Die Weihnachtsbäume sollen nun doch erstrahlen
Nach Kritik der Bürger rudern Bürgermeister und Verwaltung nun doch zurück. Ein Kompromiss sieht eine Beleuchtung mit LED vor.

Walldürn. (Sti.) Die bislang nicht illuminierten Weihnachtsbäume in der Kernstadt sollen zeitnah eine kostengünstige LED-Weihnachtsbaumbeleuchtung erhalten. Betroffen sind Bäume am Stadt- und Wallfahrtsmuseum, am historischen Rathaus, Am Plan, an der Sparkassenkreuzung, auf dem Vorplatz der Volksbank, bei der Kirche St. Marien, bei der evangelischen Kirche, beim Friedhof und beim Odenwald-Hospiz. Bislang gab es in der Kernstadt sowie in den Walldürner Stadtteilen nur jeweils einen beleuchteten Weihnachtsbaum. Verzicht hatte Bürgermeister "von Herzen wehgetan"
Die Kehrtwende kündigte Bürgermeister Markus Günther in der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses an, nachdem das Thema "Weihnachtsbeleuchtung und Weihnachtsmarkt" auf die Agenda gerückt war. Es ist momentan in der Wallfahrtsstadt Walldürn in aller Munde und wird dort heiß diskutiert. In der Sitzung nahm es breiten Raum ein, nachdem die SPD-Fraktion es mit einem entsprechenden Antrag auf die Tagesordnung gesetzt hatte.

Die Sozialdemokraten informierten, dass zuletzt mehrfach Bürgerinnen und Bürgern wegen der Absage des Weihnachtsmarkts, der Nichtinbetriebnahme der Weihnachtsbeleuchtung und der ungeschmückten Weihnachtsbäume an die Stadträte herangetreten waren. Diese hätten zum Teil erhebliche Kritik einstecken müssen. Denn die Bürger machen den Gemeinderat für die Entscheidung, die die Verwaltung eigenmächtig – ohne Entscheidung des Gemeinderats – getroffen hat, verantwortlich. Laut SPD-Antrag sehen zudem viele Walldürner in den Maßnahmen keinen sinnvollen Beitrag zur Energieeinsparung.
Die Fraktion der Sozialdemokraten wolle die Vorgaben der Energiesparverordnung zwar mittragen, sei aber der Ansicht, dass die getroffenen Maßnahmen kaum Energie einsparen. "Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass ,Weihnachtsbäume‘ geschlagen und dann ohne Weihnachtsschmuck aufgestellt und nicht einmal mit einer Lichterkette beleuchtet werden", schreibt die SPD. Sie hätte zumindest erwartet, dass der Bauhof die Bäume schmückt.
Dieser Ansicht war wohl auch die katholische Kirche. Wie der Bürgermeister später anmerkte, hatte die Stadt der Pfarrgemeinde einen Baum für die Wallfahrtsbasilika bereitgestellt. Doch im ungeschmückten Zustand hatte die Kirche das Angebot schlicht abgelehnt.
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Die Entscheidung, auf die Beleuchtung zu verzichten, hatten sich Günther und die Verwaltung nach eigenen Angaben nicht leicht gemacht. Es habe ihm "von Herzen wehgetan". Dennoch: "Die Stadtverwaltung vertritt die Ansicht, dass es sich bei der Energieeinsparung um eine Gemeinschaftsaufgabe von Politik, Unternehmen sowie den Verbrauchern handelt", erwiderte Markus Günther, nachdem die SPD-Fraktion ihr Anliegen vorgetragen hatte. Man sei den Empfehlungen des Bundes, des Landes und der Kommunalverbände gefolgt, möglichst als Vorbild im Hinblick auf die Energiemangellage voranzugehen. Demnach seien Energiesparmaßnahmen zur Stärkung der Versorgung von großer Bedeutung, um den Eintritt einer Notfallsituation in diesem und im nächsten Winter zu vermeiden oder abzumildern. "Jede eingesparte Kilowattstunde hilft ein Stück weit aus der Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen heraus", merkte der Rathauschef an. Eine weitere Intension der Stadtverwaltung sei es gewesen, einen Vorbildeffekt zu entfalten, um freiwillige Energiesparmaßnahmen in anderen Bereichen anzustoßen.
Nachdem sich mehrere Mitglieder des Finanzausschusses kritisch geäußert hatten, zeigte sich der Bürgermeister kompromissbereit. Er sicherte zu, die bisher nicht beleuchteten Weihnachtsbäume in der Kernstadt mit kostengünstigen LED auszustatten. DCB-Stadträtin Sieglinde Fach wünschte sich für die Zukunft vonseiten des Bürgermeisters und der Verwaltung mehr Kommunikationsbereitschaft und Informationsfluss.