Kalkung nun im Gretengrund (Update)
Das Dolomitgestein soll den PH-Wert im Wald steigern. Doch die Kalkung verzögert sich wegen Hubschrauber-Wartung und Regen.

Eberbach. (red) Wie die Stadtförsterei mitteilt, wurde die Waldkalkung mit dem Hubschrauber auf dem Itterberg am Mittwoch beendet. Die Absperrungen in diesem Bereich sind dementsprechend entfernt worden.
Derzeit wird der Distrikt Gretengrund in Angriff genommen (zwischen der Landesgrenze und B45). Die Waldzugänge werden gesperrt und eine Umleitung für den Neckarsteig eingerichtet. Die Maßnahme insgesamt dauert voraussichtlich bis Ende nächster Woche.
Update: Donnerstag, 10. August 2023, 20.06 Uhr
"Medizin für die Bäume und den Boden"
Von Alissa de Robillard
Eberbach. Die Waldkalkung um Eberbach verlängert sich bis voraussichtlich Ende August. Grund dafür seien Wartungsarbeiten am Hubschrauber sowie die starken Regenfälle der vergangenen Tage, teilte die Stadtverwaltung mit. Diese Entscheidung habe der Pilot vor Ort zusammen mit der Stadtförsterei getroffen. Dass Hubschrauber auch bei Regen fliegen können und das Kalkgemisch nicht an Wirkung verliert, darüber sind sich Ulrike Riedl vom Kreisforstamt und ein Mitarbeiter der Fluggesellschaft Helix einig.
Dennoch würden die Piloten nach Sicht und nicht nach Navigation fliegen, was bei Starkregen und einer tiefen Wolkenuntergrenze schwierig sei. Zusätzlich könne der Kalk nicht gut über dem Wald verteilt werden, da er im Regen verklumpt. Die Verzögerung habe aber wenig Auswirkung auf das Vorhaben, denn laut Riedl "wurde ein Puffer in der Planung eingerechnet".
Da die Hubschrauber strengen Regularien unterlägen – einer Art Tüv-Prüfung, wie der Mitarbeiter von Helix es nennt – seien Wartungsarbeiten während eines Einsatzes abzusehen. "Je nach Art und Funktion der einzelnen Hubschrauber-Teile müssen diese alle 100 bis 150 Einsatzstunden geprüft und überholt werden", heißt es vonseiten der Fluggesellschaft. "Wir bauen die Teile lieber vorher aus, bevor etwas passiert." Außerdem finden bei diesen Wartungsarbeiten, wie bei Autos, wichtige Ölwechsel statt.
Von den rund 2000 Hektar Wald, in denen die Bodenschutzkalkung durchgeführt wird, gehören nach Angaben von Ulrike Riedl ungefähr 1000 Hektar zum Eberbacher Stadtwald. Die restliche Fläche gehöre Fürst zu Leiningen, Brombach und Heddesbach. Bei Letzteren handele es sich um gemischte Wälder – also Stadt- und Privatwaldflächen.
"Eine Waldkalkung ist sehr arbeitsaufwendig", erzählt Riedl. Die Planung habe ein Jahr lang gedauert, denn: Die Flächen müssen ermittelt und festgelegt werden, die Waldbesitzer müssen der Kalkung zustimmen und die Förderanträge müssen eingereicht werden. Zudem finde eine Ausschreibung statt, um eine Firma – in diesem Fall Helix – mit der Waldkalkung zu beauftragen. "Es müssen alle mit ins Boot geholt werden", sagt sie.
Die Aktion sei notwendig, um die Bodenfunktion des Waldes zu verbessern. "Die Kalkung ist wie Medizin für die Bäume und den Boden", erklärt Riedl. Dadurch könnten die Bäume Wasser und Nährstoffe wieder besser aufnehmen. "Je weniger der Wald leidet, desto besser."
Nach Messungen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt sei der hiesige Boden zu sauer und würde den Lebewesen und dem Grundwasser schaden. Um den PH-Wert im Gestein zu erhöhen, soll der Wald gekalkt werden. "Es gibt zwei Arten von Kalk, die dafür genutzt werden", erklärt Riedl. "Entweder Dolomitgestein, eine Mischung aus Kalzium und Magnesium, oder die stärkere und teurere Variante aus Dolomit und einem Holzaschegemisch." In Eberbach werde die erste Variante genutzt, aber für die Waldkalkung im kommenden Jahr im Kleinen Odenwald sei die stärkere Variante notwendig.
Gekalkt werden die rund 2000 Hektar Wald hauptsächlich mit einem Hubschrauber des Typs Airbus AS 350. Dabei handelt es sich um einen Standard-Helikopter mit einer Turbine hinten, heißt es von der Firma Helix. Am Helikopter ist ein Kübel befestigt, der ungefähr eine Tonne Material fasst. Das wird innerhalb von zwei Minuten über dem Waldgebiet verschüttet.
Danach fliegt der Hubschrauber zurück zum Ladeplatz, der in Zusammenarbeit mit Helix, dem Kreisforstamt und der Stadt festgelegt worden ist. Der Mitarbeiter der Firma Helix erzählt: Es sind immer mindestens drei Leute vor Ort: der Pilot, der Lader und Bodenhelfer. Letzterer hilft nicht nur bei der Beladung des Kalkes, sondern sorgt auch für dei Einhaltung der Waldsperrungen, die für die Kalkung notwendig sind.
"Die Sperrungen sind nicht notwendig, weil das Dolomitgestein giftig ist", versichert Riedl, "sondern weil sich, gerade wenn es nass oder regnerisch ist, Klumpen aus Kalk bilden, die vom Himmel fallen". Schon kleinste Klumpen können aus der Höhe sehr gefährlich sein. Deshalb wird der Wald gesperrt.
