Abriss Pflegeheim

Die Senioren müssen vorübergehend umziehen

Nach der Insolvenz des Pflegeheims "Haus Steinachtal": Neuer Eigentümer plant einen Neubau

07.01.2019 UPDATE: 08.01.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

Rund vier Millionen Euro will der neue Eigentümer in das Pflegeheim investieren. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Schönau-Altneudorf. Den Senioren im "Haus Steinachtal" steht ein aufregendes Jahr bevor. Viele von ihnen müssen das Pflegeheim im Schönauer Stadtteil Altneudorf verlassen - allerdings nur vorübergehend. Ein Teil des Gebäudekomplexes soll nämlich abgerissen und durch einen größeren Neubau ersetzt werden. Nach der Insolvenz plant der neue Betreiber Großes: Mit vier Millionen Euro soll das Pflegeheim fit für die Zukunft gemacht werden. Damit ist das "Haus Steinachtal" endgültig gerettet.

Rückblick: Anfang 2017 war das "Haus Steinachtal" in finanzielle Schieflage geraten. Ein Insolvenzverfahren wurde eröffnet, da die Betreibergesellschaft "Senioren-Betreuung Stangl GmbH Haus Steinachtal" zahlungsunfähig und zudem noch überschuldet war. Eine Ursache war die dünne Personaldecke, weshalb die Heimaufsicht einen Aufnahmestopp für Bewohner verhängt hatte. Insolvenzverwalter Andreas Hendriock aus Mannheim machte über 250 Gläubiger und Verbindlichkeiten von über drei Millionen Euro aus.

Hintergrund

Schönau-Altneudorf. (cm) Der teilweise Abriss und Neubau des Pflegeheims "Fontiva Haus Steinachtal" im Stadtteil Altneudorf hat bereits die erste Hürde genommen: "Der Ausschuss hat die Bauvoranfrage

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Schönau-Altneudorf. (cm) Der teilweise Abriss und Neubau des Pflegeheims "Fontiva Haus Steinachtal" im Stadtteil Altneudorf hat bereits die erste Hürde genommen: "Der Ausschuss hat die Bauvoranfrage einstimmig beschlossen und steht den Um- und Neubauten absolut positiv gegenüber", berichtet Bürgermeister Marcus Zeitler. Es sei sehr begrüßt worden, dass ein neuer Betreiber gefunden wurde. Damit ist der Weg für die endgültige Rettung der Einrichtung geebnet.

Dabei ist das Vorhaben nicht unproblematisch: Denn die "Care Center Invest Schönau GmbH" als neue Eigentümerin des Gebäudekomplexes wollte vor der Einleitung eines kompletten Baugenehmigungsverfahrens eine spezielle Frage geklärt wissen: Der neue östliche Gebäudeteil wird deutlich größer und liegt zu 15 bis 20 Prozent zum einen in einem Landschaftsschutzgebiet, zum anderen einem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Und beide sind besonders schützenswert. "Wir sind aber trotzdem einverstanden mit den Plänen", sagte Zeitler. Denn es überwiege, dass Pflegeplätze und betreute Wohnungen knapp sowie dringend erforderlich seien.

Die Einwohner des früheren Klosterstädtchens sollen ihren Lebensabend am Ort verbringen können und nicht woanders hinziehen müssen. Die Stadtverwaltung kam zu dem Schluss, dass das Bauprojekt der Allgemeinheit dienen würde, wie es hieß. Außerdem sei der Anteil an den riesigen Flächen des Landschaftsschutzgebiets und des Fauna-Flora-Habitat-Gebiets "verschwindend gering". Der Bauausschuss erteilte das Einvernehmen der Stadt.

"Das Pflegeheim ist ein Standortfaktor", ist Bürgermeister Zeitler überzeugt. "Es ist schön und toll, wenn man es im Ort halten kann." Angesichts der neuen Bestimmung mit Ein-Bett-Zimmern sei es schwer genug gewesen, einen neuen Betreiber zu finden. "Es wurde sehr viel Wert darauf gelegt, dass das Heim seriös weitergeführt wird", lobt der Rathauschef. Er habe "ein gutes Gefühl". "Wichtig ist, dass der Betrieb läuft und die Bewohner gut untergebracht sind", so Zeitler. Er freut sich, dass er auch weiterhin "Omas beim Geburtstagsbesuch knuddeln" kann, wie er sagt.

