Windpark "Altheimer Höhe III"

Mit Offenheit und Transparenz zum Ziel

Zwischen Altheim und Hettingen sollen fünf bis sieben Anlagen gebaut werden.

13.03.2020 UPDATE: 13.03.2020 19:00 Uhr 4 Minuten, 8 Sekunden
Blick auf die Anlagen der beiden Windparks „Altheimer Höhe“. Nun gibt es Pläne für einen weiteren Windpark mit fünf bis sieben Anlagen. Foto: Rüdiger Busch

Von Rüdiger Busch

Walldürn/Buchen. Rund 20 Jahre nach dem Start ihres ersten Projekts planen die Odenwälder Windkraftpioniere der S & H GmbH einen neuen Windpark: Zwischen Altheim und Hettingen soll – die notwendigen Genehmigungen vorausgesetzt – der Windpark "Altheimer Höhe III" mit fünf bis sieben Anlagen gebaut werden. Damit könnte im Jahr so viel Strom erzeugt werden, wie 15.000 bis 20.000 Haushalte verbrauchen. In einem Pressegespräch im Walldürner Rathaus stellten Bernd Brunner, Marek und Uwe Steiff (Windenergie S&H) sowie Bürgermeister Markus Günther, Altheims Ortsvorsteher Hubert Mühling und Wirtschaftsförderer Meikel Dörr die Pläne vor.

Stadt begrüßt das Vorhaben

"Wir stehen dem Projekt positiv gegenüber", betonte Bürgermeister Günther und wies darauf hin, dass auf Walldürner Gemarkung im Jahr 2000 die drei ersten Windenergieanlagen im Landkreis errichtete wurden – im Windpark "Altheimer Höhe I". Dieser wurde 2010 um zwei weitere Windräder erweitert. Die Stadt sei gesetzlich verpflichtet, der Windkraft substanziell Raum zu verschaffen. Er gehe – ähnlich wie bei den beiden Vorgängerprojekten – von einer hohen Akzeptanz der Bevölkerung aus. Die Prämisse sei klar: Das Vorhaben müsse genehmigungsfähig sein, und es dürfe keine negativen Beeinträchtigungen für den Verkehrslandeplatz geben.

Uwe Steiff (l.), Marek Steiff (M.) und Bernd Brunner (r.) stellten Bürgermeister Markus Günther und Ortsvorsteher Hubert Mühling die Windparkpläne vor. Foto: Rüdiger Busch

"Kein anonymer Projektierer"

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Ortsvorsteher Hubert Mühling richtete den Blick auf den ersten Altheimer Windpark, bei dem Pioniergeist zu spüren gewesen sei. Die Akzeptanz sei in Altheim all die Jahre hoch gewesen, was zum einen an der Entfernung der Anlagen zum Ort von gut 1700 Metern liege. Zum anderen liege es daran, dass S & H kein anonymer Projektierer sei, sondern offen und transparent auftrete. Oder, wie es Meikel Dörr formulierte: "Sie haben eine Menge Ahnung von der Windkraft, und man spürt, dass sie aus der Region sind und auf die Belange vor Ort Rücksicht nehmen." Dies bekräftigte Uwe Steiff: "Wir werden nichts gegen Widerstände durchdrücken: Das Projekt wird nur verwirklicht, wenn alle, die davon betroffen sind, es akzeptieren können!"

Die Vorgeschichte

Nach Abschluss des Leuchtturmprojekts "Großer Wald Hettingen/Rinschheim" war nicht geplant, dass die Windenergie S & H GmbH noch einen Windpark plant. "Die dringende Notwendigkeit, die erneuerbaren Energie massiv auszubauen, um die drohende Klimakatastrophe eventuell doch noch aufzuhalten", habe jedoch zu einem Umdenken geführt, betonte Uwe Steiff. Die "Fridays for Future"-Bewegung und das große Engagement der jungen Generation für den Klimaschutz seien der Ansporn, doch noch ein neues Projekt anzugehen. Treibende Kraft und Ideengeber sei sein Sohn Marek Steiff gewesen. Der Student absolvierte 2019 ein Praxissemester in der Firma, wobei er sich mit dem wirtschaftlichen und technischen Weiterbetrieb der Altanlagen befasste und in diesem Zusammenhang den Stein "Windpark Altheimer Höhe III" ins Rollen brachte.

Zwischen den Windparks "Großer Wald" (Hettingen/Rinschheim, links) und "Altheimer Höhe" (rechts) soll der neue Windpark "Altheimer Höhe III" gebaut werden. Von den zwölf zu untersuchenden Standorten auf Altheimer Gemarkung (gelbe Markierungen) sollen am Ende fünf bis sieben übrig bleiben. Grün und rot markiert sind die bereits bestehenden Anlagen. Grafik: RNZ

Hintergrund

Die Windenergie S & H GmbH (Hettigenbeuern) mit ihren vier Gesellschaftern Uwe Steiff, Elke Herkert, Bernd Scheuermann und Bernd Brunner gilt als Pionier des Windkraftausbaus im Landkreis. Sechs Bürgerwindprojekte hat die 1995 gegründete Firma bereits

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Die Windenergie S & H GmbH (Hettigenbeuern) mit ihren vier Gesellschaftern Uwe Steiff, Elke Herkert, Bernd Scheuermann und Bernd Brunner gilt als Pionier des Windkraftausbaus im Landkreis. Sechs Bürgerwindprojekte hat die 1995 gegründete Firma bereits verwirklicht:

> "Altheimer Höhe" (Inbetriebnahme 2000)

> "Hettinger Eulsberg" (2002)

> "Ravensteiner Höhe" (2004)

> "Steinbacher Höhe" (2010)

