In Weinheim fehlen Gewerbeflächen
Wirtschaftsförderer Jens Stuhrmann hat 60 Firmen besucht und 240 Unternehmen befragt: Nun legte er dem Gemeinderat seine Zwischenbilanz vor.

Weinheim. Dem Gewerbe in der Zweiburgenstadt geht es gut - und deshalb braucht es Platz zum Expandieren. Diese Schlussfolgerung ergibt sich jedenfalls aus dem öffentlich zugänglichen Arbeitsnachweis, den Weinheims Wirtschaftsförderer Jens Stuhrmann jetzt Stadt und Gemeinderat vorgelegt hat.
Seit Oktober 2013 habe der neue "Wirtschaftsmann" über 60 Firmenbesuche absolviert und eine Umfrage unter 240 Unternehmen auf die Beine gestellt, heißt es in dem Bericht der städtischen Stabsstelle Wirtschaftsförderung: Auch die Beratung von Existenzgründern, die Koordination der Weinheimer Ausbildungsinitiative oder das Thema Breitbandausbau liegen innerhalb seines Betätigungsfelds. Die Belange des Einzelhandels nicht zu vergessen.
Ein großes Thema bleibt - auch nach dem Bürgerentscheid gegen die Erschließung der Breitwiesen an der A 5 - das Fehlen von Gewerbeflächen. Glaubt man Stuhrmanns Zahlen, hatte die Wirtschaftsförderung seit Ende 2013 satte 27 Anfragen nach Expansionsflächen zu verzeichnen. Genau 14 davon tätigten Unternehmen aus der Stadt, drei weitere Firmen stammen aus dem Rhein-Neckar-Kreis. Die benötigten Flächen bewegten sich in 13 Fällen in der Größenordnung von 1000 bis 5000 Quadratmetern. Nach Angaben der Wirtschaftsförderung gab es nur zwei "Ausreißer" nach oben: Ein Unternehmen brauchte eine Fläche mit einer Größe zwischen 100.000 und 200.000 Quadratmetern, ein weiteres wollte sogar noch mehr.
Doch wer genau will Gewerbeflächen haben? Stuhrmann lieferte weitere Hausnummern: Allein elf Anfragen kamen aus dem Bereich der "Unternehmensnahen Dienstleistungen", Firmen aus dem "Produzierenden Gewerbe" meldeten sich viermal. Aus der in Weinheim nicht unbedingt populären Branche "Spedition und Logistik" seien lediglich zwei Anfragen zu verzeichnen gewesen, so Stuhrmann weiter. Gewollt würden vor allem Büro-, aber auch Lager-, Produktions-, oder Laborflächen. Wenig erstaunlich: Für die Firmen spielt die Nähe zu zentralen Verkehrsachsen wie der Autobahn 5, der Bundesstraße 3 sowie Bahn und OEG eine wesentliche Rolle. Ebenfalls wichtig sind den Unternehmen die Themen Breitbandversorgung und Stellplatzangebote.
Was passiert, wenn einzelne Betriebe keine entsprechenden Bedingungen vorfinden, illustrierte Stuhrmann an Hand zweier Beispiele. Ein Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für Human-, Tier-, und Zahnarztpraxen sei nach Heppenheim abgewandert. Offenbar hatte der Brötchengeber von 100 Angestellten dort das gewünschte 30.000-Quadratmeter-Grundstück bekommen. Auch ein Anbieter von Kassensystemen für Handel und Gastronomie "flüchtete" aus der Zweiburgenstadt. Das zehn Mitarbeiter zählende Unternehmen hätte nur 500 Quadratmeter gebraucht, fand in Mannheim aber bessere Mietbedingungen vor.
Insgesamt seien noch 5,4 Hektar Gewerbebaufläche frei, rechnete Stuhrmann vor, dies entspreche zweieinhalb Prozent der "Gesamtgewerbegebietsfläche", städtische Grundstücke nicht mitgezählt. Zählt man hingegen aktuelle Leerstände zusammen, kommt man noch mal auf 2,4 Hektar, auf weiteren zwei Hektar steht ein gewerblicher Leerstand unmittelbar bevor. Wer in Weinheim nicht expandieren, sondern einkaufen will, darf sich dagegen freuen: Die "älteren" Handelsflächen sollten attraktiver werden, mit den Eigentümern des 12.000 Quadratmeter großen Multzentrums liefen ebenso Gespräche wie mit der Immobilienverwaltung der Karlsbergpassage (8000 Quadratmeter), so Stuhrmann. In beiden Fällen geht es um eine "Revitalisierung" beziehungsweise "Neukonzeption".



