Das Projekt soll 17 Millionen Euro kosten
Verwaltung informierte Gemeinderat über den aktuellen Stand - Kosten werden nun auf rund 17 Millionen Euro veranschlagt

So sieht der Architektenentwurf für die künftige Gemeinschaftsschule am Wieslocher Schulzentrum aus. Rechts das Herzstück der Gemeinschaftsschule, im linken Seitentrakt sind die Fachräume für die Gemeinschaftsschule und die Realschule untergebracht. Grafik: Architektenbüro "mvm+starke"/Stadt Wiesloch
Wiesloch. (hds) Um rund eine Million Euro werden sich die Gesamtkosten für die geplante Gemeinschaftsschule erhöhen. Statt der ursprünglich angenommen 16 Millionen werden es wohl 17 Millionen Euro. In der Gemeinderatsitzung begründete die Verwaltung die Kostensteigerung damit, dass sich alleine durch die vom Gemeinderat beschlossene Verschiebung des Projekts um ein Jahr Baukostensteigerungen in Höhe von 560.000 Euro ergeben hätten. Hinzu kämen 180.000 Euro, die man benötigt, um einen notwendig gewordenen höheren Flächenbedarf abzudecken. Außerdem sind 260.000 Euro eingeplant, um die Mensa am Ottheinrich-Gymnasium aufzurüsten, da mit Eröffnung der Gemeinschaftsschule dort rund 200 Schüler zusätzlich ihr Mittagessen einnehmen werden.
Zum Zeitplan: Nach den Planungen der Stadt könnte die Schule mit den Fachräumen für die benachbarte Realschule im Dezember 2019 eröffnet werden. "Wir werden jetzt den entsprechenden Bauantrag einreichen, Ende August die Ausschreibung vorbereiten und im April oder Mai des kommenden Jahres mit den Bauarbeiten beginnen können", erläuterte Anja Dahner vom Bereich Gebäudeservice der Stadtverwaltung.
Die Kostenentwicklung wurde von einigen Gemeinderäten kritisch gesehen. "Es ist zu befürchten, dass wir irgendwann die 20-Millionen-Euro Marke erreichen werden", mutmaßte Orhan Bekyigit von der Fraktionsgemeinschaft WGF/AWL. An allen anderen Schulen im Stadtgebiet sei ein Investitionsstau von etwa 18 Millionen Euro aufgelaufen. "Wir sollten uns um alle Kinder kümmern und nicht nur die Gemeinschaftsschule im Blick haben", merkte er an. Es sei an der Zeit, "die Reißleine zu ziehen", zumal man aus seiner Sicht die Alternative - den Ausbau der Gerbersruhschule - nicht eingehend genug geprüft habe.
Ähnlich äußerten sich Bernd Lang (FDP) und Dr. Fritz Zeier (Freie Wähler). "Es gilt nun, aufgrund der Haushaltslage und der damit verbundenen veränderten Rahmenbedingungen die Entscheidung nochmals auf den Prüfstand zu stellen", so Lang. Er ergänzte: "Mit der Finanzierung der Gemeinschaftsschule werden wir die Spielräume für andere schulische Projekte dramatisch reduzieren."
Zeier bedauerte, dass eine "ernsthafte Prüfung" zwecks Umbaus der Gerbersruhschule nie stattgefunden habe, dort wäre alles kostengünstiger umsetzbar gewesen. Zudem stellte er die Frage, was mit dem alten Gebäudekomplex der Gerbersruhschule geschehen werde und welche Kosten damit verbunden seien.
Auch interessant
"Wir haben inzwischen einen Antrag in Absprache mit dem Regierungspräsidium gestellt, die Gerbersruhschule als Schulgebäude zu entwidmen", sagte Dahner. Die zuständige Schulbaukommission werde Ende des Jahres darüber entscheiden und auch über die Frage, ob und in welcher Höhe weitere Fördermittel bewilligt werden könnten. Wie später das Areal genutzt werden könne, müsse noch geprüft werden.
Kein "Fass mehr aufmachen" will die Fraktion der Grünen. "Wir haben einen klaren, von vielen im Gemeinderat mitgetragenen Beschluss", betonte Katharina Ebbecke, zumal man bei der Kalkulation doch fast eine Punktlandung hingelegt habe. Die Kosten seien seit 2013 eher konstant geblieben. Allerdings gab sie zu bedenken, die künftige Mensanutzung im Auge zu behalten, da diese für das Ottheinrich-Gymnasium nicht nur ein Platz für das Mittagessen sei, sondern die Räumlichkeiten zum Aufenthalt genutzt würden.
Klaus Deschner (CDU) zeigte sich zwar "irritiert" über die jetzt vorgelegte Kostensteigerung, schränkte seine Kritik jedoch dahingehend ein, dass diese nachvollziehbar sei. Auch er mahnte eine Einigung bezüglich der künftigen Mensanutzung an. Es könne nicht sein, dass ab 2019 die Kinder aus der Gemeinschaftsschule dort lediglich geduldet seien. Bereits vor mehr als zehn Jahren sei eben diese Mensa auf über 400 Nutzer festgelegt worden. "Jetzt sind die Schulleitungen gefragt, um hier zu einer gütlichen Einigung zu kommen." Sollte dies nicht klappen, stellte er den jetzigen Standort der Gemeinschaftsschule aus Sicht seiner Fraktion in Frage.
Adrian Klare (SPD) erklärte, seine Fraktion werde bei dem "Ja" zur Gemeinschaftsschule bleiben, alleine schon wegen der Verlässlichkeit und wegen des Vertrauens, das alle Beteiligten in das Projekt setzten, jedoch forderte er Planungssicherheit. Wie Rüdiger Schwalb für die Verwaltung erklärte, sind nach jetzigem Stand keine großen Schwankungen zu erwarten. Oberbürgermeister Dirk Elkemann hob hervor, man werde bei gravierenden Veränderungen hinsichtlich des Projekts den Gemeinderat erneut zeitnah informieren, um dann letztlich zu entscheiden.
Zuvor hatte das beauftragte Architektenbüro "mvm+starke" aus Köln die konzeptionelle Planung präsentiert. So wird die neue Gemeinschaftsschule in einem eigenständigen Komplex mit insgesamt drei Geschossen entstehen, im rechten Winkel werden die Fachräume für die Gemeinschaftsschule selbst und die Realschule untergebracht. Ein Forum ist im Innenbereich geplant, die Gebäude werden in einer modularen Bauweise errichtet. Die Mehrflächen, die insbesondere im Fachtrakt vorgesehen sind, beziehen sich auf die Flure, die dann für andere Gelegenheiten mitgenutzt werden können.
Es ist vorgesehen, in einem ersten Bauabschnitt zunächst den Fachklassentrakt zu errichten, um dann den alten Komplex der Naturwissenschafts-Räume der Realschule abzureißen. So könne gewährleistet werden, dass kein Unterricht ausfalle.



