Schneiderin Carmen Back fertigt im Akkord Atemschutzmasken
"Es ist echt schön, dass man was tun kann" - Und fragt sich, ob noch mehr Näherinnen mit machen

Von Felix Hüll
Eberbach. Es war gar nicht mal die Erinnerung an John F. Kennedy, der Carmen Back zu ihrem Tun jetzt veranlasst hat. Es drängt sich einem aber das bekannte Zitat von Kennedys Amtsantritt 1959 auf , wenn man die Aktion der Eberbacher Schneidermeisterin heute ansieht: sie fertigt eine Atemschutzmaske nach der anderen. Die sind bekanntermaßen knapp und werden ihr dankbar von Leuten abgenommen, die von Berufs wegen Kontakt mit (fremden) Mitmenschen nicht vermeiden können.
"Eine Frau aus meinen Nähkursen ist Krankenschwester auf der Intensivstation. Die hat richtig geweint, als sie gesagt hat, dass sie sich jetzt an der Klinik große Sorgen machen", berichtet Carmen Back, die ’das "Mädchengeschäft’ "Das Atelier" in der Friedrichstraße betreibt, in dem Frauen und Mädchen unter anderem Stoffe und Nähzubehör und mehr dergleichen erstehen Lkönnen.
Wie andere Geschäfte mit nicht lebensnotwendigem Warensortiment hat Back seit letzter Woche geschlossen. "Die erste Woche habe ich gedacht, gut, bringe ich den Laden auf Vordermann. Eine Kollegin aus Uelzen hatte mich gefragt, ob auch bei uns Atemschutzmasken gerade besonders gut gehen, so wie bei ihnen. Da hab’ ich gesagt, davon habe ich gar nichts bemerkt." Und weil Carmen Back an die ihr bekannte Krankenschwester dachte, fing sie an – nun eben doch ganz im Sinne John F. Kennedys Zitat "Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt".
Wo sonst fünf Personen arbeiteten (von denen eine noch vor der Pandemie in Elternzeit ging), sind jetzt nur noch Carmen Back und ihre Tochter Katarina Henrich im Geschäft, "die übrigen habe ich frei gestellt, damit sie nicht arbeitslos sind. In einem Monat sehen wir weiter," vertagt Back die Beschäftigung mit diesem wirtschaftlichen Problem, um sich der Sache zuzuwenden, auf die es jetzt vordringlich ankommt. "Für uns ist es echt schön, dass man etwas tun kann", sagt Back.
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Sie hatte ihr Lager betrachtet, Erforderliches hinzu bestellt und näht seither 100-Prozent-Baumwoll-Atemschutzmasken. Neben Tochter Katarina legt Tochter Lilith Back die Masken zusammen und Mutter Elisabeth Wipfler zieht Gummihalterungen ein.
Die Masken haben eine Tasche, in der Slipeinlagen oder Tempos eingelegt werden können. Deren Gewebe nimmt Feuchtigkeit auf, da die Maske ja über längere Zeit dicht an Mund und Nase getragen wird.
So wie mit den Einlagen experimentiert Back derzeit noch mit der Halterung für die wellenförmige Gesichtspassform: am besten dafür geeignet erwiesen habe sich der Metallstreifen von Schnellheftern, dessen Enden normalerweise durchs gelochte Papier gesteckt werden.
Medizinisches Personal, aber auch Leute aus der Verwaltung haben schon Masken gekauft. Im Krankenhaus sei man begeistert gewesen, als Back ankündigte, dass sie der Klinik 200 Masken schenke. Als nächstes will sie der Feuerwehr Masken liefern. Sie habe jede Menge Material und würde sich freuen, wenn sich noch weitere Näherinnen fänden.
Info: Details und Infos gibt’s nach einer Mail an info@stoff-versand.de