Die Bergstraße lässt sich bei der Weinlese noch Zeit
Schriesheim und Wiesloch verzichten auf extrafrühe Sorten - Lesebeginn vermutlich Mitte September

Symbolfoto: dpa
Von Frederick Mersi und Andres Kloé
Schriesheim/Wiesloch. Entlang der Bergstraße lassen sich die Winzer noch Zeit mit dem Beginn der Lese. "Wir haben da noch keinerlei Zuckungen", sagt Harald Weiss, Geschäftsführer der Schriesheimer Winzergenossenschaft.
Extrafrühe Sorten wie Solaris oder Ortega, die in der Pfalz bald geerntet werden, seien bei den Schriesheimer Winzern eigentlich kein Thema, so Weiss. Deswegen rechne man aktuell mit einem Beginn der Lese Mitte September. Dann wird auch Federweißer im Angebot sein. "Aber wir machen deshalb keine frühen Termine", sagt der WG-Geschäftsführer.
Hintergrund
> Der Start der Weinlese hängt weitgehend von den klimatischen Bedingungen ab - und unter den 13 deutschen Weinanbaugebieten haben die Pfalz und Rheinhessen das Klima, das den Wein am schnellsten reifen lässt. In der Pfalz ist die Tradition, im Herbst halb gegorenen Wein
> Der Start der Weinlese hängt weitgehend von den klimatischen Bedingungen ab - und unter den 13 deutschen Weinanbaugebieten haben die Pfalz und Rheinhessen das Klima, das den Wein am schnellsten reifen lässt. In der Pfalz ist die Tradition, im Herbst halb gegorenen Wein zu trinken, besonders ausgeprägt - deswegen werden dort mehr frühreife Sorten gepflanzt.
> Spätestens am letzten Augustwochenende soll der Federweißer - das erste Produkt der Weinlese - fertig sein, damit er beim Erlebnistag Deutsche Weinstraße ausgeschenkt werden kann. Doch nicht alle Winzer halten sich an den offiziellen Lesebeginn, der diesmal im pfälzischen Neustadt an der Weinstraße zelebriert wurde. Wie schon so oft begann Dirk Berges aus dem rheinhessischen Dexheim einige Tage vorher, seine Trauben aus dem Weinberg zu holen. "Er macht das immer Mitte August, egal wie das Wetter ist", sagte ein Sprecher des Deutschen Weininstituts. Für den Frühstart muss Berges einen verhältnismäßig hohen Säureanteil in Kauf nehmen.
Der neue Wein ist dann ein Müller-Thurgau, über dessen Güte sich bisher allerdings noch wenig sagen lässt: "Es war ein relativ schwieriges Jahr. Aber zu einer seriösen Einschätzung ist es noch viel zu früh."
Der Schriesheimer Winzer Karl-Heinz Wehweck ist mit seinem Federweißen vermutlich schon eine Woche früher dran, aber auch er verzichtet auf extrafrühe Sorten: "Wir haben eigentlich nur welche, die nicht ausschließlich auf Zucker aufbauen." Lesebeginn ist vermutlich in der zweiten Septemberwoche nach dem Schriesheimer Straßenfest.
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Bis die Weinlese beim Winzerkeller Wiesloch beginnt, dauert es ebenfalls noch ein bisschen. Dessen geschäftsführender Vorstand Curt-Christian Stoffel rechnet mit einem Termin Mitte September, "aber legen Sie mich bitte nicht auf einen Tag fest". Einen "Riesenherbst" wird es seinen Worten zufolge nicht geben. Der Winzerkeller erwartet eher eine "normale" Erntemenge, vielleicht auch ein bisschen darunter.
Probleme hatten die Winzer in Wiesloch wie in Schriesheim in diesem Jahr mit der feuchten Witterung in Frühjahr und Sommer - ideale Bedingungen für die Ausbreitung des Peronospora-Pilzes. In der Region sei das Mehltau-Risiko aber "im Moment noch überschaubar", so Curt-Christian Stoffel. Wichtig sei jetzt, dass es trocken bleibe, betont der Winzerkeller-Chef.
Er hofft, dass es nicht mehr massiv regnet und auch keine Hagelschauer mehr drohen. "Dann ist alles in trockenen Tüchern." In Schriesheim sieht man das ähnlich, denn das Wetter war in diesem Jahr schon mehrmals für positive wie negative Überraschungen gut.



