"Wir sind die Leidtragenden" - Weiter Stillstand an der K4160
Anwohner der Industriestraße haben Baustelle satt - Am Montag erste Verhandlung seit Baustopp

Die Bewohner der Industriestraße erreichen ihre Häuser seit Monaten nur über Stege und Autos müssen länger als geplant in der Garage stehen bleiben. Foto: Alex
Von Benjamin Miltner
Bammental. Endlich geht es weiter bei der Sanierung der Kreisstraße 4160 - zumindest am Verhandlungstisch. Am Montag kommen die Spitzen der Gemeinde Bammental und der Baufirma Peter Gross aus Mannheim zu einem Gespräch zusammen. Dann entscheidet sich, wie lange der Baustopp in der Bammentaler Ortsdurchfahrt noch aufrecht erhalten wird.
"Ich hoffe, dass auch unsere Situation angesprochen wird und wir nicht wieder im Regen stehen gelassen werden", sagt Caroline Sohns. Sie wohnt zusammen mit ihrem Mann Thomas Pelikan in der Industriestraße. Also genau an dem Abschnitt, an dem die Baustelle seit zwei Wochen stillsteht. Das Paar gehört zu dem Dutzend Bewohner der vier Gebäude am Anfang der Industriestraße, die es am härtesten trifft. Nur sitzen sie am Montag nicht mit am Verhandlungstisch. Sie können nicht einmal tatenlos zuschauen, sondern nur zu Hause warten. "Wir sind die Leidtragenden, der Spielball zwischen den beiden Parteien", stellt Sohns fest.
Die Baustelle macht ihnen seit März das Leben schwer. Sie stolpern quasi aus der Haustür in den Matsch. Es gibt keinen Gehweg. Ein Steg dient als provisorischer Zugang zu den Wohnungen. Mit dem Auto geht es schon lange nicht an oder auf das Grundstück. Alltägliches wie der Weg zur Arbeit oder das Einkaufen im Supermarkt gleichen einer Odyssee. "Ich will so nicht mehr leben", spricht Sohns ihre Verzweiflung aus ob des Zustands, der seit Wochen besteht - und nicht enden will.
"Es ist eine Zumutung", stimmt Maria Montano zu. Die Nachbarin steht vor ihrem Haus, zeigt auf die Kabel der Telekom, die über der Erde zum Nachbarhaus führen. In der Garage steht ihr Auto, mit dem sie seit September nicht heraus kann. ",Noch vier Wochen’ hieß es damals", erinnert sich Montano. Bis heute ist nichts passiert.
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"15 Monate Lärm, Dreck und Krach, aber nicht immer und überall, sondern abschnittsweise" - das hatte Bürgermeister Holger Karl auf seine Bammentaler zukommen sehen. Die Bewohner der Industriestraße haben nach acht Monaten Lärm, Dreck und Krach direkt vor ihrer Haustür genug. "Wir haben das alles mitgemacht, waren darauf bis Ende Juli eingestellt", betont Montano. Jetzt ist aber November. "Jetzt reicht’s, jetzt haben wir die Schnauze voll," wird sie deutlich.
Die Verzögerung an der Baustelle sorgt auch für viele Dinge im und am Haus für einen Aufschub. Seit Monaten warten die Montanos auf Küchenteile, die aber nicht angeliefert werden können. Den Handwerkern, die ihre Hausfassade renovieren sollen, hat sie schon zweimal neue Termine mitgeteilt und wieder abgesagt. Der Sperrmüll sammelt sich am Haus an. "Ein Nachbar hat jetzt Heizöl bestellt. Ich bin gespannt, wie das klappen soll", so Montano.
"Die Ungewissheit belastet am meisten", meint Sohns. "Für uns muss es auch mal weitergehen." Die Bewohner erwarten Ergebnisse, sehen aber seit März keine. Die Rolle der Gemeinde sehen sie differenziert. Sie kritisieren mangelnde Kommunikation, fehlende Antworten und bloßes Reagieren statt Agieren. "Wir haben den Sachstand aus der Zeitung erfahren", macht Sohns deutlich. Andererseits zeigt sie Verständnis, weiß um die verzwickte Lage und lobt die Abhilfe. So hat die Gemeinde die Stege zu den Häusern und eine Fußgängerampel zum Feldweg Richtung Heldenweg organisiert, dort im zweiten Anlauf das Parken erlaubt und für eine Beleuchtung gesorgt.
"Die Bewohner haben es besonders schwer", weiß auch Holger Karl. Der Rathauschef verspricht: "Alleine für sie werden wir uns intensiv einsetzen, dass es auf der Baustelle weitergeht." Maria Montano hat derweil vor den Verhandlungen "kein gutes Gefühl". Dabei hat sie die Worte im Hinterkopf, die ihr die Bauarbeiter beim Aufräumen der Baustelle zugerufen haben sollen, so Montano: "Frohe Weihnachten, wir sehen uns dann nächstes Jahr."



