Dank ihm sitzt niemand auf dem Trockenen
Getränkehändler Volker Scherer liefert auch in diesen Zeiten direkt nach Hause

Leimen-St.Ilgen. (sg) Die Pandemie und ihre Auswirkungen bekommt Volker Scherer direkt zu spüren. "Wie ein Alptraum" kommt die Situation dem Getränkehändler aus St. Ilgen vor. "Ich habe eher mit einem Krieg gerechnet als mit einer Pandemie", gesteht der 55-Jährige im Gespräch mit der RNZ. Seit 60 Jahren hat sein Familienbetrieb in der Theodor-Heuss-Straße sein Verkaufsgeschäft mit Lieferservice. Die Schließung von Restaurants, Gaststätten und vielen Betriebskantinen in der Region, aber auch die Absage sämtlicher Feiern und Veranstaltungen bedeuten für ihn heftige Umsatzeinbußen.
"Wir haben viele Privatkunden. Das ist momentan unser Glück", erklärt der Getränkehändler. Scherer ist gebürtiger St. Ilgener. "Hausgeburt", betont der 55-Jährige, der zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder das Geschäft führt. Zu seinen Hobbys zählen Lesen – am liebsten spannende Biografien – sowie Reisen und Fußball. Für die Heimspiele des Zweitligisten SV Sandhausen im Nachbarort hat er eine Dauerkarte. Ansonsten geht der Single-Mann an den Wochenenden auch gerne mit seinen Kumpels wandern, inklusive Hütteneinkehr.
Werktags steht er im Geschäft oder beliefert beispielsweise Firmen und deren Kantinen, die jetzt langsam wieder ihren Betrieb aufnehmen. Donnerstags und freitags sind seine Privatkunden dran. Auch in Corona-Zeiten lässt der Getränkehändler seine Kunden nicht auf dem Trockenen sitzen. "Wir haben in letzter Zeit mehr Privatkunden dazubekommen, aber trotzdem haben wir einen erheblichen Umsatzrückgang", erklärt er. Wenn er Getränke ausliefert und sie direkt ins Haus bringt, trägt er Mundschutz und Handschuhe. Er hat viele ältere Kunden und möchte nicht Virusüberträger sein. Scherer findet es auch nicht schlimm, wenn manche Kunden ihm das Geld etwa von Balkon oder Fenster aus in einem Briefumschlag herunterwerfen.
In den ersten Wochen der Krise seien die Getränkebestellungen deutlich angestiegen. "Die Leute haben sich ordentlich mit Getränken eingedeckt. Eine Familie hat gleich 30 Kästen Mineralwasser bestellt – wahrscheinlich aus Angst, dass es längere Zeit nichts mehr gibt", erinnert sich Scherer. Dass aufgrund der Pandemie in den Supermärkten Toilettenpapier und in den Apotheken Desinfektionsmittel ausgehen, hätte er nie erwartet. Der St. Ilgener achtet sehr darauf, nicht selbst an Covid-19 zu erkranken. "Das wäre für unser Geschäft und unsere Familie nicht gut, weil ich die gesamte Getränkeauslieferung mache und mit meinen Eltern und meinem Bruder zusammen in einem Haus lebe."
Im Verkaufsgeschäft wurden derweil alle Vorgaben zur Eindämmung des Virus umgesetzt. An der Kasse gibt es jetzt eine Plexiglasscheibe zum Schutz von Kunden und Mitarbeitern und im Verkaufsbereich erinnern Hinweise an die Abstandsregel. Kunden und Mitarbeiter tragen Mundschutz. "Man fühlt sich dadurch einfach sicherer", sagt Scherer.



