Heidelberger Reichert könnte neuer Pfarrer werden
David Reichert könnte neuer Pfarrer der Evangelischen Gemeinde in Ladenburg werden - Einziger Kandidat für Nachfolge von Wittig

Der evangelische Pfarrer David Reichert stellte nach dem Gottesdienst in der Stadtkirche seine Schwerpunkte vor. F.: Beckmann
Ladenburg. (skb) Pfarrer Markus Wittig wird am Sonntag, 23. Juli, verabschiedet - daher stellte sich im Gottesdienst am Sonntag schon sein möglicher Nachfolger vor. Dass David Reichert (42), seit 2008 Pfarrer der Heidelberger Luthergemeinde Heidelberg/Bahnstadt, einziger Bewerber um dieses Amt ist, verwundert ihn selbst, "aber nehmen Sie das nicht als Zeichen, dass diese Gemeinde nicht attraktiv sei", beschwor er die Besucher der anschließenden Gemeindeversammlung. Er selbst habe "darauf gebrannt", sich für Ladenburg zu bewerben, auch seine Ehefrau Katharina. Warum? "Es ist eine wunderschöne Stadt." Der in Mönchzell aufgewachsene Pfarrer kennt sie seit seiner Jugend, hat in der Stadtkirche schon zwei Trauungen vorgenommen und weiß aus Erzählungen, dass die Gemeinde, deren gewachsene Strukturen er schätzt, "eine sehr sympathische ist - und das nehme ich auch wahr".
Er habe eine "klassische Theologen-Laufbahn" absolviert, sagte er: Aufgewachsen in einem christlich geprägten Elternhaus, aktiv in der kirchlichen Jugendarbeit sowie im Kirchen- und Posaunenchor. Motiviert durch einen "tollen Pfarrer" habe er Theologie studiert, unter anderem in Heidelberg und in den USA. Nach dem Lehrvikariat in Eberbach, wo Bruder Peter seit fünf Jahren Bürgermeister ist, wurde er 2007 ordiniert und trat ein Jahr später die Stelle in Heidelberg an, wo er sich auch für den Kirchenbezirk engagiert: als Vorsitzender der Stadtsynode und Mitglied im Stadtkirchenrat sowie im Geschäftsführenden Ausschuss der Evangelischen Bezirksgemeinde Heidelberg.
In Ladenburg hinterließ er einen sympathischen, offenen und engagierten Eindruck. Sein Herz schlage für den gottesdienstlichen Bereich. Auch Bildungs- und Jugendarbeit seien ihm wichtig, der Schulunterricht liege ihm: "Ich bin ein Vertreter, der hinausgeht - wir müssen zeigen, was wir zu bieten haben." Kindergartenarbeit ist für den zweifachen Vater "Kernaufgabe der Kirche" - ebenso wie die Seniorenarbeit.
Hinsichtlich des Ehrenamts sei es wichtig, Menschen zu finden, die dies wirklich gern tun. Gespräche und Begegnungen seien Pfeiler für Zusammenhalt und Motivation, für eine Atmosphäre des Wohlfühlens; Kirche brauche einen gewissen "Kuschelfaktor". Trotz hehrer Ziele, etwa dem Ausbau der persönlichen Seelsorge oder der Begleitung von Menschen über die üblichen Anlässe hinaus, wollte er nicht zu viel versprechen. "Klar ist zwar, dass ich mich in allen Bereichen sehen lasse und verantwortlich fühle." Dennoch seien Pfarrer oft Getriebene, müssten aus Zeitgründen "ressourcenorientiert" arbeiten.
"Ganz arg am Herzen" liegt ihm die Ökumene: "Christen müssen zusammenhalten." Das Kirchenmaus-Konzept finde er "spannend", in puncto Kirchenmusik aber dürfe es experimenteller zugehen. Fraglos gehöre Klassisches in die Kirche, "aber vielleicht braucht’s auch mal was anderes." Die Frage nach dem Gemeindehaus hatte er erwartet. Er ist mit der Situation vertraut und freut sich darauf, das Thema bald zu einem guten Ende zu führen. Die Gestaltung könne ein bereichernder Prozess werden - "auch wenn Sie noch ein paar Jahre Geduld brauchen".
Darüber, ob David Reichert Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Ladenburgs mit 3900 Mitgliedern wird, entscheidet die noch im Juli im Rahmen eines Gottesdienstes stattfindende Wahl. Erforderlich ist eine Stimm-Mehrheit des 13-köpfigen Wahlkörpers, dem der Kirchengemeinderat sowie Dekanin Monika Lehmann-Etzelmüller angehören. Sollte er die Wahl gewinnen, wäre sein Wunschtermin für den Amtsantritt der 1. Dezember, was zwar zwei Monate über die Pflichtvakanz hinausginge, ihm aber die Möglichkeit gebe, seine jetzige Gemeinde noch bis zum Ende des Kirchenjahrs begleiten zu können.