Walldürn/Hardheim

Verstorbene vermacht Odenwald-Hospiz und Krankenhaus über 30.000 Euro

Es ist ein lobenswertes Engagement. Das Vermächtnis kommt Menschen vor Ort zugute.

02.07.2021 UPDATE: 03.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Das Odenwald-Hospiz in Walldürn muss für fünf Prozent der Betriebskosten selbst aufkommen. Ein großzügiges Vermächtnis einer Hardheimerin hilft dabei, diesen Betrag im mittleren bis hohen fünfstelligen Bereich in Eigenleistung zu erbringen. Archivfoto: Janek Mayer

Walldürn/Hardheim. (pm) Eine Frau aus Hardheim hat in ihrem Vermächtnis den Förderverein des Odenwald-Hospizes mit mehr als 30.000 Euro bedacht. Die gleiche Summe spendete sie an den Freundes- und Förderkreis des Hardheimer Krankenhauses. "Dieses Geld kommt zwei gemeinnützigen Einrichtungen zugute – und damit den Menschen vor Ort", freut sich Helmut Greulich, der Vorsitzende des Hospizfördervereins. Er bewertet ein solches bürgerschaftliches Engagement als "äußerst lobenswert". Greulichs Hoffnung ist es, dass dieses positive Beispiel den einen oder anderen zu ähnlichem Handeln anregt.

Denn die umfassenden Leistungen eines Hospizes müssen finanziert werden. Der Staat hat per Gesetz festgelegt, dass der Aufenthalt in einem Hospiz für seine Gäste kostenlos ist. Die Krankenkassen erstatten aktuell 95 Prozent der nachgewiesenen Kosten, für die fehlenden fünf Prozent muss das Hospiz selbst aufkommen. So soll gewährleistet sein, dass ein Hospiz nicht gewinnorientiert arbeitet, wie es im geriatrischen Bereich häufig der Fall ist. Diese erforderliche Eigenleistung ergibt im Fall des Odenwald-Hospizes einen jährlichen Bedarf im mittleren bis hohen fünfstelligen Bereich.

Um diese Finanzierungslücke zu schließen, gründete sich schon 2014 der Förderverein Odenwald-Hospiz. Die Beiträge der inzwischen über 200 Mitglieder und Paten tragen in erheblichem Maß dazu bei, die Kosten der segensreichen Einrichtung zu decken. Neben zahlreichen privaten Spendern hat der Verein öffentliche Förderer: etwa den Neckar-Odenwald-Kreis und die Stadt Walldürn, regionale Banken, privatwirtschaftliche Unternehmen und Stiftungen, die zum Teil regelmäßig spenden. Die Angehörigen und Freunde von Gästen des Hospizes drücken ihren Dank für die Betreuung ihrer Lieben zum Teil mit Zuwendungen aus.

Das stationäre Hospiz mit dem offiziellen Namen "OH Odenwald Hospiz gGmbH" gibt es seit Oktober 2014 in Walldürn. Die moderne Hospizbewegung und die Palliativmedizin entstanden bereits in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in England. 1967 wurde das St. Christopher’s Hospice in Sydenham bei London gegründet. "Von dort nahm die heutige Hospizbewegung ihren Anfang", erzählt Helmut Greulich. Das erste stationäre Hospiz in Deutschland wurde 1986 in Aachen gegründet.

Hospize haben es sich zur Aufgabe gemacht, unheilbar Kranke mit einer begrenzten Lebenserwartung in ihrer letzten Lebensphase zu betreuen. "Dem Entschluss, Aufnahme in einem Hospiz zu suchen, geht oft ein jahrelanger Kampf gegen eine unheilbare Krankheit – in den meisten Fällen wohl Krebs – voraus", erklärt Greulich. "Wenn es keine Hoffnung mehr gibt, wenn man des Kampfes müde ist, wenn man keinen Widerstand mehr leisten will und kann, dann wendet sich mancher wieder dem Leben zu, weil er vielleicht plötzlich erkannt hat, dass das Sterben zum Leben dazugehört und dass es wichtig ist, vom Leben bewusst und in Würde und möglichst ohne Schmerzen Abschied zu nehmen", sagt der engagierte Walldürner.

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Einen solchen menschenwürdigen Abschied hat das Odenwald-Hospiz in den knapp sieben Jahren seines Bestehens schon rund 600 Gästen ermöglicht. Diese wohnen in einem gemütlich eingerichteten Einzelzimmer mit eigener Terrasse, in dem sogar ein Angehöriger übernachten kann. Für solche Fälle ist zudem ein separates Zimmer vorhanden. Solange die Gäste noch mobil sind, werden die im Haus frisch zubereiteten Mahlzeiten in einem großen gemeinsamen Wohnzimmer mit Kamin eingenommen. Dadurch ergeben sich Gespräche mit Mitbewohnern, deren Gästen und dem Personal sowie ehrenamtlichen Helfern.

Es gibt keinen engen Zeitplan wie im Krankenhaus oder in geriatrischen Einrichtungen. Man nimmt sich Zeit, getreu dem Motto auf den Flyern des Walldürner Odenwald-Hospizes "Das wertvollste Geschenk ist Zeit". "Liebevolle Pflege und menschliche Wärme haben im Odenwald-Hospiz den gleichen Stellenwert wie eine kompetente, ärztlich überwachte palliative Versorgung", erklärt Greulich. Und wenn sich jemand ganz zurückziehen möchte, gibt es einen sehr stilvoll eingerichteten "Raum der Stille".

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