Stefan Brendel gründet Naturschutzbund Deutschland in Neckarhausen
Nach dem "Mittelgewann" sollte nicht Schluss sein: Stefan Brendel gründet Nabu-Gruppe - BUND freut sich über Unterstützung

Vier Sprecher wurden gestern bei der Nabu-Gruppen-Gründung im Schloss in Neckarhausen gewählt: OGL-Fraktionsvorsitzender Thomas Hoffmann (3.v.l.), Norbert Pfrang (m.), Stefan Brendel (4.v.r.) und Birgit Jänicke (3.v.r). Foto: Kraus-Vierling
Von Maren Wagner
Edingen-Neckarhausen. Der Erfolg hat ihm Auftrieb gegeben: Bis Ende März kämpfte Stefan Brendel in der Bürgerinitiative "Mittelgewann" gegen ein geplantes Neubaugebiet in Edingen, das in einem Bürgerentscheid abgelehnt wurde. Während sich die BI auflösen wird, hat Brendel am gestrigen Dienstagabend im Schloss in Neckarhausen mit Mitstreitern eine Ortsgruppe des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) gegründet. "Wenn wir jetzt nichts mehr machen würden, würden wir eine Lücke hinterlassen", sagt Brendel. Neben ihm gehören dem neuen Sprecher-Team Thomas Hoffmann, Norbert Pfrang und Birgit Jänicke an.
Brendel hätte sich auch weiterhin engagiert, wäre der Bürgerentscheid nicht in seinem Sinne ausgefallen, sagt er. Und doch spornt die Gewissheit an, dass die Edingen-Neckarhäuser die Natur vor das Wachstum gestellt haben. Diese Begeisterung will er jetzt in die Nabu-Gruppe mitnehmen.
Themen gibt es ausreichend. Als Einzelkämpfer hat Brendel bereits erreicht, dass die Lichter am Wasserturm vorerst ausbleiben müssen (die RNZ berichtete). Im Herbst soll über den neuen Flächennutzungsplan in der Gemeinde diskutiert werden, der Nabu will sich einbringen.
Wieso aber muss eine Gruppe gegründet werden, wenn es in Edingen-Neckarhausen bereits den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gibt? Wäre es nicht besser, seine Kräfte zu bündeln?
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Vieles dreht sich um Dankbarkeit. Als die Bürgerinitiative versuchte, das Neubaugebiet zu verhindern, wurde sie stark von der der Heidelberger Nabu-Gruppe unterstützt. Deren zweiter Vorsitzender Sebastian Olschewski sprach bei Informationsveranstaltungen, führte über das Mittelgewann, gemeinsam brachte man Nistkästen für den Steinkauz an. Brendel hat das nicht vergessen.
Dazu kommt die unterschiedliche Ausrichtung. BUND und Nabu treten zwar beide für den Naturschutz ein und schreiben einen Großteil ihrer Stellungnahmen gemeinsam, etwa zur Windenergie. Sie haben aber andere Schwerpunkte. Das liegt am Ursprung der Verbände. Während der BUND aus der Friedens- und Anti-Atomenergiebewegung kommt, wurde der Nabu zu einer Zeit gegründet, als Vögel wegen der damaligen Hutmode extrem bejagt wurden.
Der BUND engagiert sich zudem im Umweltschutz und greift die Gentechnik auf oder den Verkehr, er beschäftigte sich im vergangenen Jahr mit den großen Freihandelsabkommen wie TTIP oder Ceta. Tobias Staufenberg, Regionalgeschäftsführer des Landesverbands Baden-Württemberg des BUND: "Uns geht es auch um den Bereich Nachhaltigkeit und die Folgen unserer Wirtschaft."
Der Nabu kümmert sich vor allem um den Artenreichtum, die Biotoppflege oder den Erhalt von Lebensräumen. "Wir haben die klassischen Naturschutzthemen", sagt Sebastian Olschweski von der Heidelberger Gruppe. Die standen beim Mittelgewann für die Bürgerinitiative im Fokus. "Man wusste ja gar nicht, was man da für einen Schatz hat", so Brendel.
Was der Nabu im Vorfeld des Bürgerentscheids an Informationen zum Artenschutz geleistet habe, hätte der BUND wohl nicht auf die Schnelle hinbekommen, sagt Stephan Kraus-Vierling, Vorsitzender der BUND-Ortsgruppe in Edingen-Neckarhausen. Dass sich Brendel und seine Mitstreiter nicht einfach ihm angeschlossen haben, sieht er gelassen und ist überzeugt davon, dass sich die Naturschützer zukünftig ergänzen und stärken werden. "Dem Baum ist es egal, wer ihn pflanzt. Hauptsache er wird gepflanzt", sagt Kraus-Vierling.
Es gebe nun zwei Stimmen für den Naturschutz in Edingen-Neckarhausen, sagt Staufenberg vom BUND. Wenn sich beide Verbände zu einem Thema positionieren, hat das noch mehr Gewicht. Die Gruppen sollten sich die Themen so aufteilen, dass es ihren Schwerpunkten entspricht, sagt Olschewski vom Nabu. "Der BUND kümmert sich dann zum Beispiel um den Verkehr und die Brückenbau, der Nabu um den Erhalt der Streuobstwiesen."
Wie die Zusammenarbeit zwischen den Naturschutz-Gruppen letztlich verlaufen wird, muss sich zeigen. Sicher ist aber, dass sich Gemeinderat und Verwaltung auf Diskussionen vorbereiten müssen. Denn wie hartnäckig Stefan Brendel sein kann, hat er beim Mittelgewann und der Wasserturm-Beleuchtung gezeigt. Und er ist noch lange nicht fertig: "Es ist nicht alles Gold, was glänzt in unserer Gemeinde", sagt Brendel.



