Fällt die Freibadsaison komplett ins Wasser?
Selbst wenn das Land eine Öffnung der Freibäder erlauben sollte, stehen vor einem eingeschränkten Betrieb Hindernisse

Von Heiko Schattauer
Region Mosbach. Eigentlich wäre man in guter Gesellschaft, wenn man dieser Tage am frühen Vormittag am Mosbacher Freibad "faMos" vorbeischaut. Eigentlich. Und wäre. Denn in der Realität ist im Frühsommer 2020 dank Corona vieles nicht so, wie man es gewohnt war. Und demnach herrscht auch am Eingang der beliebten Freizeiteinrichtung gähnende Leere. Das Freibad, in dem man zuletzt stets mehr als 100.000 Gäste pro Saison begrüßen durfte, hat dieses Jahr noch keinen Öffnungstag gesehen.
Am 1. Mai wäre Saisonstart gewesen, und da ist es wieder, dieses "wäre". Aufgrund der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg sind Schwimmbäder bis auf Weiteres geschlossen zu halten. Und selbst wenn sich das Land für eine Lockerung der Einschränkungen entscheiden und eine Öffnung der Bäder gestatten würde, ist nicht klar, ob das "faMos" diese Saison noch einmal seine Tore öffnen würde.

"Man müsste ganz genau abwägen", sagt Jürgen Jaksz, Geschäftsführer der Stadtwerke Mosbach, die das Bad (ebenso wie das ebenfalls geschlossene Hallenbad) seit vielen Jahren betreiben. Mit dieser Abwägung meint Jaksz die Betrachtung von Nutzen und Kosten, die man seitens der Stadtwerke und der Stadt Mosbach in Bezug auf einen möglichen Betrieb des faMos unter Corona-Bedingungen anstellen müsste. Der Geschäftsführer sieht einen enormen Aufwand, den man für stark reduzierte Zahl an Badegästen zu betreiben hätte – und dementsprechend große Verluste.
"Mal ganz abgesehen davon, dass man für die Kontrollen – allein schon was eine Zugangsbeschränkung angeht – zusätzliches Personal bräuchte", erklärt Jürgen Jaksz. Überhaupt könne man derzeit nur spekulieren, denn wann und wie eine Änderung der bestehenden Verordnung komme, sei ungewiss. "Wir haben noch keine Signale", sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer mit Blick auf Perspektiven oder mögliche neue Landesvorgaben.
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Die am Wochenende vom Kultusministerium herausgegebene Mitteilung, wonach Schwimmbäder für Kurse und Vereinsaktivitäten unter strengen Vorgaben und Auflagen geöffnet werden können, kommentiert Jaksz: "Das wäre ja unverantwortlich. Das komplette Bad hochfahren für ein paar Kursteilnehmer – wirtschaftlich wäre das nicht zu verantworten." Dazu muss man wissen, dass das faMos selbst in normalen Zeiten und mit Gästezahlen von mehr als 100.000 pro Saison ein Zuschussbetrieb ist. Und die Bilanz der Stadtwerke (und somit der Stadt) im Schnitt mit 500.000 Euro Verlust pro Jahr belastet. Entscheiden über eine mögliche Öffnung (so sie vom Land erlaubt wird) müsste am Ende der Aufsichtsrat der Stadtwerke.

Von einer solchen Entscheidung hängt dann wiederum auch der Betrieb des kleinen Freibads in Reichenbuch ab, da dieses vom Aufsichtspersonal des faMos mitbetreut wird. Im Stadtteil wäre man "sofort startklar", wie Ortsvorsteherin Heike Roth erklärt: "Und gerade für die Kinder wäre das natürlich schön." Stadtwerke-Geschäftsführer Jaskz relativiert hingegen: "Auch im kleinen Bad in Reichenbuch müsste man für eine Öffnung einen Pandemieplan in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt erarbeiten". Die Vorlaufzeit wäre wohl dennoch überschaubar, denn das Wasser im kleinen Becken am Dorfeingang wird nicht beheizt. Anders im großen faMos: Dort müsste das kühle Nass erst über mehrere Tage erwärmt werden. "Aktuell läuft das Bad auf Standby", sagt Jürgen Jaksz: "Jetzt ohne Perspektive zu heizen, wäre schlicht Blödsinn."
Noch nicht mal richtig Wasser im Becken ist im zweiten großen Bad in der Region in Gundelsheim. Auch in der Deutschordensstadt ist fraglich, ob man dieses Jahr den Badebetrieb überhaupt noch aufnimmt. Wenn Öffnungssignale vom Land kommen, soll hier der Gemeinderat entscheiden, hieß es am Rande der jüngsten Sitzung des Gremiums. Weiterhin geschlossen ist auch das kleine Freibad auf der anderen Neckarseite, im Haßmersheimer Ortsteil Hochhausen. "Man müsste schauen, welche Auflagen zu erfüllen sind", sagt Bürgermeister Michael Salomo im Hinblick auf mögliche neue Vorgaben für eine Öffnung. Ob man die dann umsetzen könnte und auch wollte, werde die Verwaltung mit dem Gemeinderat erörtern und entscheiden, so Salomo.
So oder so ins Wasser fällt die Freibadsaison in Schwarzach. Im Kleinen Odenwald wird das in den 1970er-Jahren gebaute Schwimmbad einer Generalsanierung unterzogen; an eine Öffnung war diesen Sommer demnach ohnehin nicht zu denken. Die Sanierungsmaßnahmen sind bereits im Winter angelaufen. Rund 3,5 Millionen Euro investiert die Gemeinde in die Erneuerung des beliebten Bads. Im Frühsommer 2021, so die Hoffnung der Verantwortlichen, will man ein "neues" Freibad in Schwarzach eröffnen können. Bis dahin ist dann vielleicht auch an den anderen Bädern alles wieder normal – und Corona kein Thema mehr.