Gegrummel auf der Großbaustelle
Baufirma kündigt für Montag Baustopp an - Gemeinde lehnt Nachtragsforderungen ab - Sanierung schon über vier Monate in Verzug

Schon seit vielen Wochen geht es auf der Baustelle in der Bammentaler Industriestraße nur schleppend voran. Jetzt könnte sich hier ab Montag gar nichts mehr tun. Foto: Alex
Von Benjamin Miltner
Bammental. Es brodelt im Elsenztal. Zunehmend kommt Frust auf. Der Grund: Es läuft nicht bei der Sanierung der Kreisstraße K4160 in Bammental. Böse Zungen spotten schon seit geraumer Zeit, dass auf der Baustelle kaum ein Arbeiter und kaum Fortschritt zu sehen sei. Was überspitzt formuliert war, könnte nun tatsächlich Wirklichkeit werden.
Denn die Firma Peter Gross Bau aus Mannheim und ihre Mitarbeiter haben angekündigt, ab Montag die Baustelle ruhen zu lassen. Dies bestätigte Bürgermeister Holger Karl am Donnerstagabend im Gemeinderat. Es droht der Stillstand auf der Hauptschlagader der Gemeinde.
Schon lange will es nicht so recht vorangehen an der Großbaustelle in der Ortsdurchfahrt. Längst sollten die Arbeiten die Reilsheimer Straße und damit den Teil südwestlich des Rewe-Kreisels erreicht haben. Doch immer noch ist der erste Bauabschnitt in der Industriestraße nicht abgeschlossen. Zieldatum um Zieldatum verfällt. Aus dem Ursprungsziel Ende Juli wurde zunächst Ende September, dann aus September Ende November. Und jetzt steht die Baustelle vor einem absoluten Stillstand.
Den angedrohten Baustopp, der in den vergangenen Tagen als Gerücht durch die Gemeinde geisterte, bestätigte Holger Karl auf Nachfrage von Rüdiger Heigl (SPD). "Die Firma Peter Gross hat angekündigt, ihre Arbeiten auf der Baustelle ab Montag einzustellen", so der Rathauschef.
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Der Grund hierfür seien Nachtragsforderungen, die die Firma gestellt habe, aber von der Gemeinde abgelehnt worden sind. "Wir haben dazu Stellung genommen, sehen das fachlich und sachlich als nicht gerechtfertigt an", so der Bürgermeister weiter. "Was machen wir, wenn die Drohung wahr wird?", hakte Heigl nach. Dann werde die Gemeinde alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen, lautete die Antwort von Holger Karl.

Holger Karl: "Wir sind gesprächsbereit."
Um die Kommunikation zwischen der Gemeinde und der Baufirma ist es schon länger nicht zum Besten bestellt. Laut RNZ-Informationen knirscht es im Hintergrund gewaltig. Die wöchentliche Besprechungsrunde gestaltet sich ähnlich zäh wie der Baufortschritt.
Umso reger ist die Kommunikation dazwischen - in Form von seitenlangen Schreiben, die hin- und herwandern und längst auch Anwälte beschäftigen. Der Streitwert bei den Nachtragszahlungen soll sich mittlerweile dem Millionenbereich nähern.
Auch bei den Anwohnern der Großbaustelle wird das Gegrummel täglich lauter, die Unruhe und Sorgen werden größer. Das weiß Udo Schub am besten. Er ist der Baustellenbeauftragte der Gemeinde und damit Ansprechpartner, Mittler und Puffer zwischen den einzelnen Parteien. "Die Stimmung ist natürlich nicht so besonders", weiß Schub zu berichten.
Wann ist die Baustelle fertig? Wie geht es weiter? Warum sieht man häufig nur wenig Arbeiter? Das sind die Fragen, die er beantworten muss - und häufig nicht kann. "Die Leute machen das seit März mit, der Frust ist groß", zeigt Schub Verständnis. Auch die Gewerbetreibenden werden zunehmend nervös, schließlich stehe das Weihnachtsgeschäft vor der Tür.
Anwohner berichten davon, dass die Arbeiter der Baufirma ihnen den Baustopp bereits kommuniziert hätten. Auf Nachfrage der RNZ zum Baufortschritt hält sich Peter Gross dagegen bedeckt. "Wenden Sie sich bitte direkt an das Bauamt der Gemeinde Bammental", lautet die Antwort aus dem Unternehmen.
"An uns liegt es nicht, wir sind gesprächsbereit und sehen keinen Anlass für atmosphärische Störungen", beteuert Bürgermeister Karl. Er hofft auf eine Einigung und darauf, dass der Abschnitt in der Industriestraße zumindest noch in diesem Jahr fertiggestellt wird. Asphaltarbeiten im Dezember seien auch mit dem jetzigen Baufortschritt leistbar. "Darauf setzen wir, haben aber keinen direkten Einfluss darauf", so Karl. Der Firma obliege es als Auftragnehmer, wie sie die Arbeiten organisiere. Für die Sanierung der K4160 im Ganzen sei aber ein festes Enddatum vorhanden: der 30. Juni 2019. Karl: "Dieser Termin muss eingehalten werden."



