Grünpuffer wächst auf 130 Meter
Verwaltungsverband genehmigt neues Areal - Bedenken fanden wenig Gehör

Östlich der Panzerstraße (unser Foto) soll in Walldürn das Gewerbe- und Industriegebiet "Schöner Busch"ausgewiesen werden. Dies beschloss der Gemeindeverwaltungsverband in seiner Sitzung in Hardheim. Foto: Adrian Brosch
Hardheim/Walldürn. (adb) Breiten Raum nahm in der Verbandsversammlung des Gemeindeverwaltungsverbands Hardheim-Walldürn am Donnerstag die geplante Änderung des Flächennutzungsbereich in Gewannen "Großer Wald, Abteilung Schöner Busch" und "Barnholz/Löschenäcker" in Walldürn ein, in denen die Ausweisung neuer Industrie- und Gewerbeflächen vorgesehen ist.
Über das Vorhaben informierte Dipl.-Ing. Jürgen Glaser. Sinn und Zweck der Flächennutzungsplanänderung sei die Bereitstellung neuer Gewerbe- und Industrieflächen, um Erweiterungsmöglichkeiten für das Unternehmen Procter & Gamble sowie seine Zuliefererfirmen zu schaffen und Walldürn als Wirtschafts- und Unternehmensstandort zu erhalten. Im Gewann "Schöner Busch" sollen im Anschluss an das "Braun-Areal" zwischen der Bahnlinie Seckach-Miltenberg, der Panzerstraße und dem bestehenden Industriegebiet insgesamt 14,6 Hektar als Mischgebiet für Industrie und Gewerbe ausgewiesen werden.
Östlich der B 27 ist die 14,9 Hektar große Fläche des Gewanns "Löschenäcker" als neues Gewerbegebiet vorgesehen. Wie Glaser betonte, seien die Flächen in direkter Nähe zum Betrieb auch daher von Bedeutung, um wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Betriebsabläufe und kurze Wege zu ermöglichen.
Zwischenzeitlich wurden die Planentwürfe überarbeitet, sodass etwa der bisher auf 30 Meter taxierte "Grünpuffer" im westlichen Teilbereich "Schöner Busch" auf 130 Meter ausgeweitet wurde, was einen Wegfall der vorgesehenen Mischbaufläche bedeutet. Um ein Waldbiotop und den Barnholzgraben entlang der Eisenbahnschienen freizuhalten, wurde die vorher 22,6 Hektar große Fläche auf 14,6 Hektar reduziert. Keine Änderungen ergaben sich an der Teilfläche "Löschenäcker", an der sich jedoch mögliche Altlasten im Bereich der ehemaligen Tankstelle und die Streuobstwiesen als Probleme erweisen.
"Der genaue Umgang mit der Fläche soll auf der Ebene des Bebauungsplans geklärt werden", schilderte Glaser und erinnerte daran, "dass die Ausweisung an sich nicht voraussetzt, alles auch zu bebauen." Zudem dürfe man aufgrund der Nähe zu Wohngebieten "nur in Tageszeiten und geschlossenen Räumen" arbeiten. Dafür sei die Entwicklung der Firma Procter & Gamble nicht abschätzbar. Zwar habe das Unternehmen die Kapazität des aktuellen Firmengelände als ausgereizt bezeichnet, doch hänge die Weiterentwicklung des Standorts Walldürn vorrangig davon ab, inwieweit Umbaumaßnahmen realisiert werden können.
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Im Bereich "Schöner Busch" wären fernerhin Rodungsarbeiten erforderlich, was Ausgleichsmaßnahmen über 18,9 Hektar bedingen würde. Zusätzlich kritisierten der Landesnaturschutzverband und die Bürgerinitiative Walldürn "Erhalt Schöner Busch - Löschenäcker" die bauliche Erweiterung über die B 27 hinweg, massive Einschnitt in Orts- und Landschaftsbild sowie eine Beeinträchtigung der Stadtansicht.
Der GVV kam aber zu dem Entschluss, dass "keine direkte Sichtbehinderung zum Stadtkern" festgestellt werden könne und an Walldürns Stadteingang bereits gewerbliche Bebauung dominiere. Weitere Vorwürfe seitens des Landesnaturschutzverbands und der Bürgerinitiative, dass die Planung nicht mit dem Regionalplan konform ginge, wies man zurück. Stattdessen benötige die Förderung von Naherholung und Tourismus gleichermaßen die Ausweitung solcher Flächen, um Walldürn als Wirtschaftszentrum zu etablieren.
In der entstehenden Diskussion erkundigte sich Ramona Paar nach der Regelung des Ausgleichsflächenbedarfs und bezeichnete diese als "nicht hinreichend plausibel". Dieter Goldschmitt befürchtete eine mögliche Schädigung des Verbands-Industrieparks (VIP): "Wir haben doch ein schönes Gewerbegebiet mit vielen Bebauungsmöglichkeiten", hielt er fest. Mit zehn Ja-Stimmen, sieben Nein-Stimmen und vier Enthaltungen beschloss die Versammlung den Entwurf der Änderung und gab die Flächen für die künftige Ausweisung als Gewerbe- und Industriegebiet "Schöner Busch" und Gewerbegebiet "Löschenäcker" frei.



