Das ist die Situation in den Freibädern rund um Mosbach
Freibad in Mosbach öffnet unter strengen Vorgaben – Schefflenz bleibt geschlossen, Notbetrieb in Gundelsheim, Fragezeichen in Hochhausen und Reichenbuch

Von Heiko Schattauer und Stephanie Kern
Region Mosbach. In einem normalen Sommer ist es der Blick zum Himmel, der für Freibadfreunde entscheidend ist. Aber der Sommer 2020 ist, jeder weiß inzwischen warum, nun mal kein normaler. Und so ist es für Freunde des erfrischenden Badeerlebnisses unter freiem Himmel zunächst einmal der Blick in die RNZ, der die Aussichten aufhellt oder eben eintrübt. Denn für die Einrichtungen in der Region war nach dem grundsätzlichen grünen Licht aus der Landeshauptstadt erst einmal grundsätzlich zu klären, ob ein Betrieb der Freibäder unter den (vor)gegebenen Umständen überhaupt realisier- und verantwortbar ist. In der Region ist man dabei zu durchaus unterschiedlichen Antworten gekommen.
So öffnet das beliebteste Freibad in der Gegend, das Mosbacher "faMos" nun doch – allerdings mit erheblichen Einschränkungen. "Der Betrieb unterliegt zahlreichen Vorgaben wegen der Corona-Pandemie, das ist klar", erklärt Jürgen Jaksz, Geschäftsführer der Stadtwerke Mosbach, die das Freibad in der Großen Kreisstadt betreiben. "Nichts ist in Zeiten einer Virus-Pandemie wie sonst. Das gilt auch für den Betrieb des faMos", führt Jaksz weiter aus.
Nachdem die Landesregierung grundsätzlich die Öffnung von Freibädern unter strengen Auflagen möglich gemacht hat, hatten die Verantwortlichen der Stadtwerke in der vergangenen Woche in Absprache mit dem Gesundheitsamt des Neckar-Odenwald-Kreises die Modalitäten für eine mögliche Badöffnung erörtert.
Am Montagabend kam nun der Aufsichtsrat der Stadtwerke unter Vorsitz des Mosbacher Oberbürgermeisters Michael Jann zusammen, um am Ende eine Antwort auf die Frage zu finden: Aufmachen oder nicht aufmachen? Ergebnis der Beratungen: Das Freibad wird wieder geöffnet – mit den erwähnten erheblichen Einschränkungen.
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Angestrebter Öffnungstermin ist der 1. Juli, der Betrieb wird dann aber "vollkommen anders als sonst in der langen Geschichte des Bads üblich" laufen, wie man seitens der Stadtwerke vermittelt. Wegen der geltenden Desinfektionsvorschriften werde es täglich drei Besuchszeitfenster geben: von 9 bis 12 Uhr, von 13 bis 16 Uhr und von 17 bis 20 Uhr. "In der Zeit zwischen den Öffnungen wird das Bad gesäubert, und neuralgische Bereiche werden desinfiziert", erklärt Aufsichtsratsvorsitzender Michael Jann.
Insgesamt dürfen in einem ersten Schritt im jeweiligen Zeitfenster nur rund 300 Gäste gleichzeitig im Bad zugegen sein. Diese Zahl könne sich noch erhöhen, wenn erste Erfahrungswerte mit dem veränderten Badebetrieb gesammelt worden seien, heißt es vonseiten der Stadtwerke. Wenn das jeweilige Zeitfenster schließt, müssen alle Besucher(innen) das Bad verlassen. "Für den dreistündigen Badbesuch gilt ein Einheitspreis für alle Badegäste von drei Euro", erklärt Jürgen Jaksz.
Eintrittskarten können nur personalisiert im Onlineshop auf der Internetseite der Stadtwerke gekauft werden. Die Programmierung des Shops laufe allerdings derzeit noch, erklärt der Geschäftsführer und bittet zugleich um Geduld. "Dies ist eine Vorgabe der Pandemieverordnung, denn der Betreiber muss gegenüber dem Gesundheitsamt zu jedem Zeitpunkt genau Auskunft geben können, wer sich im Bad befindet bzw. befunden hat. Vorschriften, an die wir uns zu halten haben", so Aufsichtsratsvorsitzender Michael Jann.
Vor der Entscheidung im Aufsichtsrat hatte die Geschäftsführung der Stadtwerke die (zusätzlichen) Kosten einer Badöffnung eingehend geprüft, die Ergebnisse vorgestellt: Der Betrieb von Frei- und Hallenbad bedarf – je nach Witterung – rund einer halbe Million Euro an Zuschuss durch die Stadtwerke. Durch die Desinfektionsmaßnahmen, den Betrieb des Online-Ticketings, den zusätzlich notwendigen Einsatz von Sicherheitspersonal und weitere Pandemiemaßnahmen verteuert sich der Betrieb im Jahr 2020 erheblich.
"Das sind Mehrausgaben, die wir im Aufsichtsrat genauestens unter die Lupe genommen haben", erklärt Jann. "Eine Mehrheit im Gremium hat sich dann trotz dieser Zusatzkosten für die eingeschränkte Badöffnung entschieden." Ein Sommer ganz ohne faMos, so der Tenor im Aufsichtsrat, wäre besonders für Kinder und Jugendliche, die nicht verreisen können, ein herber Verlust gewesen.
Zur Erinnerung: Das faMos war seit dem ursprünglich geplanten Öffnungstermin Anfang Mai im "Standby-Modus". Alles war grundsätzlich vorbereitet, nur die finalen Maßnahmen zur Bad-öffnung waren noch ausgesetzt. "Wir heizen jetzt die über 1000 Quadratmeter Wasserfläche auf die üblichen 26 Grad Wassertemperatur auf. Das kostet einige Zeit. Danach wird das Wasser beprobt und im Labor getestet. Auch das nimmt Zeit in Anspruch", erklärt Jann die weiteren Abläufe – und warum eine Öffnung erst am 1. Juli erfolgen soll und kann.
Geschäftsführer Jürgen Jaskz stellt aber schon vorab klar, dass der Corona-konforme Betrieb nicht mit einem normalen zu vergleichen sein wird: Die Zahl der im Wasser befindlichen Personen muss so limitiert werden, dass jeder Person zehn Quadratmeter Wasserfläche zugeordnet werden können.
Die 75-Meter lange Riesenrutsche werde ebenso geschlossen bleiben wie alle Sprungtürme, die Beachvolleyball-Anlage, die Tischtennisplatten, die Spielplätze und der Bereich des Kleinkindbeckens. "Es ist uns bewusst, dass aufgrund der gesetzlichen Vorgaben alle Badegäste im faMos die ein oder andere Kröte zu schlucken haben", relativiert auch Michael Jann, "aber die Gesundheit jedes einzelnen Besuchers muss allzeit im Vordergrund stehen."

