Nußloch

Anrufer kaperte Computer und erpresste den Nutzer

Angeblicher Softwarefirma-Mitarbeiter schickte einen Trojaner – Angriff ist laut Polizei typisch für ausländische Banden

10.01.2019 UPDATE: 11.01.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 33 Sekunden
Wenn plötzlich alles stillsteht: Cyber-Gauner legen Betriebe lahm
Symbolfoto: dpa

Nußloch. (luw) Gerade erst waren neben der Bundeskanzlerin weitere Politiker und Prominente von einem massiven Online-Angriff betroffen - nun ist einem 20-jährigen Nußlocher Ähnliches widerfahren. Dabei könnte der mutmaßliche Hacker die Schlagzeilen der letzten Tage für seine Zwecke genutzt haben, als er den jungen Mann per Internet und Telefon erpresste.

Wie die Polizei am gestrigen Donnerstag mitteilte, meldete sich am Dienstagnachmittag der vermeintliche Mitarbeiter einer Softwarefirma bei dem 20-Jährigen. Die Kontrolle über dessen Computer übernahm der Anrufer bereits nach kurzer Zeit. So bestellte er im Internet mehrere Gutscheine und löschte vor den Augen des Betroffenen verschiedene Dateien vom Desktop seines Computers - laut Polizei offenbar mit dem Ziel, den 20-Jährigen von seiner "Macht über den Computer" zu überzeugen.

Danach forderte der Unbekannte den Nußlocher auf, zwei Geschenkkarten der Marke Apple im Wert von je 50 Euro zu kaufen und ihm deren Codes zu übermitteln. Um Druck auf den 20-Jährigen auszuüben, gab der Anrufer an, mit dessen Daten online Straftaten zu begehen und sein Konto "leer zu räumen". Deshalb nannte der Betroffene dem mutmaßlichen Hacker die Codes. Anschließend scheiterte der Unbekannte mit dem Versuch, auf einen Online-Zahldienst des 20-Jährigen zuzugreifen. In der Folge nötigte er den Nußlocher dazu, weitere Gutscheincodes im Wert von 300 Euro zu übermitteln.

Wie der Mann Zugriff auf den Computer bekam, wird derzeit ermittelt. Polizeisprecher Christoph Kunkel erklärte dazu auf RNZ-Nachfrage, dass Kriminelle bei derartigen Betrugsfällen "im Regelfall" Listen von zufällig ausgewählten Telefonnummern anriefen. "Sie geben dann an, eine Serviceleistung bieten zu wollen und fragen nach der E-Mail-Adresse", so Kunkel. Per E-Mail werde dann eine vermeintliche "Wartungssoftware" geschickt, die wie ein Trojaner funktioniere. Wer die Software auf dem eigenen Computer öffne, gebe dem Hacker Zugriff darauf. Laut Kunkel liegt es nahe, dass der Unbekannte im Nußlocher Fall den zuletzt öffentlich gewordenen Online-Angriff am Telefon erwähnte, um auf mögliche Sicherheitslücken hinzuweisen und so das Vertrauen des 20-Jährigen zu gewinnen.

Hinter vergleichbaren Angriffen steckten meist "Banden aus dem Ausland", so Kunkel. Die Polizei nennt einige allgemeine Tipps zum Schutz vor Betrug per Internet: So sollte man einfach auflegen, wenn der Servicemitarbeiter einer Softwarefirma anruft, ohne dass man darum gebeten hat. Auch rät die Polizei davon ab, unbekannten Anrufern Zugriff auf den eigenen Computer zu gewähren, etwa per Installation einer Fernwartungssoftware. Wer betroffen ist, sollte den Computer sofort vom Internet trennen, ihn ausschalten und über einen nicht infizierten Rechner betroffene Passwörter ändern. Zudem sollte immer die Polizei verständigt werden.

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