90 Jahre ist Carl Benz tot

Als Ladenburg Trauer trug

Heute vor 90 Jahren starb der Autoerfinder und Ehrenbürger Carl Benz in Ladenburg - Tausende kamen zu seiner Beerdigung

03.04.2019 UPDATE: 04.04.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden

Tausende nahmen am 7. April 1929 Abschied von Carl Benz. Eine größere Beerdigung hat Ladenburg zuvor und auch danach nie mehr erlebt. Der Sarg wurde von seinem Wohnhaus am Dr.-Carl-Benz-Platz vom ASV Ladenburg durch die Stadt auf den städtischen Friedhof getragen. Repro: Sturm 

Von Axel Sturm

Ladenburg. Carl Benz hat Spuren hinterlassen. Nicht nur weltweit, mit seiner Erfindung des Automobils. Sondern ganz besonders lokal, in der Stadt, in der er gewirkt und gelebt hat, wo er am 4. April 1929 starb. Am Montag, 8. April, wurde im Mitteilungsblatt der Stadt Ladenburg folgender Text abgedruckt: "Am gestrigen Sonntag glich unsere Stadt einer einzigen großen Trauergemeinde. Von den Häusern wehten die Fahnen auf Halbmast - auf den Straßen eine dichtgedrängte Menschenmenge - Abschied von unserem Ehrenbürger, Herr Dr. Carl Benz. Fast wollte es scheinen, als ob auch der Himmel trauern wollte - es war ein trüber, nasskalter Aprilsonntag."

Heute jährt sich der Todestag von Benz zum 90. Mal. Im Automuseum Dr. Carl Benz wird aus diesem Grund an seine große Lebensleistung erinnert. Der Inhaber des Museums, Winfried A. Seidel, wird ebenso einen Kranz auf dem Ehrengrab des Städtischen Friedhofes niederlegen wie Bürgermeister Stefan Schmutz, Vertreter des Motorsportclubs Dr. Carl Benz und die Frau des verstorbenen Benz-Urenkels Dieter Elbe, Gertrud Elbe.

In seiner Biografie "Carl Benz - eine badische Geschichte" ging Seidel in einem eigenen Kapitel auf die Ladenburger Zeit von Benz ein. Erst vor wenigen Tagen erhielt er zudem aus einem Nachlass Originalbilder und Zeitungsausschnitte von der Beerdigung des Visionärs, die am Sonntag, 7. April 1929, stattfand.

Winfried A. Seidel kann viele Geschichten über Carl Benz erzählen. Foto: Sturm

Neben Vertretern der Badischen Staatsregierung waren auch die Oberbürgermeister von Mannheim und Karlsruhe zur Beerdigung gekommen, ebenso Vertreter von Automobilwerken und Autoclubs. Ladenburgs Bürgermeister und der Gemeinderat, die Feuerwehr und die Vereine, die Fahnenabordnungen stellten, waren bei der größten Beerdigung, die die Stadt bis dahin je erlebt hatte, dabei. "Viele nahmen Abschied vom Schöpfer einer neuen Zeit, der jetzt im ewigen Schlafe ruht", schrieb der Chronist des Mitteilungsblatts.

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Seidel kann sich gut vorstellen, welch trauriges Ereignis die Beerdigung des Ehrenbürgers war. Benz war drei Tage zuvor nach kurzer schwerer Krankheit mit 85 Jahren in seiner Villa am Dr.-Carl-Benz-Platz gestorben. Seidel erzählt, dass Benz schon früh damit begonnen hatte, seine Automobile selbst Probe zu fahren. Oft führten seine Fahrten von Mannheim nach Ladenburg. Hier kehrte er meist im Gasthaus "Zum Ochsen" ein. Der Bergsträßer Rotwein soll ihm besonders gut geschmeckt haben.

Benz kam aber auch nach Ladenburg, weil er wusste, dass in der Stadt die Grundstückspreise besonders günstig waren. Im Bereich der heutigen Ilvesheimer Straße kaufte er Grundstücke in einer Größe von 29 Ar. Die beengten Verhältnisse in Mannheim und die rasant steigenden Verkaufszahlen seiner Automobile lassen vermuten, dass Benz eine ganz neue Fabrik in Ladenburg errichten wollte. Nach seinem Ausscheiden aus dem Mannheimer Unternehmen gab er diese Pläne jedoch auf.

Dennoch: 1904 wurde Ladenburg für Bertha und Carl Benz das neue Zuhause. Sie wohnten zuerst in der Bahnhofstraße. 1905 kaufte Benz für die stolze Summe von 48.500 Goldmark das herrschaftliche Wohnhaus des Heidelberger Brauereibesitzers Christian Leonhard, das am heutigen Benzplatz stand. Im dahinterliegenden Park ließ er im Stile eines alten Wehrturms eine Garage errichten. Dort brachte er sein Lieblingsauto, das Modell "Viktoria" von 1893, unter.

Im Wohnhaus empfing Benz seine großen Ehrungen als Automobilpionier. Seine größte Auszeichnung erhielt er an seinem 70. Geburtstag, als ihm die Technische Universität in Karlsruhe den Ehrendoktortitel verlieh. Außerdem war er Ehrenmitglied beim ASV Ladenburg, beim Liederkranz und beim Gewerbeverein. Nicht zuletzt war Benz Ehrenkommandant der Ladenburger Feuerwehr. Von 1907 bis 1912 war er zudem Mitglied des Gemeinderats.

Auch als Unternehmer hinterließ Benz Spuren in der Stadt. 1906 gründete er in der Ilvesheimer Straße mit seinem Sohn Eugen eine eigene Fabrik. Die Arbeiter von "Carl Benz Söhne" stellten in Ladenburg 350 Automobile her. 1912 zog sich Benz auch hier aus der Firmenleitung zurück.

Benz soll ein geselliger Mensch gewesen sein. An seinem 82. Geburtstag 1926 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt Ladenburg verliehen. Am 25. Oktober 1928 feierte er seinen 84. Geburtstag und erhielt die Badische Staatsmedaille. Auch der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg schrieb ihm ein Glückwunschtelegramm.

Am Ostermontag des Jahres 1929 erlebte Benz seine letzte große Ehrung. Der Rheinische Automobilclub lud zu einer Ehrenfahrt nach Ladenburg ein. Carl Benz konnte die vielen vorbeifahrenden Autos aber nur noch durch das offene Fenster hören. Schwer erkrankt lag er in seinem Zimmer. Die vielen Gäste konnte er da schon nicht mehr selbst begrüßen.

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