Schönauer Pflegeheim "Haus Steinachtal" ist insolvent: Was wird aus den Senioren?
Das Heim in Altneudorf ist überschuldet, der Betrieb aber bis zum Jahresende noch gesichert. Nur wird ein Investor gesucht.

In wirtschaftlicher Schieflage: Das "Haus Steinachtal" liegt idyllisch am Ortsrand des Schönauer Stadtteils Altneudorf. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Schönau-Altneudorf. Es ist eine Nachricht, die Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter aufschreckt: Das Pflegeheim "Haus Steinachtal" ist insolvent. Das Heidelberger Amtsgericht hat vor wenigen Tagen das Insolvenzverfahren über die Betreibergesellschaft, die "Senioren-Betreuung Stangl GmbH Haus Steinachtal", eröffnet, denn diese ist zahlungsunfähig und zudem auch noch überschuldet. Der Mannheimer Fachanwalt für Insolvenzrecht, Andreas Hendriock, wurde zum Insolvenzverwalter bestellt. Er hat bislang insgesamt 156 Gläubiger ausfindig gemacht.

Will das Heim retten: Thomas Wieler.
Die gute Nachricht für die aktuell 48 Mitarbeiter und 56 Bewohner: Das Insolvenzverfahren bedeutet nicht automatisch das Aus für das seit über 20 Jahren bestehende "Haus Steinachtal". Im Gegenteil: Der Betrieb ist vorerst gesichert, bis Ende des Jahres soll es auf jeden Fall in eigener Regie weitergehen.
Doch wie kann ein Seniorenheim überhaupt in wirtschaftliche Schieflage geraten? Schließlich ist die Nachfrage nach Pflegeplätzen hoch. Insolvenzverwalter Hendriock nannte gegenüber der RNZ gleich mehrere Gründe: "Schwierigkeiten bei der Mittelverwendung" und die Personaldecke. Der niedrige Personalstand habe dazu geführt, dass die Heimaufsicht bereits im Vorfeld des Insolvenzantrages einen Aufnahmestopp verhängt hatte. Eine Belegung aller Zimmer mit insgesamt 72 Plätzen war zuletzt nicht möglich, weil die Betreuung nicht gewährleistet gewesen wäre. Dies hatte niedrigere Einnahmen zur Folge.
Hintergrund
Investor soll auch Betreiber werden
(cm) "Wichtig ist vor allem, dass die Bewohner gut betreut werden und die Arbeitsplätze erhalten bleiben", sagt Marcus Zeitler. Auch der Bürgermeister war überrascht von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten des
Investor soll auch Betreiber werden
(cm) "Wichtig ist vor allem, dass die Bewohner gut betreut werden und die Arbeitsplätze erhalten bleiben", sagt Marcus Zeitler. Auch der Bürgermeister war überrascht von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Pflegeheims "Haus Steinachtal", von denen ihm der neue Geschäftsführer bei einem Besuch im Rathaus berichtete. "Man hat zwar immer gehört, dass die Mitarbeiter häufig wechseln und es zu wenig Personal gibt, aber wo ist das nicht so?", fragt Zeitler. Alle Pflegeheime würden händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern suchen. Dennoch habe er bei Besuchen von Bewohnern immer einen positiven Eindruck gehabt und er habe nichts Negatives gehört, so Zeitler.
Auch die Kooperation mit der Stadt - wie zum Beispiel bei Feuerwehrübungen - sei immer gut gewesen. "Die Insolvenz ist natürlich keine gute Nachricht", so der Rathauschef, "aber es ist gut, dass der Insolvenzverwalter den Betrieb aufrecht erhält." Denn eine Schließung "von heute auf morgen" wäre eine Katastrophe gewesen, so Zeitler. Der Bürgermeister wünscht sich einen Investor, der das Heim nach einem Umbau auch selbst betreibt.
