Betrugsversuch

Wie ein "Kapitän" einer Gau-Angellocherin Millionen versprach

Angeblicher Kriegsveteran wollte Schatz mit Gauangellocherin teilen - Sie verständigte die Polizei

11.01.2019 UPDATE: 12.01.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Regina Skoppek wollte eigentlich über das Internet einen neuen Mieter für ihr Haus finden. Ein vermeintlicher Interessent hatte es aber wohl auf etwas ganz anderes abgesehen. Foto: Alex

Von Anja Hammer

Leimen-Gauangelloch. Das große Geld ist an einem sicheren Ort aufbewahrt. In einem Militärlager in Afghanistan. Kapitän Penrod Dietrich hat es nämlich geschafft, in seinem Kampf gegen den Terrorismus an 7,2 Millionen Euro zu kommen. Und das Beste: Der US-amerikanische Kriegsveteran möchte sein Geld teilen. 20 Prozent soll die Gauangellocherin Regina Skoppek erhalten. Allerdings meint die 69-Jährige: "Das kann man doch nicht ernst nehmen." Sie wittert einen Betrugsversuch. "Der bietet mir Millionen an - das macht doch kein normaler Mensch", sagt Skoppek - und die Polizei gibt ihr Recht.

Hintergrund

Im Internet muss man auch nicht lange nach "Kapitän Penrod Dietrich" suchen. Dabei zeigt sich: Er und seine "Kollegen" haben das verlockende Angebot schon des Öfteren gemacht - kurioserweise stets Anbietern der Internetplattform

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Im Internet muss man auch nicht lange nach "Kapitän Penrod Dietrich" suchen. Dabei zeigt sich: Er und seine "Kollegen" haben das verlockende Angebot schon des Öfteren gemacht - kurioserweise stets Anbietern der Internetplattform "Immobilienscout24". Der Name und die Geschichte variieren stets, doch der Kern der Masche ist ähnlich: Captain Calvin Brenton, Sergeant James C. Wallace und Co. sind im Irak, Afghanistan oder Syrien zu Millionen gekommen und wollen das Geld nun nach Deutschland schaffen.

Manche Neugierige sind auf die Mails eingegangen und berichten: Für Transport, Lieferung oder Zoll wurden am Ende stets Gebühren in Höhe von mehreren Tausend Euro fällig. "Mir wurden sogar Frachtpapiere und diplomatische Zertifikate zugesandt, welche richtig echt aussahen", berichtet Bernd T. in einem Internetforum. Nur die angeblichen Millionen hat noch keiner gesehen... (aham).

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Eigentlich wollte die frühere Personalleiterin eines Krankenhauses nur ein Haus vermieten. Sie inserierte in einem Immobilienportal im Internet und schon bald meldete sich Penrod Dietrich. "Er wollte einen Besichtigungstermin vereinbaren und ich schlug ihm verschiedene Tage vor", erzählt Skoppek. Alles erschien ihr ganz normal. Doch dann wollte der potenzielle Mieter nicht mehr über das Portal kommunizieren und nannte der Gauangellocherin eine E-Mail-Adresse. "Die endete hinten mit ’.ky’ - und ich weiß, dass das für die Cayman Islands steht", berichtet Skoppek. Die Karibikinseln waren ihr schon aus diversen Berichten als Steuer- und Betrüger-Paradies ein Begriff. "Also habe ich ihm eine Absage geschickt."

Das störte "Kapitän Penrod Dietrich", wie sich der vermeintliche Mietinteressent nannte, nicht im Geringsten. Auf die Absage schrieb er: "Hallo, wie geht es Ihnen und Ihrer Familie heute? Ich bete, dass Sie alle sicher und gut sind." Und weiter: "Wenn Sie meinen Umzug in Ihr Land planen, möchte ich Ihnen aufrichtig vertrauen." Und es folgte eine abenteuerliche Geschichte. In einer seitenlangen E-Mail schilderte er, dass er Kriegsveteran der Nato-Truppe in Afghanistan sei, dort an die eingangs genannten 7,2 Millionen Euro gelangt sei und nun seinen Ruhestand hier verbringen möchte. Er schlug Skoppek vor: "Wenn Sie damit einverstanden sind, werde ich das Geld in Ihr Land überweisen, in dem Sie der Begünstigte sein werden, da ich derzeit einige Punkte mit dem Fünfeck abrechne."

Die Gauangellocherin muss insbesondere beim letzten Übersetzungsfehler lachen: Fünfeck - damit ist wohl das Pentagon als Sitz des US-Verteidigungsministeriums gemeint. "Als ich das gelesen habe, habe ich mich schon amüsiert", sagt sie. "Das gebrochene Deutsch, aber einwandfreie Kommasetzung."

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Die Rentnerin reagierte nicht auf die Mail und verständigte stattdessen die Polizei. "Alles richtig gemacht", lobt Polizeisprecher Dieter Klumpp. Denn der erfahrene Beamte ist einer Meinung mit Regina Skoppek: "Das riecht nach Betrug." Er vermutet: "Da wäre bestimmt noch eine Forderung nach einer Vorleistung gekommen - und spätestens dann sollten immer die Alarmglocken schrillen."

Skoppeks Alarmglocken läuteten übrigens schon öfter. So war unter den Mietinteressenten auch schon eine "afrikanische Königstochter", berichtet sie. Und eine Nachricht aus dem Konsulat von Zypern, wonach eine gute Freundin bestohlen wurde und nun Geld für die Heimreise benötige, stellte sich ebenfalls als Schwindel heraus. Dazu rief die Rentnerin kurzerhand im echten Konsulat an.

Kurzum: An der Gauangellocherin beißen sich Betrüger die Zähne aus. Und damit andere ähnlich gewappnet sind, wollte sie nun die Geschichte vom "Kapitän" öffentlich machen, auch wenn kein Schaden entstanden ist.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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