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Mit Thomas Wieler übernahm ein neuer Geschäftsführer. Doch schon damals war klar: Die Insolvenz bedeutet nicht automatisch das Aus für das seit über 20 Jahren bestehende "Haus Steinachtal" mit damals 48 Mitarbeitern und 56 Bewohnern. Und so kam es auch: Der Betrieb konnte stabilisiert werden. Neue Bewohner wurden aufgenommen, neue Mitarbeiter eingestellt. Es gab mehrere Interessenten, die das Pflegeheim übernehmen wollten. Letztlich setzte sich "Fontiva" durch. Die Unternehmensgruppe mit Sitz in Berlin betreibt zwei Heime in Potsdam sowie Geesthacht bei Hamburg und fasst nun Fuß in Süddeutschland: In Leimen entsteht gerade für rund 16 Millionen Euro das "Haus am Leimbach" mit 96 Einzelzimmern, es soll Ende des Jahres fertiggestellt sein.

Den Betrieb des Schönauer Pflegeheims übernahm im vergangenen Jahr "nach einem längeren Investorenprozess und mehreren Verhandlungsrunden", so Hendriock, die "Fontiva Pflege und Wohnen GmbH Schönau". "Mit der Übernahme des Seniorenheims konnten sämtliche Arbeitsplätze erhalten und der Heimbetrieb ohne Einschränkungen für die Heimbewohner fortgeführt werden", freut sich der Insolvenzverwalter. "Eine Schließung wäre fatal gewesen." Die Rettung war aber laut Hendriock kein Selbstläufer. Denn der Gebäudekomplex sei "nur eingeschränkt erweiterungsfähig". Doch eine solche Erweiterung ist notwendig, denn ab dem 1. September dieses Jahres sind Zwei-Bett-Zimmer in baden-württembergischen Pflegeheimen nicht mehr erlaubt - und solche sind im "Haus Steinachtal" bisher die Regel.

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Deshalb plant die "Care Center Invest Schönau GmbH" mit Sitz in Düsseldorf als neue Eigentümerin des "Haus Steinachtal" - die Gesellschaft arbeitet eng mit Heimbetreiber Fontiva zusammen - den Abriss des älteren östlichen Teils des Gebäudes und einen deutlich größeren Neubau an dieser Stelle. Der neuere westliche Teil mit Haupteingang soll renoviert werden.

"Die Immobilie ist nicht in einem zukunftsfähigen Zustand", betont Stefan Heuser, operativer Leiter von "Fontiva". "Es ist in den vergangenen Jahren nur wenig investiert worden." Aufgrund der "baulichen Situation" seien derzeit nicht alle 72 Plätze belegbar, aktuell gebe es zwischen 60 und 65 Bewohner. "Wir müssen investieren, um die Vorgaben der Landesheimbauverordnung zu erfüllen", bekräftigt Heuser. Künftig werde es keine Doppelzimmer mehr geben - bis auf wenige Ausnahmen für Ehepaare. Eine Bauvoranfrage ist bereits genehmigt. Der Bauantrag für das neue Gebäude soll noch im Januar gestellt werden, Abriss und Neubau noch in der ersten Hälfte dieses Jahres beginnen. Das bedeutet für einen Großteil der Bewohner, dass sie nicht in Altneudorf bleiben können, sondern in anderen Heimen unterkommen müssen. "Wir werden mit den Bewohnern und den Angehörigen frühzeitig sprechen", kündigt Heuser an. Eine Option sei der Umzug in die dann fertiggestellte Einrichtung in Leimen. "Das ist ja nicht weit", so Heuser. "Wir kriegen das schon hin."

Künftig soll es in Altneudorf über die vollstationäre Pflege hinaus noch weitere Angebote wie betreutes Wohnen geben. Geplant sind 60 Einzelzimmer und 18 betreute Wohnungen. Der Neubau soll Ende 2020 fertiggestellt sein.

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