Mosbach

Kunstverein zeigt Ausstellung "Perückenstrauch"

Vernissage im Dreiklang: Solweig de Barry zeigt beim Kunstverein die Gemäldeausstellung "Perückenstrauch".

24.05.2022 UPDATE: 26.05.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden
Persönliche, aber durchaus verschlüsselte Zugänge zu ihrem Leben zeigt die Künstlerin Solweig de Barry (2. v. r.) in der Ausstellung „Perückenstrauch“ im Mosbacher Domizil des Kunstvereins. Foto: Peter Lahr

Von Peter Lahr

Mosbach. Eine Vernissage, bei der es immer wieder um Dreiklänge ging, gab es am Sonntagvormittag im Alten Schlachthaus, dem Mosbacher Domizil des Kunstvereins Neckar-Odenwald, zu erleben. Strasburg, Berlin, Mosbach, diese drei Orte stehen bei der Künstlerin Solweig de Barry in einem engen biografischen Zusammenhang. Aufgewachsen am Rhein, zog es sie zum Studium an die Spree, um nun im Elzmündungsraum die Einzelausstellung "Perückenstrauch" zu zeigen.

Über die Schau der "jungen und vielversprechenden Künstlerin" freute sich Vereinsvorsitzender Harald Kielmann. Im Rahmen des "Grußwort-Sharings" untersuchte Landrat Dr. Achim Brötel auch im Namen des verhinderten OB Michael Jann vor allem die botanischen Hintergründe von "Royal Purple", wie der Perückenstrauch auch genannt wird. Im Künstlergespräch mit Ulrike Thiele erklärte de Barry, dass beinahe der britische Titel das Rennen gemacht hätte – wäre er nicht so ein "Zungenbrecher".

Die Dreiklänge setzten sich im Entstehungsprozess der gezeigten Arbeiten aus den letzten zwei Jahren fort. So dienen Fotografien aus ihrem privaten Archiv als Vorlagen für die Zeichnungen, die dann im Rahmen eines weit fortgeschriebenen und über Wochen dauernden Abstraktionsprozesses zu den Ölgemälden weiterentwickelt bzw. reduziert werden. Gleichwohl wirken die Gemälde mit ihren gestisch frisch wirkenden Farbaufträgen äußerst spontan. Die nicht minder luftig gehängte Schau bot somit einen harmonisch ausbalancierten Dreiklang von Werken und Worten – inklusive einem feinperligen Schluck Crémant.

"Die Bilder wirken auf den ersten Blick nicht düster, auch wenn die Zeiten etwas Düsteres haben", betonte Kielmann, der in den Gemälden einen Gegenpol dazu sah. "Ich habe partout die versteckte Botschaft hinter dem Titelwort gesucht", gab Brötel zu, vom "Perückenstrauch" zunächst auf die falsche Fährte gelockt worden zu sein. Statt des vermuteten Kunstworts stecke dahinter aber schlicht die Botanik.

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"Wie kommt es dazu, so zu malen?", wollte Ulrike Thiele von der Schöpferin der "bunten, kraftvollen Malerei mit freien Setzungen" wissen. Um schöne Momente festzuhalten, so Solweig de Barry, fotografiere sie ganz im klassischen Sinne. Bei den darauffolgenden Zeichnungen (im ersten Stock sind einige Exemplare zu sehen) seien die Formen ziemlich schnell klar. "Dann beginnt die Farbsuche."

Auch für die überwiegend in einem nicht eben reinen Weiß gesetzten Bildhintergründe bot die Malerin eine Erklärung: "Es geht mir um die Geschichte, die nur angedeutet wird. Es ermöglicht damit eine Offenheit, damit andere ihre individuelle Geschichte hineinsetzen können." Die gemalte Kuschelecke vor dem Kamin oder Oma Gogi auf dem Boot des Vaters kann der Betrachter somit eher erahnen.

Eine beachtliche Ausnahme von der Weißen-Hintergrund-Regel bildet das abendliche Gruppenporträt am Lagerfeuer mit dem Titel "(R)ausgesetzt". Da interessierte sich de Barry für die Dämmerung, die blaue Stunde. Der Komplementärkontrast zum Feuer funktioniert prächtig, und die vier Umrissfiguren wirken durch ihre partielle Weißheit wie rätselhafte Platzhalter. Weniger Weiß kann also durchaus mehr Impression sein.

Info: Die Ausstellung ist bis 26. Juni zu sehen. Geöffnet ist donnerstags, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr.

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