Um das Für und Wider einer Öffnung des örtlichen Freibads in Corona-Zeiten zu erörtern, traf sich am Montagabend auch der Gemeinderat Schefflenz zu einer Sondersitzung. Nach rund einer Stunde stand die Antwort auf die grundsätzliche Frage fest: Das Schefflenzer Freibad wird in diesem Sommer nicht geöffnet.
Dass den Gemeinderäten die schlussendlich mehrheitlich gefasste Entscheidung nicht leicht fiel, merkte man der Diskussion an. "Können wir verantwortungsvoll unser Freibad öffnen?", fragte Bürgermeister Rainer Houck vorweg. Er selbst hätte in einer Eilentscheidung gegen die Öffnung votiert, aus dem Gemeinderat kam aber der Wunsch nach einer gemeinsamen Entscheidung.
Nach den Auflagen der Corona-Verordnung dürften sich in diesem Sommer maximal 193 Personen gleichzeitig im Bad befinden, nur 29 davon dürften ins Wasser. Zudem müsse für jede Attraktion (also Rutsche, Kinderbecken, Becken, Liegewiese) eine verantwortliche Aufsichtsperson eingeteilt werden. "Damit wären zusätzlich zum Kassen- und Aufsichtspersonal noch mindestens zwei bis drei Personen erforderlich, um die Auflagen einhalten zu können", erläuterte Houck. Mehrkosten von bis zu 30.000 Euro seien möglich. Im Gegenzug ließen sich nur bis zu 12.000 Euro erzielen.
Vor allem die Kosten treiben den Schefflenzer Rathauschef um: In der kommenden Woche berät der Gemeinderat über den Haushaltszwischenbericht. Und der sieht schlecht aus. Die Gemeinde muss mit Mindereinnahmen von mehr als 500.000 Euro rechnen. Das bedeute auch Streichungen. Das Schwimmbad nicht zu öffnen, bedeute eine Ersparnis von mindestens 27.000 Euro und weitere mögliche positive Effekte, da die Mitarbeiter so im Bauhof eingesetzt werden können.
Gemeinderat Hardy Schwalb sagte: "Ich sehe es praktisch sehr schwierig: Wie setzen wir die Vorgaben um?" Er positionierte sich klar dafür, das Bad geschlossen zu lassen. Auch Klaus Markert meinte: "Wenn man sich an die Regeln halten will, ist eine Öffnung nicht möglich. Das macht keinen Sinn und keinen Spaß." Lutz Tscharf (der auch als einziger gegen die Schließung in diesem Sommer votierte) meinte allerdings: "Wer reingeht, der weiß, dass es in diesem Jahr anders sein wird." Hermann Rüger fragte: "Woher sollen wir das Geld nehmen?" Aufgrund der fehlenden Mittel müsse man beispielsweise – und da griff er der kommenden Woche vor – den Anbau am Kindergarten in Oberschefflenz streichen. "Finanziell ist die Öffnung des Bades nicht möglich", sagte Rüger. Dem schlossen sich auch Gero Wohlmann und Friederike Werling an.
Auch Rainer Houck betonte nochmals: "Das Bad würde nicht das Bad sein, das wir kennen. Ich frage mich, was noch bleibt, wenn wir alle Auflagen umsetzen." Vor allem wenn man den wirtschaftlichen Aufwand betrachte. Dem Beschlussvorschlag, das Freibad Unterschefflenz in diesem Jahr nicht zu öffnen, stimmte das Gremium dann mehrheitlich zu.

Und die weiteren Freibäder in der Region? In Schwarzach musste man sich der heiklen Öffnungsfrage in Corona-Zeiten gar nicht erst stellen: Das kleine Freibad im Kleinen Odenwald wird derzeit generalsaniert, für die Saison 2020 war demnach ohnehin keine Öffnung eingeplant. Bis auf Weiteres geschlossen bleiben die Türen auch in Reichenbuch: Unter Beachtung der Corona-Vorgaben würde hier allenfalls "eine gute Handvoll" Besucher ins kleine Becken dürfen, erläutert Ortsvorsteherin Heike Roth. Weshalb man von einer Öffnung derzeit noch absehen müsse.
Ob das Freibad in Hochhausen öffnet, soll erst Ende Juni (dann auch im Gemeinderat Haßmersheim) entschieden werden. In der Stadt Gundelsheim hält man es ähnlich wie in Mosbach: Das Terrassenbad öffnet ab 22. Juni im eingeschränkten Betrieb, täglich von 14 bis 18 Uhr.



