Bürgermeisterwahl Rauenberg

Amtsinhaber Peter Seithel hat "ein gutes Grundgefühl"

Der Rathauschef sieht seine Stadt wieder auf Kurs und stellt sich am Sonntag zur Wiederwahl. Seithel tritt ohne Gegenkandidat an.

29.06.2023 UPDATE: 29.06.2023 06:00 Uhr 4 Minuten, 2 Sekunden
Bürgermeister Peter Seithel (r.) hat RNZ-Redaktionsleiter Timo Teufert zu seinem Lieblingsplatz in der Weinstadt mitgenommen: dem Bruchwald. Foto: Pfeifer

Von Timo Teufert

Rauenberg. Für Rauenbergs Bürgermeister Peter Seithel beginnt der Endspurt, denn am Sonntag ist Bürgermeisterwahl. Seithel ist zwar der einzige Bewerber für den Posten, Wahlkampf macht er trotzdem. "Miteinander auf Kurs" steht auf seinen Plakaten, am Freitag und Samstag sucht er noch einmal den Dialog mit den Bürgern. Die RNZ hat Seithel, der  ist, an seinem Lieblingsort in der Weinstadt getroffen: Im Bruchwald an der Eisenbahnlinie Heidelberg-Bruchsal.

"Den Schritt nach Rauenberg habe ich nie bereut", erzählt der 46-Jährige, der zuvor zehn Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde Grömbach im Schwarzwald war und nach dem Tod seines Amtsvorgängers Frank Broghammer in Rauenberg seinen Hut in den Ring warf. Für ihn hat Rauenberg genau die richtige Größe: "Hier sieht man, wie die Auswirkungen des Handelns sind." Weiterer Pluspunkt: Rauenberg liegt in seiner Heimatregion, in die er nach dem Studium in Kehl und seinen Stationen im Schwarzwald gerne zurückkehren wollte.

Gebürtig kommt Seithel aus Zeutern, dort hatte er auch die ersten Berührungspunkte mit der öffentlichen Verwaltung. Denn sein Vater war 40 Jahre lang im Rathaus von Ubstadt-Weiher beschäftigt. "Am Anfang ging es mir wie vielen anderen: Ich wollte das, was meine Eltern beruflich machten, auf keinen Fall auch selbst machen", sagt Seithel heute rückblickend. Das Studium in Kehl veränderte seinen Blick, man sei damit "breit aufgestellt". In Kehl lernte Seithel auch seine Frau Jana kennen.

Während sie auf der Schwäbischen Alb eine Anstellung fand, arbeitete Seithel nach dem Studium als stellvertretender Kämmerer in Pfalzgrafenweiler. "Das war eine interessante Stelle: Denn ich war stellvertretender Kämmerer im größten Ort der Verwaltungsgemeinschaft und in den beiden kleineren Orten Kämmerer", berichtet der 46-Jährige. Als der Bürgermeister von Grömbach – eine dieser beiden kleinen Gemeinden – in den Ruhestand ging, kam der Gemeinderat auf Seithel zu: "Ich wurde gefragt, ob das Amt des Bürgermeisters etwas für mich wäre", erklärt er. Im Studium habe er das zwar als Vertiefungsschwerpunkt belegt und konnte sich vorstellen, auch später einmal als Bürgermeister zu arbeiten, "aber das hatte ich so nicht geplant."

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Er trat an, belegte zunächst den zweiten Platz, konnte sich dann aber im zweiten Wahlgang gegen einen erfahrenen Kollegen durchsetzen. Seithel blieb und wurde nach acht Jahren mit über 90 Prozent wiedergewählt. "Im Gegensatz zu Rauenberg war ich da für viel mehr Dinge zuständig, weil die Verwaltung kleiner war", berichtet der 46-Jährige. Das sei nach dem Studium eine gute Schule gewesen, schließlich lerne man das meiste in der Praxis. Nach zwei Jahren ging es dann nach Rauenberg weiter.

"Wir hatten uns schon viele Gemeinden in der Region angeschaut. Aber da waren auch viele dabei, wo wir vorne rein und hinten raus gefahren sind und uns einig waren: Das ist nicht das richtige", berichtet Seithel. In der Weinstadt sei das anders gewesen: "In Rauenberg hatte ich ein gutes Grundgefühl." Seithel führt das auch auf den Weinbau zurück, mit dem er seit Kindesbeinen vertraut ist: Sein Opa war Winzer im Nebenerwerb und als Kind und Jugendlicher war Peter Seithel oft im Weinberg dabei. Besonders beeindruckt war er auch von der katholischen Kirche St. Peter und Paul. "Nur Rathäuser gibt es schönere", sagt er lachend.

