Heidelberg

Lamy gibt Standort- und Arbeitsplatz-Garantie für zehn Jahre

Unternehmen will weniger stark wachsen - Neue Geschäftsführung setzt auf eine "nachhaltige Entwicklung"

11.10.2018 UPDATE: 11.10.2018 15:30 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden
Lamy-Firmensitz in Heidelberg-Wieblingen. Archivfoto: Alex

Von Daniel Bernock

Heidelberg. Die neue Lamy-Geschäftsführung will wieder stärkeren Wert auf das Wort "Familie" im Familienunternehmen legen. Der Schreibgerätehersteller sei in der jüngeren Vergangenheit zu schnell gewachsen. Das habe dazu geführt, dass es Lieferengpässe gegeben habe, Leiharbeiter mussten eingestellt werden. "Wir setzen lieber auf nachhaltiges Wachstum", sagt Beate Oblau, eine von drei Geschäftsführern. Es gehe dem Unternehmen nicht nur um den Gewinn oder andere betriebswirtschaftliche Kennzahlen. Wichtiger seien der Zusammenhalt und die langfristige Perspektive. So soll auch die Leiharbeit kontinuierlich weiter zurückgefahren werden, sagt ihr Kollege Peter Utsch. Bereits rund die Hälfte der Zeitarbeit-Kapazitäten seien abgebaut, viele Mitarbeiter seien in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen worden. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 403 Mitarbeiter, 355 davon seien Stammbeschäftigte, der Rest Leiharbeiter.

Zehn Jahre keine Kündigungen

Über Umsatz, Gewinn und Wachstumsziele will die neue Geschäftsführung, die seit Juni im Amt ist, nicht im Detail sprechen. 2018 würden "nachhaltige Strukturen" geschaffen, weshalb eine Gewinnsteigerung nicht das Ziel sei, sagt Utsch. "Es ist uns wichtiger, dass jeder, der eingestellt wird, auch hier in Rente gehen kann", sagt der Geschäftsführer. 2017 machte Lamy nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund 130 Millionen Euro. Verglichen mit den Zahlen im Bundesanzeiger aus dem Jahr 2016 war das ein Plus von rund 16 Prozent. Der Gewinn lag 2016 bei fast 26 Millionen Euro.

Die Lamy-Geschäftsführung: Thomas Trapp (l.), Beate Oblau und Peter Utsch. Foto: vaf

Damit setzt sich die neue Geschäftsführung von ihrem Vorgänger Bernhard Rösner ab. Dieser hatte stets auf das zweistellige Wachstum der Heidelberger hingewiesen - und Jahr für Jahr neue Rekorde als Ziel aufgestellt. Das hatte auch Einfluss auf die Zahl der Zahl der Beschäftigten. In den vergangenen 24 Monaten habe der Schreibgerätehersteller 100 neue Mitarbeiter eingestellt - und ist damit um fast ein Drittel gewachsen. "Die Einarbeitung so vieler neuer Kollegen hat einige Abteilungen vor große Herausforderungen gestellt", sagt Personal-Chef Volker Schirle.

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Der neue Kurs zurück zu den alten Werten eines Familienunternehmens werde durch die Gesellschafter unterstützt. Die in Heidelberg ansässige Familie Lamy stehe hinter der Geschäftsführung und ihren Zielen, sagt Oblau. Die Gesellschafter hätten zudem erneut klar gemacht, dass der Standort Heidelberg und Lamy untrennbar miteinander verbunden seien. Das Unternehmen fertigt Schreibgeräte für den gesamten Weltmarkt am Standort in Wieblingen.

Nach dem Streit mit der IG Metall Heidelberg und der Aufkündigung aller Tarifverträge durch das Unternehmen betonte die Geschäftsführung, dass sich die Mitarbeiter keine Sorgen machen müssten. Im August habe das Unternehmen mit dem Betriebsrat eine zehnjährige Standortgarantie vereinbart. In diesem Zeitraum seien keine betriebsbedingten Kündigungen möglich, so Utsch.

Auch beim Thema Gehalt müssten die Mitarbeiter nichts befürchten. In den nächsten zehn Jahren würden jeweils die Erhöhungen des Flächentarifvertrags in der Metall- und Elektroindustrie auch für die Lamy-Mitarbeiter gelten. Der letzte Abschluss von Anfang des Jahres sah eine Erhöhung der Entgelte um 4,3 Prozent vor. Zudem gebe es einen jährlichen Bonus. Die einst zusammen mit der IG Metall entworfenen Entgelttabellen würden für Neueinstellungen weiterhin gelten.

"Es gab keine wirtschaftlichen Gründe für die Beendigung der Zusammenarbeit mit der IG Metall", sagt Personal-Chef Volker Schirle. Vielmehr habe die IG Metall nach Aussagen der Geschäftsführung mit falschen Behauptungen Angst unter den Mitarbeitern verbreitet. So seien während des Betriebsratswahlkampfs Gerüchte gestreut worden, dass Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. "Solche Ziele gab es aber nie und wird es auch nicht geben", sagt Utsch. Mehrfach habe er die Mitarbeiter aufgesucht und versichert, dass ihre Arbeitsplätze nicht in Gefahr seien. In Absprache mit den Lamy-Gesellschaftern habe sich die Geschäftsführung dann beschlossen, die Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft zu beenden.

Nächste Woche entscheidet das Arbeitsgericht Heidelberg, ob die Betriebsratswahl bei Lamy wiederholt werden muss. Für den Fall einer Niederlage hat die Geschäftsführung bereits Rechtsmittel angekündigt.

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