Walldürn

Für den nächsten Starkregen gut gerüstet

Regenrückhalteanlage "Im Barnholz" soll Abwasser in geordnete Bahnen lenken - Letztes Projekt von Verbandsbauamtsleiter Withopf

16.11.2018 UPDATE: 18.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Über Zuleitungskanäle sind 16,7 Hektar Fläche an das "RÜB 1" angeschlossen.  Fotos: Janek Mayer.

Walldürn. (jam) Wie verheerend die Auswirkungen eines Starkregens auf Walldürner Gemarkung sein können, wissen nicht zuletzt die Besucher der Odenwaldring Klassik des Jahres 2016: Der Niederschlag verwandelte die Rasenflächen rund um das Fluggelände in eine morastige Sumpflandschaft, ehe die Wassermassen als reißender Strom in das Fahrerlager spülten und dort Autos, Motorräder und Wohnwagen bis an die Achsen unter Wasser setzten. Um die Auswirkungen solcher Extremereignisse zu verringern, lässt die Stadt Walldürn für gutes Geld an strategischen Punkten sogenannte "RÜB" errichten - zum Beispiel derzeit "Im Barnholz". "Diese Regenrückhalteanlage leistet einen entscheidenden Beitrag zur Gewässerökologie und zum Umweltschutz", freute sich Verbandsbauamtsleiter Thomas Withopf bei einem Vororttermin.

Noch ist es nur ein großes Loch, wo einst Bäume die Straße "Im Barnholz" säumten. Sobald die Bauarbeiten jedoch abgeschlossen sind, leistet das Regenüberlaufbecken "RÜB 1" mit angeschlossenem Retentionsbecken einen wichtigen Beitrag zur Gewässerökologie. Fotos: Janek Mayer

Das gesamte Regenwasser einer 16,7 Hektar großen Fläche soll hier künftig zusammenlaufen. 2300 Liter Abwasser pro Sekunde werden der Anlage dann über Kanäle aus dem Bereich "Im Barnholz / Buchener Straße" zugeführt. Dazu zählen auch die Gewerbeflächen auf der anderen Seite der Bahnlinie, deren Abwasser ein Pumpwerk zur Anlage befördert.

Das Regenüberlaufbecken "RÜB 1" fasst 300 Kubikmeter - nach gerade einmal etwas mehr als zwei Minuten Dauerregen wäre es damit vollgelaufen. An das Stahlbetonbecken ist jedoch ein sehr viel größeres Retentionsbecken angeschlossen, das 2500 Kubikmeter Niederschlag aufnehmen kann. Ohnehin dienen die Becken nicht dazu, das Regenwasser zu speichern, sondern sie sollen es zeitverzögert und geordnet in den Eiderbach einleiten. Ohne diese Zwischenspeicherung wäre der Eiderbach bei heftigem Niederschlag schnell überlastet.

Hintergrund

Großer Planer: "Das gesamte Abwassersystem der Stadt in den letzten 30 Jahren trägt seine Handschrift", sagt Walldürns Bürgermeister Markus Günther über Verbandsbauamtsleiter Thomas Withopf. Das Regenüberlaufbecken "RÜB 1" ist eine der letzten Maßnahmen, die

[+] Lesen Sie mehr

Großer Planer: "Das gesamte Abwassersystem der Stadt in den letzten 30 Jahren trägt seine Handschrift", sagt Walldürns Bürgermeister Markus Günther über Verbandsbauamtsleiter Thomas Withopf. Das Regenüberlaufbecken "RÜB 1" ist eine der letzten Maßnahmen, die er begleitet.

Lebensmotto: "Nach vorne zu schauen war immer mein Ziel", sagte der scheidende Verbandsbauamtsleiter Thomas Withopf abschließend.

Lob von allen Seiten: Vertreter der Unternehmen Boller-Bau und Uft sowie des Planungsbüros Ibu nutzten die Gelegenheit des Vororttermins, um Withopf für die zum Teil jahrzehntelange gute Zusammenarbeit zu danken. "Wir verlieren mit ihm einen sehr kompetenten und stets zielorientierten Ansprechpartner", sagte Thomas Scheidler (Ibu). jam.

[-] Weniger anzeigen

"Wir mussten wegen den Starkregenereignissen reagieren", erklärte Withopf. Im September 2017 beauftragte der Gemeinderat die Firma Boller-Bau (Distelhausen) mit dem Bau der Anlage einschließlich Anschlusskanalisation. Kurz darauf begannen die Erdarbeiten, die Bäume auf dem Areal wurden gerodet. Dann war allerdings erst einmal "Schicht im Schacht": Eidechsen, die sich zum Überwintern in den Wurzelbereich der Bäume zurückziehen, verzögerten die weiteren Arbeiten bis ins Frühjahr.

Dennoch kann Withopf inzwischen verkünden: "Wir sind ,über dem Zeitplan’. Es stehen nur noch ergänzende Arbeiten aus." Trotz des bei Baufirmen berüchtigten "schwierigen Walldürner Bodens" kam es zu keinen weiteren Verzögerungen, "das Wetter war für Erdarbeiten geradezu ideal". Die abwassertechnischen Anlagen errichtet derzeit die Firma Uft (Bad Mergentheim). Zu der Anlage samt Regenüberlaufbecken und Retentionsbecken zählen außerdem eine Regenwasserbehandlungsanlage mit Schmutzfangzelle, ein separates Abwasserpumpwerk sowie ein 450 Meter langer Forstweg, der künftig an den Bahnschienen entlangführen soll. Für den landschaftspflegerischen Ausgleich werden zwei Flurstücke in Gottersdorf und Glashofen aufgeforstet, auf Hornbacher Gemarkung werden 2,1 Hektar Wald aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen.

Auch interessant
Neue Industrie- und Gewerbeflächen in Walldürn: Grünpuffer wächst auf 130 Meter
Entwicklung in Walldürn: "Gewerbeflächen sind nahezu voll belegt"

Vertreter der Stadtverwaltung, der Stadtwerke und der am Bau beteiligten Firmen freuen sich über den Fortschritt bei dem Millionenprojekt "Im Barnholz".  Fotos: Janek Mayer.

Dass die exponierte Großbaustelle an den Bahngleisen bei manchen Bürgern das Interesse geweckt hat, freute Withopf. "Normalerweise interessieren sich Leute erst dann für das Abwassersystem, wenn ihr Keller bereits vollgelaufen ist", warb der scheidende Verbandsbauamtsleiter vor Ort für das "trockene" Thema. Dass er seine lange Karriere nun mit einem derart sichtbaren Großprojekt abschließt, findet Withopf passend. "Normalerweise sieht man im Abwasserbereich wenig", erklärte er. Mehr als ein Schaltschrank und drei Kanaldeckel zeugen selten von einem unterirdischen Regüberlaufbecken.

"Das größte Investitionsvolumen ist also im Untergrund versteckt." Dagegen sind die rund 3,3 Millionen Euro Baukosten für diese Anlage "sichtbar". Das Land greift der Kommune dabei allerdings kräftig unter die Arme und fördert den Beitrag zum Gewässerschutz mit 80 Prozent, verkündete Bürgermeister Markus Günther, der Withopf als Oberbauleiter sowie den beteiligten Firmen wie dem Planungsbüro Ibu (Tauberbischofsheim) dankte.

Der Neubau des "RÜB 1" mit Retentionsbecken habe im Übrigen "nichts mit der Erweiterung ,Schöner Busch’ zu tun", teilte Günther mit. "Hier sollen keine Tatsachen geschaffen werden, wie manche Kritiker behaupten", sagte der Rathauschef.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.