Zum Insolvenzantrag hat aber letztlich anderes geführt. Hendriock erklärt, dass das Seniorenheim im Privateigentum des Geschäftsführers der Betreibergesellschaft ist. Er hatte es an die Gesellschaft vermietet. Doch als diese in finanzielle Schieflage geriet, konnte sie ihm die Miete nicht mehr zahlen. Dies brachte wiederum den Eigentümer in Probleme: Er konnte seine Bank nicht mehr bedienen, was letztendlich zur Einsetzung eines sogenannten Zwangsverwalters geführt habe, so Hendriock.
Dieser stellte bereits am 14. November letzten Jahres den Insolvenzantrag gegen die Betreibergesellschaft, deren Zahlungsunfähigkeit offensichtlich war, so der Insolvenzverwalter. Die Gesellschaft konnte in der schwierigen Situation offenbar die Pflege garantieren und Löhne zahlen - nicht aber die Miete.
Die Gesellschaft hat inzwischen mit Thomas Wieler einen neuen Geschäftsführer, der den Betrieb zusammen mit dem Insolvenzverwalter weiterführt. Wieler hat zuletzt eine Behindertenhilfeeinrichtung in Dieburg bei Darmstadt durch einen Trägerwechsel gerettet. Ein Insolvenzverfahren könne ein Segen sein, ist der 61-Jährige aus Waiblingen überzeugt. Sein Ziel ist eine Zukunftsperspektive. "Es hat bisher kein Mitarbeiter und kein Bewohner gekündigt." Auch Insolvenzverwalter Hendriock zieht ein positives Fazit der letzten Monate. Primäres Ziel sei der Erhalt der Arbeits- und Heimplätze gewesen.
Die Mitarbeiter seien in Betriebsversammlungen informiert worden und auch aufgrund einer transparenten und motivierenden Informationspolitik treu geblieben, so Hendriock. Auch die Heimaufsicht habe Unterstützung signalisiert.
Es gebe keine Probleme bei der Betreuung und in der Pflege, betont der Insolvenzverwalter. Nach wie vor ist aber der Personalstand zu niedrig, sodass nicht alle Plätze belegt werden dürfen. Es gebe eine "Obergrenze" für die Belegung. Da aber auch weiterhin ständig Anfragen für Pflegeplätze eingehen und die Zukunft des Hauses langfristig gesichert werden soll, werden Mitarbeiter in allen Bereichen gesucht. Dies ist auch der Internetseite zu entnehmen. Einige konnten seit Dezember neu eingestellt werden.
"Wir planen, gemeinsam mit unseren Mitarbeitern den Betrieb mittelfristig aufrecht zu erhalten und fortzuführen, mindestens bis Ende des Jahres und vielleicht auch darüber hinaus", sagt Andreas Hendriock. Eine Schließung wäre auch deshalb problematisch, weil die 56 Bewohner nicht ohne Weiteres in anderen Heimen unterkommen könnten. Unter den jetzigen Gegebenheiten sei das Heim aber nicht dauerhaft fortzuführen. Gründe seien der schlechte Zustand der Immobilie und die Landesheimbauverordnung. Diese lässt ab Mitte 2019 keine Unterbringung in Doppelzimmern mehr zu. Eine solche ist jedoch im "Haus Steinachtal" die Regel. Hendriock: "Wir würden auf einen Schlag fast die Hälfte der Plätze verlieren, das Heim wäre dann nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben."
Deshalb sucht der Insolvenzverwalter einen Investor, der das Haus im Verbund mit weiteren Häusern betreibt oder das Gebäude umbaut, erweitert und anschließend in einem ähnlichen Konstrukt wie bisher betreibt. "Das ist die Voraussetzung für eine Wirtschaftlichkeit und somit eine Zukunft", sagt Hendriock. Das Ziel ist eine sogenannte übertragende Sanierung auf eine neue Gesellschaft, die alte GmbH würde dann liquidiert. "Wir sind schon seit Dezember in Gesprächen mit mehreren Interessenten, es gab und gibt derzeit laufend Begehungen", so Hendriock. "Wenn möglich, soll Anfang 2018 mit dem Umbau begonnen werden." Wegen der geringen Belegung könnte der Umbau wohl während des Betriebs stattfinden.