Walldürn

Baran Maßkonfektion stattet Pflegeheime kostenlos mit Mund-Nasen-Masken aus

Ein wertvolles Zeichen der Solidarität - 1000 Stück werden am Tag hergestellt

29.03.2020 UPDATE: 29.03.2020 20:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Masken statt Maßanzüge: Seit Mittwoch ist die Produktion komplett umgestellt. Foto: Rüdiger Busch

Walldürn. (rüb) Unaufhörlich rattern die Nähmaschinen – auch am Sonntag. Doch wo normalerweise hochwertige Hemden und maßgefertigte Anzüge hergestellt werden, werden nun Schutzmasken in großer Zahl produziert. Seit Mittwoch hat die Firma Baran Maßkonfektion in der Keimstraße in Walldürn ihre Produktion komplett umgestellt. Neben Masken für einen Großauftrag stellen Serif Simsek und sein Team auch welche für den Verkauf in der Region her. Der 43-jährige Familienvater, der seit 20 Jahren in Deutschland lebt, setzt hierbei ein besonderes Zeichen der Solidarität: Er möchte dem Personal und den Bewohnern aller Walldürner Pflegeheime Masken kostenlos zur Verfügung stellen.

Masken so weit das Auge reicht: Selin Simsek, Filiz Simsek, Serif Simsek und Sevilay Bolat zeigen, um welches Produkt sich seit Mittwoch bei der Firma Baran Maßkonfektion in Walldürn alles dreht. Foto: Rüdiger Busch

Seit sich bei Serif Simsek in der vergangenen Woche ein großes Unternehmen gemeldet hat, das bundesweit Kliniken und Pflegeeinrichtungen mit Textilien beliefert, stehen in seiner Schneiderei die Nähmaschinen kaum noch still. 1000 sogenannter Mund-Nasen-Masken werden bei Baran seither täglich produziert – auch am Wochenende. Diese Zahl soll sich in den nächsten Tagen verdoppeln. Dafür wurde eine zusätzliche Nähmaschine bestellt, und es wird ein Zwei-Schicht-Betrieb eingeführt. Das normalerweise sechsköpfige Produktionsteam wurde auf acht Mitarbeiter erhöht, dank der Tochter und deren Freundin, die ebenfalls mithelfen.

Klar ist: Die Masken haben nicht die gleiche Schutzfunktion wie Atemschutzmasken, die für medizinisches Personal im Umgang mit dem Coronavirus zertifiziert sind. Aber sie stellen zumindest eine textile Barriere dar. Diese schützt zwar in erster Linie nicht den Träger, sondern vielmehr sein Gegenüber vor einer möglichen Infektion.

Die in Walldürn hergestellten Masken sind doppellagig und bestehen aus einhundert Prozent Baumwolle. Sie sind bei 90 Grad waschbar und damit wiederverwendbar. Etwa ein Jahr lang könne man eine solche Stoffmaske verwenden, erklärt Serif Simsek.

Die Idee, nicht nur den Großkunden mit Masken zu bedienen, sondern auch welche für die Menschen in der Region herzustellen, kam ihm Ende der vergangenen Woche, als er mit einer seiner Mund-Nasen-Masken im Gesicht seine Schneiderei verließ und bei seinem Weg durch die Stadt die neugierigen Blicke einiger Senioren auf sich zog. "Wo bekommen die besonders gefährdeten Menschen und ihre Pfleger Masken her?", dachte sich Simsek angesichts des weltweiten Notstands an zertifizierten und einfachen Masken. Da entschied er spontan, die Produktion auszuweiten.

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"Es geht mir nicht darum, Geld zu verdienen, sondern zu helfen – und zwar mit dem was ich kann, was meine Familie kann und was meine Mitarbeiter können!" Mondpreise für seine Masken, wie sie teilweise im Internet zu finden seien, werde Serif Simsek deshalb nicht verlangen. Er möchte nur die Kosten abdecken. Der Vertrieb könnte über die Apotheken in der Region erfolgen, welche die Masken auf Kommission verkaufen könnten, so sein Plan.

Doch nicht nur das: Alle Walldürner Pflegeheime möchte er kostenlos mit Masken ausstatten. Mit den Verantwortlichen des Wohn- und Pflegezentrums "Maria Rast" der Arbeiterwohlfahrt hat er diesbezüglich bereits Kontakt aufgenommen. Das Geriatriezentrum St. Josef soll am heutigen Montag folgen."Wir können dieses Virus nur gemeinsam bekämpfen", ist sich Serif Simsek sicher, "und dafür müssen wir Solidarität zeigen." Es sind Beispiele der Solidarität wie dieses, die in dieser schweren Zeit Mut machen.

Info: Baran Maßkonfektion, Telefon 06282 / 92 83 05

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