Nach der Wahl stellten sich deshalb auch schnell Heimatgefühle bei ihm ein: "Da, wo Weinbau betrieben wird, sind die Menschen offener und man kommt besser mit ihnen ins Gespräch", hat der Bürgermeister beobachtet. Im Schwarzwald sei alles etwas kerniger gewesen.

Doch schon acht Wochen nach seinem Amtsantritt stand Seithel vor der größten Herausforderung seiner Amtszeit: "Wir mussten eine Gewerbesteuerrückzahlung von 7,5 Millionen Euro stemmen. Da haben wir versucht, als Gemeinde zu überleben", schildert er die Situation damals. Für den Haushalt einer Gemeinde wie Rauenberg sei so eine hohe Rückzahlung ein brachialer Schlag. "Heute ist es zum Glück vollends abgewickelt", freut sich der 46-Jährige.

Nun laufen auch die ersten Projekte an, die vorher finanziell nicht möglich waren. "Jetzt kann ich auch gestalten", sagt er. Das habe ihm schon ein bisschen gefehlt. Im Moment arbeite man an dem Kindergarten mit Mensa in Rauenberg und an einem neuen Kindergarten in Malschenberg. "Das ist jetzt der schönere Part, als immer zu schauen, wie ich etwas finanziere." Diese angespannte Finanzsituation habe aber gute Seiten: So hat sie den Gemeinderat zusammengeschweißt. "Alle haben gemeinsam versucht, das Problem zu lösen", hebt Seithel hervor. Auch wenn oft unter Druck diskutiert worden sei, habe es keinen Streit gegeben. Nun sei man wieder auf Kurs – das Motto, das sich auch auf seinen Plakaten wiederfindet.

Und es besteht wieder die Möglichkeit, Ideen zu verwirklichen. Seithel könnte sich etwa eine Freilufthalle für die Sportvereine vorstellen. "Die Hallen sind sehr eng belegt und das könnte Entlastung bringen." Das andere Projekt, das Seithel vorschwebt, ist schon etwas konkreter: Eine bewirtschaftete Hütte auf dem Mannaberg. "Dann müsste man nicht in die Pfalz fahren", sagt Seithel. So eine Hütte sei ein ganz wichtiger Anlaufpunkt, zumal sich die Bevölkerung stark mit dem Wein und der Weinstadt identifiziere. "Die Weinlaube hat ja auch vom ersten Tag an funktioniert", ist er von dem Plan überzeugt. Gerade in der Zeit der knappen Kassen sei die Laube gut für das Gemeinschaftsgefühl gewesen, ähnlich wie der Markt während der Corona-Pandemie.

Die Geselligkeit bei Festen und Veranstaltungen schätze er sehr, zusammen mit seiner Frau Jana sei er oft vor Ort präsent: "So verstehen wir den Job", betont er ganz besonder das "Wir". Für Hobbys bleibe da wenig Zeit: Früher spielte der 46-Jährige Tischtennis und Fußball, "heute würde ich bei so einem Vereinshobby zu oft fehlen". Stattdessen sind Seithel und seine Frau gerne mit den E-Bikes unterwegs: "Das hat den Radius deutlich vergrößert." Vom Wohnort Sinsheim aus sind die beiden so auch schon öfter zu Terminen nach Rauenberg gefahren. "Da gibt es wirklich schöne Strecken."

Wichtig sind beiden aber auch die gemeinsamen, ausgiebigen Spaziergänge. Als er noch in Rauenberg wohnte, sei der "Bruch" so etwas wie seine Lieblingsstelle geworden: "Hier hatten wir unsere beliebte Feierabendrunde. Gerade im Sommer ist es hier angenehm, weil es so schön schattig ist." Die Gespräche während der Runden mit seiner Frau – ebenfalls in der öffentlichen Verwaltung tätig – seien Fluch und Segen zugleich: "Manchmal ist es einfach ein bisschen geschäftslastig", lacht Seithel. Doch seine Frau kenne das schon: Egal ob beim Spazierengehen oder im Urlaub, er schaue sich immer nach guten Ideen für Projekte um und nehme sie mit nach Rauenberg.

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