Weinheimer Hoteliers wollen gehört werden
Hat Weinheim zu wenig Betten? Hotelunternehmer sehen das nicht so - Sie möchten einen engeren Dialog mit dem Stadtmarketing

Zu Beginn des gestrigen Gesprächs mit der Presse hatten sich acht Hoteliers aus Weinheim und Großsachsen versammelt. Gastgeber war Wolfgang Grinberger (vorne links), Wortführer Charly Ofenloch (3.v.l.). Angelika Ferrarese (3.v.r.) kündigte unterdessen an, das Hotel Grüner Baum schließen zu wollen. Foto: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim. Sie haben es immer wieder gehört und gelesen - und konnten es jedes Mal kaum fassen: Dass führende Vertreter der Stadt einen Mangel an Hotelbetten in der gehobenen Preisklasse beklagen, will sich einfach nicht mit den Daten und Erfahrungen der Hoteliers aus Weinheim und Umgebung decken. "Wir fragen uns, warum ständig behauptet wird, die Kapazitäten reichten nicht aus", so Charly Ofenloch ("Tafelspitz") beim Treffen von acht Hoteliers aus Weinheim und Großsachsen.
Die Unternehmer waren in Wolfgang Grinbergers Hotel Ottheinrich zusammengekommen. Dort zeichnete die Basis ein anderes Bild, als es zuletzt über die Stadtspitze kommuniziert worden war. So habe sich die Auslastung der mittelständischen Hotels rund um den Marktplatz, in Oberflockenbach oder in Großsachsen im letzten Jahr kaum verbessert - obwohl das G.U.P.S.- und das Ebert-Park-Hotel vor dem Jahreswechsel 2015/16 bereits zu Flüchtlingsunterkünften umgewandelt worden waren. Die Hoteliers verweisen auf Daten, die jeder von ihnen an das Statistische Landesamt weitergeben muss.
Daraus geht hervor, dass es im Statistikbereich Weinheim (der sich offenbar nicht exakt mit den Grenzen der Kommune deckt) 792 Hotelbetten gibt. Die durchschnittliche Auslastung liegt bei 40,1 Prozent. "Das ist ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr. Aber wenn man die weggefallenen Betten einrechnet, ergibt sich ein Minus", sagt ein Hotelier.
Abseits von Statistiken und Zahlen verweisen die Hoteliers auf ihre persönlichen Erfahrungen. Dass alle Häuser in allen Preisklassen voll sind, kommt demnach nur einmal im Jahr vor: während des studentischen Corpstreffens im Frühjahr. Ansonsten laufen die Hotels vor allem unter der Woche - wenn die Geschäftsreisenden kommen. An den Wochenenden könnte mehr los sein. So wird der diesjährige Umzug der Schlosspark-Konzerte an den Waidsee in den Reihen der Innenstadthoteliers bedauert: Überregional ausgerichtete Veranstaltungen wie diese sind für sie Gold wert. "Wenn eines unserer Hotels ausgebucht ist, lassen wir die Gäste nicht sitzen - wir geben sie dann an die Kollegen weiter", beteuern sie.
Fazit der Hoteliers: Auch die kürzlich erfolgte Schließung des Schmittberger Hofs in Lützelsachsen ändert wenig daran. Der Kuchen ist nicht unendlich groß. Und einigen mittelstädtischen Hoteliers werden die Stücke inzwischen zu klein. Sie wolle ihren Hotelbetrieb "Grüner Baum" schließen, sorgt Angelika Ferrarese im Verlauf des Gesprächs für eine lokale Sensation. Energiekosten, Sicherheitsauflagen, Miete: Am Ende sei zu wenig übrig geblieben. Und da man schon beim Thema ist: Auch auf dem Marktplatz stehen Restaurantaufgaben bevor, ist zu hören.
Dennoch wollen die versammelten Hoteliers keine Weltuntergangsstimmung verbreiten - und auch keine Kampfansagen ans offizielle Weinheim machen. Ihre Vorschläge für die Zukunft sind durchaus konstruktiver Natur: Sie würden sich zum Beispiel einen regelmäßigen Austausch mit dem Tourismusmarketing wünschen. "Vielleicht können wir attraktive Pakete schnüren - für die Wochenenden", sagt einer dazu.
Umgekehrt wiederum müssten Tourismusmarketing und Stadt verdeutlichen, ob und wo die Hoteliers investieren sollen. Immerhin handelt es sich um Unternehmer, die Planungssicherheit benötigen. Auch in anderen Bereichen könnte sich die Zusammenarbeit verbessern, ist in der Runde zu hören. So hätten zuletzt gerade mal 50 städtische Gäste in einem der örtlichen Hotels übernachtet. "Auch wir kämpfen um Weinheim-Gäste und ergreifen dabei nicht selten die Initiative. Damit leisten auch wir unseren Beitrag", sagt Grinberger.
Die Hoteliers wollen auch gehört werden, ehe Weinheims Bettenzahl für unzureichend erklärt und womöglich Flächen für ein Großhotel am Waidsee oder in der City erschlossen werden. Denn hierbei handelt es sich längst nicht mehr nur um Gerüchte (siehe weiteren Bericht). Laut Sabine Grüber - Inhaberin des Hotels Krone in Großsachsen - ist das in Hirschberg vor einigen Jahren anders gelaufen. Als dort ein Hotel fürs Gewerbegebiet ins Gespräch kam, sei die Gemeinde auf sie zugekommen.
"Allein um ein 100-Betten-Hotel ausreichend auszulasten, bräuchte Weinheim um die 25.000 zusätzliche Übernachtungsgäste im Jahr", sagt Ofenloch. Dieses Potenzial sehe er nicht - jedenfalls nicht, solange es in Weinheim keine zusätzlichen Gewerbegebiete und/oder einen florierenden Wochenendtourismus gibt.