Seckach

Biogasanlage kann flexibel Strom und Wärme produzieren

Bei der Biogasanlage Seckach hat man rund 1,5 Millionen Euro in ein Blockheizkraftwerk und einen Gasspeicher investiert.

03.08.2021 UPDATE: 04.08.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Über die Erweiterung der Biogasanlage Seckach informierten (v. l.) Roland Bangert, Reinhold Rapp (beide Vorstand „Bürger-Energie Großeicholzheim“), Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Ludwig, Reiner Wetterauer (Technischer Geschäftsführer Biogasanlage), Jutta Bode (Mitarbeitern von Green City) und Eduard Schindler (Kaufmännischer Geschäftsführer Biogasanlage). Foto: Martin Bernhard

Seckach. (mb) Die Biogasanlage Seckach kann seit dem Jahr 2019 ihre Strom- und Wärmeproduktion flexibel dem Bedarf anpassen. Dafür hat sie in den vergangenen beiden Jahren rund 1,5 Millionen Euro investiert. Am Dienstag stellten die Verantwortlichen dieses Konzept der Presse vor.

Mit Stolz wies Eduard Schindler, kaufmännischer Geschäftsführer der Biogasanlage Seckach von der Green City Operations & Management GmbH, darauf hin, dass nur wenige Biogasanlagen in Deutschland in der Lage seien, so flexibel zu produzieren wie die Anlage in Seckach. "Das ist eine Vorzeige-Anlage in einem Top-Zustand", sagte er.

Er zeigte sich zuversichtlich, dass man mit der Bundesnetzagentur einen Vertrag über das Jahr 2026 hinaus werde abschließen können. Der aktuelle Vertrag nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) läuft zu diesem Zeitpunkt aus.

Dass die Anlage bedarfsorientiert Wärme und Strom produzieren kann, habe man in den beiden vergangenen Jahren durch eine Investition in Höhe von 1,5 Millionen Euro erreicht. So erhielt die Anlage ein weiteres Blockheizkraftwerk. Seitdem kann sie insgesamt mehr als 2000 Kilowatt an Strom und Wärme erzeugen. Außerdem kann man nun die Produktion steuern. So fährt man die Anlage im Sommer mit halber Last, im Winter, wenn mehr Wärme und Strom benötigt werden, mit voller Last. Lediglich die vertraglich vereinbarte Jahresproduktion von rund sieben Millionen Kilowattstunden an elektrische Leistung darf man nicht überschreiten.

Dank eines neuen Gasspeichers kann man außerdem das produzierte Biogas nahezu 48 Stunden lang speichern. So kann man den Strom mit dem gespeicherten Gas zu Spitzenlastzeiten produzieren und dadurch einen höheren Verkaufspreis erzielen. Nach den Worten von Schindler liefert die Anlage zurzeit nur etwa 50 Prozent ihrer Leistung. Im Winter wird sie dagegen zu 100 Prozent ausgelastet sein, da dann mehr Wärme und mehr Strom benötigt werden.

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Reiner Wetterauer, Geschäftsführer der Biogasanlage Seckach, ging auf die Entwicklung der im Jahr 2006 errichteten Anlage ein. Diese sei im Jahr 2008 zum ersten Mal erweitert worden. Im Jahr 2009 ergänzte man sie um eine Anlage zur Trocknung von Feststoffen wie Hackschnitzel oder Getreide. 2013 schloss die Biogasanlage GmbH & Co. KG einen Wärmelieferungsvertrag mit der Genossenschaft "Bürger-Energie Großeicholzheim" ab.

Wie Reinhold Rapp, Vorstand der "Bürger-Energie Großeicholzheim", sagte, investierten die Genossenschaft und die Biogasanlage Seckach rund 3,5 Millionen Euro und verlegten rund acht Kilometer an Versorgungsleitungen nach und in Großeicholzheim. Die Genossenschaft verfüge inzwischen über 169 Mitglieder, von denen 122 mit ihren Haushalten an das Nahwärmenetz angeschlossen seien.

Wie Roland Bangert, ebenfalls Vorstand von "Bürger-Energie Großeicholzheim", sagte, zahlten die Teilnehmer noch immer denselben Preis für Energie wie zu dem Zeitpunkt, als sie Mitglieder der Genossenschaft wurden. 87 Prozent der Energie produziere die Biogasanlage auf nachhaltige Weise. Die fehlenden 13 Prozent an Wärmeenergie erzeuge sie durch das Verbrennen von Erdöl. Das sei zum Beispiel erforderlich, wenn im Winter die Außentemperatur unter drei bis vier Grad Celsius falle. Allerdings ist man zuversichtlich, den Erdölanteil an der Wärmeerzeugung bald auf fünf bis sieben Prozent reduzieren zu können. Die Genossenschaft erwirtschaftete einen Jahresumsatz von rund 400.000 Euro im Jahr.

Nach Angaben von Eduard Schindler hat die Anlage seit ihrem Bestehen für eine Ersparnis von mehr als 52.000 Tonnen Kohlendioxid gesorgt und mehr als 95 Millionen Kilowattstunden Energie auf nachhaltige Weise erzeugt.

"Erneuerbare Energie ist ein Markenzeichen von Seckach", stellte Thomas Ludwig, Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Bio-Energie Großeicholzheim, fest. Er wies auf verpachtete Dächer für Fotovoltaikanlagen in der Kommune und zwei Windräder auf Seckacher Gemarkung hin. Ludwig freute sich über die "hohe Akzeptanz" der Bevölkerung bezüglich erneuerbarer Energien. Dank dieses Modells bleibe die Wertschöpfung in der Region. Landwirte profitierten ebenso von der Anlage wie die Bevölkerung. Außerdem leiste man damit einen Beitrag zum Umweltschutz. "Ich kann das Modell Biogasanlage und Nahwärme anderen Kommunen nur empfehlen", sagte Ludwig.

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