Ernst Hofstetter (CDU) äußerte die Vermutung, das mit der Ausschreibung beauftragte Büro sei "der Sache nicht genug nachgegangen", für Bürgermeister Glasbrenner allerdings "reine Spekulation". Mit den zunächst nur drei vergebenen Gewerken (für zusammen 117.000 Euro) liegt man nun sogar um 5000 Euro unter der Kostenschätzung.
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Für die Kanalsanierung der Schadensklasse 0 in geschlossener Bauweise im Ortsteil Dielheim hatten gleich acht Firmen Angebote abgegeben, die bis auf einen Ausreißer nach oben recht dicht beieinander waren - der günstigste Bieter lag aber mehr als 160.000 Euro unter der Kostenschätzung. "Das wirft Fragen auf", monierte Josef Blum, entweder zur "Qualität der Kostenschätzung", nach der sich auch das Honorar des mit der Ausschreibung beauftragten Büros berechne, "oder es ist etwas ganz anderes ausgeschrieben worden". Der Bürgermeister kündigte dann auch an, "noch mal auf das bepreiste Verzeichnis zu gucken". Die Vergabe erfolgte dennoch einstimmig.



