Corona-Helden

Glücksbringer mit Mundschutz

Schornsteinfeger Armin Theisen hat die Pandemie kommen sehen

24.04.2020 UPDATE: 25.04.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden
Armin Theißen besucht seine Kunden auch derzeit mit dem Lastenrad. Foto: Geschwill

Von Sabine Geschwill

Leimen. Schornsteinfeger gelten als Glücksbringer. Aber in Zeiten von Corona machen die Menschen auch um den Glücksbringer lieber einen Bogen – und das findet Armin Theisen auch gut so. Der 55-Jährige ist Bezirksschornsteinfegermeister und übt seinen Beruf schon seit 34 Jahren aus. Der gebürtige Eppelheimer ist verheiratet, hat zwei Töchter im Alter von 16 sowie 20 Jahren und wohnt mit seiner Familie seit 17 Jahren in Leimen. In seiner Freizeit fährt er gerne Rad und ist seit zehn Jahren in der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde als Pfarrgemeinderat engagiert. Dort ist er auch erster Ansprechpartner, wenn es um Wartungen der Heizungen in den Einrichtungen der Seelsorgeeinheit geht.

Vor fünf Jahren hat sich der Leimener die Frage gestellt, welche Katastrophen die Welt treffen könnte und kam auf genau zwei Szenarien: "Entweder es gibt irgendwo einen Atomkrieg. Daher habe ich mir einen Geigerzähler zugelegt", erzählt er. "Oder es gibt eine Pandemie. Und das hat sich nun bewahrheitet." Damals hat er sich einen "Pandemieschrank" mit Gesichtsmasken, medizinischen Handschuhen und Desinfektionsmittel eingerichtet. "Dies hat sich jetzt bewährt", meint Theisen. Die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden Hygienemaßnahmen nehmen er und seine beiden Mitarbeiter sehr ernst, genauso wie die Ängste der Kunden. "Wir sind immer mit Mundschutz und Handschuhen unterwegs und halten ausreichend Abstand", betont er. Nur wenige Kunden hätten bisher Termine wegen Corona abgesagt.

Dafür schränkt Armin Theisen seine Arbeit selbst ein: "Momentan schieben wir, sofern es möglich ist, die Wartung von Gasthermen, bei denen wir in Wohnungen müssen, hinaus, weil wir zum Schutz unserer Kunden engen Kontakt vermeiden wollen." Das betrifft auch die Kontrolle von Rauchmeldern, weil man dazu in alle Zimmer einer Wohnung müsse oder auch Beratungen zu Umweltschutz und Energieeinsparung. Solche Aufträge werden, soweit es vertretbar ist, verschoben. "Das holen wir in den Sommermonaten alles nach", zeigt sich der Schornsteinfegermeister zuversichtlich, der stets mit seinem Lastenfahrrad zu seinen Kunden fährt. Messbescheinigungen und Rechnungen gibt er nun nicht mehr persönlich ab, sondern wirft sie ein.

Er und seine Familie meiden derzeit soziale Kontakte. Die regelmäßigen Spieleabende mit Freunden sind vorerst gestrichen. Leider konnte auch der 80. Geburtstag seiner Mutter im April, der als großes Familienfest geplant war, wegen Corona nicht wie gewünscht gefeiert werden. Sie wohnt in St. Ilgen bei ihrer Tochter Anita und deren Familie im Haus. Daher weiß Armin Theisen sie bei seiner Schwester in guten Händen. Auch seine beiden Töchter würden auf soziale Kontakte verzichten. "Die Mädels gehen zwar raus und sind mit dem Rad unterwegs, aber es gibt keine Gruppenbildung – darüber bin ich sehr froh", betont er.

Auch interessant
Corona-Helden: Wiesenbacher Autohaus stellte aufs Reparieren um
Corona-Helden: Eppelheimer begleitet Menschen in den Tod
Corona-Helden: Horst Schnitzer holt auch in Krisen-Zeiten den Müll ab
Corona-Helden: Wie die Metzgerei Meister viel Rückhalt bekommt

Theißen ist überzeugt, dass die Coronakrise noch länger Auswirkungen haben wird: "Ich glaube nicht, dass es in diesem Jahr in Leimen eine Weinkerwe oder eine andere größere Veranstaltung geben wird", meint er. "Das können wir alles vergessen." Auch wenn die Zahlen der aktuell an Corona Erkrankten rückläufig seien, bestehe immer noch die Gefahr einer möglichen zweiten Infektionswelle.

Info: Weitere Teile der RNZ-Serie Corona-Helden gibt es im Internet unter www.rnz.de/corona-helden-der-region

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.