Weinheim: Die Bürgerinitiative Breitwiesen lässt nicht locker
Der Bürgerentscheid gegen die Gewerbeentwicklung auf dem Gelände im Westen der Stadt verliert im September seine Bindungskraft

Noch blüht er jeden Frühsommer, der Klatschmohn in den Breitwiesen. Foto: Kreutzer
Von Stefan Zeeh
Weinheim. Ruhig ist es geworden um die Breitwiesen, das Gelände im Westen Weinheims, das vor drei Jahren für so viel Diskussionen sorgte, die schließlich mit einem Bürgerentscheid endeten. Im September 2013 sprach sich eine Mehrheit der Weinheimer Wähler gegen einen Flächentausch mit dem Areal Hammelsbrunnen aus und damit gegen eine Nutzung der Breitwiesen als Gewerbegebiet. Mit der Ruhe könnte es aber bald vorbei sein, denn die Bindungskraft des Bürgerentscheids endet nach drei Jahren, also im September.
Die Suche nach Flächen für ein neues Gewerbegebiet hat eine längere Geschichte. Bereits 2004 wies der Gemeinderat das Areal Hammelsbrunnen im Bereich der GRN-Klinik als Gewerbegebiet aus. Im Jahr 2011 beschloss der Rat dann einen flächengleichen Tausch der gewerblichen Baufläche vom Hammelsbrunnen hin zu den Breitwiesen, da die Flächen an der A 5 für Unternehmen attraktiv und wegen ihrer größeren Entfernung zur Weststadt für Weinheim verträglicher seien.
Damit begann der Protest, nicht nur der Landwirte, gegen die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen als Gewerbegebiet. Ende November 2011 beantragte die Initiative "Rettet die Breitwiesen" einen Bürgerentscheid und reichte rund 5000 Unterschriften dafür ein. Bis es dazu kam, beriet der Gemeinderat einige Male über die rechtlich nicht immer einfache Bürgerbeteiligung. Im Februar 2013 führte der Gemeinderat dann mit Zweidrittelmehrheit den Bürgerentscheid herbei. Die Frage "Sind sie dafür, dass im Bereich Breitwiesen die Ausweisung von Gewerbeflächen unterbleibt, das heißt, dass die bisherige Ausweisung von Gewerbeflächen im Gebiet Hammelsbrunnen erhalten bleibt?" beantworteten mehr als 57 Prozent der Wählenden mit einem "Ja". Drei Jahre ist der Gemeinderat an diesen Bürgerentscheid gebunden, dann kann das Thema neu auf die Tagesordnung des Gremiums gesetzt werden.
Und das befürchten der Weinheimer Bauernverband, die Bürgerinitiative "Rettet die Breitwiesen" und der daraus hervorgegangene Verein "Landerlebnis Weinheim". "Wir wollen die Breitwiesen erhalten", so der Vorsitzende des Bauernverbands, Fritz Pfrang, im Gespräch mit der RNZ. Jeder weitere Verlust landwirtschaftlicher Flächen bedrohe die Existenz der Landwirte. Dabei sei besonders das Gebiet Breitwiesen mit seinen "schweren", ertragreichen Böden für die Landwirte wichtig. Aber auch um die "leichteren" Böden im Areal Hammelsbrunnen wäre es schade, wenn diese durch ein Gewerbegebiet zerstört würden, so Pfrang.
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Neben der Bedeutung der Flächen für die Landwirte geht Ingrid Hagenbruch von der Bürgerinitiative auf die Erholungsfunktion von Breitwiesen und Hammelsbrunnen ein. "Es wäre schade, wenn da weiter gebaut würde", weist sie auf die bereits begonnene Bautätigkeit im Bereich Hammelsbrunnen hin, wo nicht nur das Ärztehaus in unmittelbarer Nachbarschaft zur GRN-Klinik in den letzten Jahren neu entstanden ist, sondern auch die Zulassungsstelle des Landratsamts neu errichtet wurde.
"Wir sind verstärkt", verdeutlichte der Vorsitzende von "Landerlebnis Weinheim", Arnulf Tröscher, dass Bauernverband und Bürgerinitiative in den vergangenen drei Jahren nicht untätig waren. Man sei aber nicht nur gegen etwas. Mit dem Verein "Landerlebnis Weinheim" wolle man auf die Bedeutung der Landwirtschaft hinweisen. Dabei gehe es nicht etwa um den Anbau von Mais für die Biogasproduktion. "Das war eine politische Entscheidung", betont Tröscher. Vielmehr wolle man den Bürgern zeigen, wie wichtig die einheimische Landwirtschaft für die tägliche Versorgung mit Lebensmitteln ist.