> "Altheimer Höhe II" (2011) 

> "Großer Wald Hettingen/Rinschheim" (2013)

Zusammen haben diese 17 Windräder seither rund 590 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Dieser Summe teilt sich wie folgt auf: "Altheimer Höhe I": 61,7 Millionen Kilowattstunden, "Altheimer Höhe II": 59,9 Millionen, "Eulsberg": 79,1 Millionen, "Ravensteiner Höhe": 67 Millionen, "Steinbacher Höhe": 99,1 Millionen, "Großer Wald": 224,6 Millionen. (rüb)

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Die Planung

"Angesichts der Tatsache, dass die ersten drei Anlagen der ,Altheimer Höhe‘ in diesem Jahr 20 Jahre alt werden, bot sich ein Überdenken des Standorts an. Auch die Einbeziehung des Höhenrückens nördlich des Munitionsdepots Altheim und der bereits ausgewiesenen Windvorrangfläche ,Bodenwald‘ als Verbindung zum 2013 gebauten Windpark ,Großer Wald‘ lag da auf der Hand", erläutert Uwe Steiff, Gründer der Hettigenbeuerner Firma. Wie schwierig mittlerweile die Projektplanung ist, verdeutlichte Marek Steiff beim Blick auf die Vielzahl an K.o.-Kriterien wie Artenschutz oder Tieffluggebiete. Deshalb habe man sich dafür entschieden, eine möglichst große Anzahl an Standorten zu überprüfen, damit letztendlich die für alle Interessensträger (Fachbehörden, Anwohner, Forst, Naturschutz usw.) besten Standorte selektiert werden können. Deshalb befinden sich aktuell zwölf Standorte in der Vorprüfung. Die letztendliche Anzahl an Windkraftanlagen werde in enger Absprache gemeinsam mit der Ortschaft Altheim und der Stadt Walldürn festgelegt. "Wir wissen noch nicht, ob am Ende vier, sechs oder acht Standorte übrig bleiben. Aber wir werden auf jeden Fall nur so viele Anlagen bauen, wie Altheim und Walldürn haben wollen", bekräftigte Bernd Brunner. Denn: "Wie bei unseren bisherigen Projekten sind uns ein gutes Einvernehmen mit allen Beteiligten und eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung absolut wichtig."

Die Anlagen

Wie 2013 der Windpark "Großer Wald" – damals größter Bürgerwindpark des Landes – solle auch die "Altheimer Höhe III" ein innovatives Referenz- und Leuchtturmprojekt, werden, hoffen die Initiatoren. Zum Zug kommen sollen daher Anlagen der neusten Generation mit 166 Meter Nabenhöhe und 160 Meter Rotordurchmesser (Gesamthöhe: 246 Meter). Der Ertrag pro Windrad und Jahr werde bei voraussichtlich 11 bis 12 Millionen Kilowattstunden liegen. Jedes Windrad könne rechnerische also rund 3000 Haushalte mit Strom versorgen. Die drei Altanlagen aus dem Jahr 2000 sollen so lange wie möglich weiterbetrieben werden. "Es wäre ökologisch nicht sinnvoll, sie nach 20 Jahren sofort zu demontieren, obwohl sie technisch noch in Ordnung sind", so Bernd Brunner. Trotzdem habe man zwei der drei Standorte in die Vorüberlegung zu "Altheim III" mit einbezogen. Neun von zwölf zu untersuchenden Standorten sind Waldstandorte. Nur so seien sehr komfortable Entfernungen zur den umliegenden Ortschaften (mindestens 1,6 Kilometer) möglich gewesen. Durch den Einsatz neuester Technik solle die Rodungsfläche pro Windrad auf 0,5 Hektar minimiert werden.

Das Thema Verkehrslandeplatz 

"Wir sind uns der Bedeutung des Verkehrslandeplatzes Walldürn bewusst, und wir sind deshalb bereits mit den Verantwortlichen des Flugsportclubs im Gespräch", sagte Uwe Steiff. Und weiter: "Wir respektieren ihre Argumente und werden sie – beispielsweise was den geforderten Abstand von zwei Kilometern zur Platzrunde angeht – auch in der Planung berücksichtigen." Aufgrund der bisher geführten Gespräche sei er optimistisch, dass es ein gutes Einvernehmen geben werde.

Bürgerwindpark

Wie die Vorgängerprojekte soll auch die "Altheimer Höhe III" ein echtes Bürgerwindprojekt werden, getragen und finanziert von Bürgern aus der Region, insbesondere von Anwohnern der umliegenden Ortschaften. Das Investitionsvolumen werde bei knapp 30 Millionen Euro liegen. Die Mindestbeteiligungssumme werde wieder relativ niedrig sein, sodass jeder Interessent die Chance zur Beteiligung haben soll. "Windkraft gehört in Bürgerhand", dieses Motto der Windenergie S & H solle auch diesmal oberste Prämisse sein. Die Wertschöpfung solle in erster Linie der Region zugutekommen. Wo es möglich ist, sollen Aufträge regional vergeben werden. Gedacht ist ferner an eine Finanzierung über örtliche Banken, so Uwe Steiff.

Weitere Vorgehensweise

Zunächst gelte es, die Stellungnahmen der maßgeblichen Fachbehörden einzuholen. Hierzu wurde ein Antrag auf Vorbescheid nach Paragraf 9 Bundesimmissionsschutzgesetz beim Landratsamt gestellt. Auch die Machbarkeit bezüglich des Natur- und Artenschutzrechts sei zu prüfen. Die entsprechenden Gutachten habe man in der letzten Woche beauftragt. 2022 sei frühestens mit dem Bau der Anlagen zu rechnen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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