In Ladenburg zog einer respektvoll den Hut
Bei der Bertha-Benz-Fahrt fuhren die Oldtimer auch durch Ladenburg, wo Familie Benz ihre Spuren hinterlassen hat

In der alten Benzfabrik ist heute das Automuseum Dr. Carl Benz beheimatet. Hier holten sich die Teilnehmer ihren ersten Stempel ab. Mit der Nummer 1 ging das älteste Fahrzeug - ein "Benz Viktoria" Baujahr 1893 - an den Start. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Von wegen "Frau am Steuer - Ungeheuer": Bei der diesjährigen Bertha-Benz-Fahrt saßen nicht wenige Frauen souverän hinter dem Steuer der sündhaft teuren Oldtimer und fuhren sie sicher von Mannheim nach Pforzheim. Auch bei der ersten Fahrt eines Automobils saß eine Frau hinter dem Steuer. Es war die Gattin des Autoerfinders Dr. Carl Benz, die vor 129 Jahren von Mannheim nach Pforzheim fuhr, um die Fahrtauglichkeit der Erfindung ihres Mannes zu beweisen. Bertha Benz ging durch diese Pioniertat in die Geschichte ein. Mit der Bertha-Benz-Fahrt soll an die Leistung der couragierten Frau erinnert werden, die auch Ladenburger Ehrenbürgerin ist.
Erster Wertungsstempel an der alten Benzfabrik
"Es freut mich, dass so viele Frauen bei der diesjährigen Bertha-Benz-Fahrt dabei sind", sagte der Mitorganisator der Ausfahrt, Winfried A. Seidel, der RNZ. Er findet, dass die Teilnehmerzahl jetzt genau richtig ist. 71 Oldtimer wurden zur Ausfahrt angemeldet. Das älteste Fahrzeug war ein "Benz Viktoria" aus dem Jahre 1893, der die Startnummer 1 tragen durfte. Das jüngste Fahrzeug war ein Mercedes Benz 170V aus dem Jahre 1937.
Die erste Stempelstelle - die Fahrzeuge starteten in Mannheim - war die alte Benzfabrik in Ladenburg, in der heute das Automuseum Dr. Carl Benz beheimatet ist. Seidel hatte darauf verzichtet, im Benzpark den ersten Stopp für die Fahrzeuge vorzusehen, so wie dies bei den bisherigen Ausfahrten immer der Fall war. "Der finanzielle Aufwand ist schon enorm, um im Benzpark die Infrastruktur zu schaffen. Außerdem kamen in den letzten Jahren immer weniger Oldtimerfans, die die Fahrzeuge auf der Festwiese betrachten wollten", sagte Seidel die Gründe, weshalb er das Konzept etwas verändert hat.
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Er ist überzeugt davon, dass die alte Benzfabrik genauso passend ist, um den ersten Wertungsstempel der Ausfahrt abzuholen. Das empfanden die Teilnehmer der Bertha-Benz-Fahrt genauso. Einige nutzten die kleine Pause, um einen Schnelldurchgang durch das Museum zu unternehmen. Dadurch wurde der Zeitplan bewusst entzerrt, denn die Organisatoren befürchteten, dass sich vor der Fähre nach Neckarhausen Warteschlangen bilden würden.
Das war zwar auch in diesem Jahr der Fall, aber letztendlich schafften alle 71 Fahrzeuge die Überfahrt in der vorgegeben Zeit. Der Teilabschnitt von Ladenburg nach Edingen-Neckarhausen entspricht natürlich nicht der Originalroute, die Bertha Benz mit ihren beiden Söhnen Eugen und Richard im Jahre 1888 gefahren ist. Eine Fähre, die damals Autos beförderte, gab es noch nicht. Da die Teilnehmer die Neckar-Überfahrt in die Nachbarkommune aber als charmant empfanden, baute Seidel den nicht-historischen Streckenverlauf auch in diesem Jahr in den Fahrplan ein. Die Ankunft der Fahrzeuge in der Benzstadt war mit einem herzlichen Empfang verbunden. Vor dem Automuseum hielten zahlreiche Oldtimerfans ihre Kameras bereit, und auch am Benzhaus am Dr.-Carl-Benz-Platz versammelten sich viele Schaulustige.
An der Fähre kamen die Autofans sogar mit den Besitzern ins Gespräch, die gerne Auskunft zu ihren Fahrzeugen gaben. "Es ist immer wieder schön, wenn Oldtimer durch unsere Stadt fahren. Sie gehören einfach zu Ladenburg", findet Helmut Morast, der sich das Spektakel an der alten Benz-Villa anschaute. Er hat noch selbst erlebt, wie das Leben in der Villa pulsierte. Bis 1970 war das repräsentative Gebäude in Besitz der Familie Benz, bevor es die Stadt Ladenburg kaufte. 1984 wurde das Benzhaus an die Daimler-Benz AG weiterverkauft, die hier die Daimler-Benz-Stiftung unterbrachte.
Die meisten Teilnehmer der Rundfahrt schauten respektvoll auf das Gebäude, als sie auf den Benz-Platz einbogen. Ein Teilnehmer zog sogar seinen Hut, als er vor dem Benzhaus zum Stehen kam, als wollte er sagen: "Danke, lieber Carl - danke, liebe Bertha - ihr habt zweifelsohne Automobilgeschichte geschrieben".



