Osterburken wird wohl Luftrettungsstandort
Staatssekretär Wilfried Klenk besuchte die Römerstadt und würdigte dabei die Arbeit der Rettungskräfte.

Von Andreas Hanel
Osterburken. Was den Hubschrauber angeht: Den habe ich heute nicht dabei", sagte Wilfried Klenk, der Staatssekretär des Innenministeriums Baden-Württemberg, mit einem Augenzwinkern bei seinem gestrigen Besuch in Osterburken. Hintergrund des Themas "Hubschrauber" ist die Installation eines Luftrettungsstandorts, der den diesbezüglich weißen Fleck im Neckar-Odenwald-Kreis abdecken soll. Allerdings brachte Klenk die Botschaft mit, dass die Pläne, den Luftrettungsstandort nach Osterburken zu verlegen, "sehr konkret" seien. Passend zum Thema machte sich der Staatssekretär bei seinem Besuch ein Bild von der Situation der Rettungskräfte in der Römerstadt.
"Wenn Sie als Bürgermeister wiedergewählt werden, bitte ich Sie, den von uns vorgeschlagenen Standort bezüglich des Grunderwerbs unter die Lupe zu nehmen", sagte Klenk an Osterburkens Stadtoberhaupt Jürgen Galm gewandt. Klar ist: Was den Luftrettungsstandort angeht, ist noch nichts offiziell. Doch dass die Chancen äußerst hoch sind, dass dieser gemäß eines vom Innenministerium in Auftrag gegebenen Gutachtens nach Osterburken kommt, war den Ausführungen Klenks durchaus zu entnehmen. Allerdings gab dieser auch zu bedenken, dass "es auch Menschen gibt, die so etwas stört". Dies müsse man im Vorfeld sauber prüfen.
Doch eigentlich standen beim gestrigen Besuch des Staatssekretärs die Rettungskräfte im Mittelpunkt. So machte Klenk im Feuerwehrgerätehaus in Osterburken Halt (wir werden noch berichten), nachdem er die DRK-Rettungswache besucht hatte.
Dort begrüßte ihn Tobias Münch, Vorstandsmitglied der Jungen Union Bauland, im Namen des CDU-Stadtverbands Osterburken. Münchs Gruß galt außerdem Minister Peter Hauk, MdB Nina Warken, Landrat Dr. Achim Brötel, Bürgermeister Jürgen Galm, dem Ärztlichen Leiter der Neckar-Odenwald-Kliniken Dr. Harald Genzwürker, dem Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr sowie Siegrid Albrecht, der Vorsitzenden der Helfer-vor-Ort-Gruppe Osterburken.
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Mit Klenks Besuch wolle man auf die "unermüdliche Arbeit unserer Helfer" aufmerksam machen und dafür ein Zeichen des Respekts setzen, so Münch, bevor er das Wort an Bürgermeister Galm übergab.
Dieser betonte, dass die Arbeit der Rettungskräfte in der Römerstadt gut funktioniere, allerdings müsse man sich dennoch Gedanken machen, wie Dinge zu optimieren seien. "Denn die Bevölkerung erwartet, dass die Dinge – gerade im Unglücksfall – funktionieren." Deshalb habe man auch im Rahmen der Bürgerwerkstatt eine Gruppe gegründet, die sich mit dem Thema "Notfallplanung" auseinandersetzt, damit man sich hier "wohl und sicher" fühlt. Und dazu gehöre auch ein Rettungshubschrauber, wobei es schwierig sei, einen Ort zu finden, der alle Kriterien erfüllt", wie Galm anmerkte.
Anschließend stellte Siegrid Albrecht die Helfer-vor-Ort-Gruppe vor. Deren Aufgabe sei es, bei einem Notfall das "therapiefreie Intervall", also die Zeit, bis der Rettungsdienst vor Ort ist, zu überbrücken. In Osterburken gäbe es aktuell zehn Mitglieder, die nicht nur ehrenamtlich tätig sind, sondern die sich auch noch selbst finanzieren: Die Kosten für ihr Fahrzeug oder für ihre Ausrüstung stemmen die Mitglieder selbst – was eigentlich nicht sein könne, so der allgemeine Tenor der Anwesenden. Wie wichtig die Helfer-vor-Ort sind, zeigt sich an den Einsatzzahlen. So waren sie vor der Pandemie im Jahr 2019 zum Beispiel 62 Mal im Einsatz. "Was wir tun, kann sich für Osterburken sehen lassen", so Albrecht.
Das sah auch der leitende Notarzt Dr. Harald Genzwürker so: "Eine schlagkräftige Gruppe, die eine sehr große Unterstützung ist", lobte er die Helfer-vor-Ort. In Sachen "First Responder" sei Osterburken ein Paradebeispiel, so Genz-würker, der die notfallmedizinische Versorgung im Landkreis umriss. Bei einer Fläche von 1126 Quadratkilometern sei es eine "Herausforderung", die Menschen zu erreichen. Besonders, wenn es mehrere Notfälle gleichzeitig gebe, führe dies zu Problemen. Und Notfälle gibt es genug: 2184 Alarmierungen gingen allein in der ersten Hälfte dieses Jahres ein. Unterstützung gibt es dabei auch von den "Mobilen Rettern". Der Landkreis beteilige sich nun schon seit drei Jahren an diesem Pilotprojekt, bei dem die "Mobilen Retter" über eine App alarmiert werden. Außerdem hob Genzwürker die mit 274 Standorten gute Abdeckung mit Defis im Landkreis hervor.
Wilfried Klenk betonte, dass die Arbeit der Rettungskräfte Respekt und Anerkennung verdiene. Dass Helfer bei ihren Einsätzen beschimpft werden, sei eine "Entwicklung, die aufs Äußerste zu verurteilen ist".
Um die Arbeit der Einsatzkräfte im Bevölkerungsschutz zu honorieren, zahle das Land seit diesem Jahr 130 Euro pro Jahr und Einsatzkraft für etwa Ausrüstung und Fortbildungen. Weiter informierte der Staatssekretär, dass man künftig eine Hilfsfrist, und zwar von zwölf Minuten, einführen wolle. Auch hierbei müsse man weißen Flecken mit zusätzlichen Rettungswachen und vor allem adäquaten Personal entgegensteuern.
Sowohl Minister Peter Hauk als auch Landrat Dr. Achim Brötel lobten abschließend die Arbeit des Staatssekretärs und des Innenministeriums.